0853 - Tanz der Skelette
verstrichen. Er merkte, dass er mehr Kraft benötigte als bei seiner ersten Verfolgung. Vielleicht war es doch gut gewesen, dass er sich »übertaktet« hatte…?
Er musste schneller vorankommen als bisher, um die Kolonne einzuholen und damit den größer gewordenen zeitlichen Abstand auf Null zu bringen.
Er verfiel in einen leichten Trab. Dabei fühlte er sich sicherer als zuvor.
Aber etwas anderes fühlte sich immer unsicherer…
***
Der Voodoo-Priester bot Juan Pereira einen Stuhl an. Juan setzte sich etwas zögernd.
»Ich weiß, weshalb du gekommen bist«, sagte Kolongo. »Du bist nicht der erste, der heute den Weg zu mir fand, und du wirst nicht der Letzte sein.«
»Woher wissen Sie…«
»Woher ich weiß, was du von mir willst?« Kolongo kicherte. »Ich wäre nicht, was ich bin, wenn ich es nicht in deinen Augen sehen könnte. Nun, was hast du mir mitgebracht?«
»Mitgebracht?«
»Ja. Eine Opfergabe. Was bietest du mir an, damit ich deinen Wunsch erfülle?«
Juan schluckte. »Ich dachte, Sie…« Er verstummte wieder.
»Du bist zum ersten Mal bei einem Voodoo-Priester«, stellte Kolongo fest. »Deshalb weißt du noch nicht, dass keiner von uns etwas aus Menschenfreundlichkeit tut. Wir müssen leben, Juan. So wie du auch. Du arbeitest doch nicht zum Spaß, sondern um Geld zu verdienen und dein Überleben zu sichern. Ähnlich ist es bei uns. Was also kannst du mir bieten?«
»Ich habe kein Geld«, sagte Juan bedrückt. »Es reicht gerade für mich selbst, was ich habe.«
»Es muss kein Geld sein.«
»Aber was dann?«
Kolongo sah ihn nur schweigend an.
»Ich kann Ihnen nur ein Versprechen anbieten«, seufzte Juan. »Das Versprechen, dass ich…«
»Halt!«, unterbrach Kolongo ihn. »Sprich es nicht aus. Mir reicht, dass du daran denkst, und dass du es halten wirst, wenn ich die Erfüllung dieses Versprechens verlange.«
»Aber… aber Sie wissen doch gar nicht, was ich…«
»Ich werde mit einer Bitte zu dir kommen«, sagte Kolongo. »Und du wirst sie mir erfüllen. Dann ist dein Versprechen abgegolten.«
»Und was wird es sein?«
»Das weiß ich selbst noch nicht. Aber im entscheidenden Moment werde ich es dir sagen. Bist du einverstanden?«
»Ja«, sagte Juan leise und fügte hinzu: »Was bleibt mir anderes übrig?«
»Auf deine Bitte zu verzichten.«
Juan schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Ich bin einverstanden.«
»Dann werde ich dir helfen, wie ich auch den anderen helfe.«
Juan schluckte. Er fragte sich, ob er nicht gerade seine Seele verkauft hatte.
***
Schon nach kurzer Zeit erreichte Zamorra die Stelle, an der die Flötenspielerin die Straße verlassen hatte. Wie mit Nicole abgesprochen, wartete er. Aber nicht im Halbtrance-Zustand, sondern er fror die Szene einmal mehr ein und kehrte ins Vollbewusstsein zurück. Er fühlte, dass er tatsächlich wieder eine Menge Kraft verloren hatte. Immerhin würde es, wie er schätzte, noch für eine Weile reichen, bis er wieder so entkräftet war, dass es keinen Sinn mehr hatte weiterzumachen.
Kurz darauf tauchte Nicole mit dem Range Rover auf. Sie betrachtete abschätzend den Weg, den die Skeletthorde genommen hatte.
»Die haben hier ganz schön was niedergetrampelt«, stellte sie fest. »Der Spur könnte ein Blinder folgen. Ich schätze, für die nächste Zeit brauchst du die Zeitschau nicht. Wir können auch so hinterher.«
Zamorra sah auf den Rover. »Was machen wir mit dem Wagen? Lassen wir ihn hier stehen? Ich könnte mal einen Blick auf die Straßenkarte werfen und abschätzen, ob wir die Skelette an einer anderen Stelle wiederfinden können.«
»Wozu? Wir fahren einfach in diese Schneise hinein. Selbst wenn sie schmaler wird, kommen wir mit dem Geländewagen noch durch. Deshalb haben wir den ja genommen und keine Limousine.«
»Da hast du natürlich Recht. Also probieren wir's mal.«
Er stieg ein. »Sehr weit werden sie sicher nicht mehr gekommen sein. Ich denke, wir werden sie drei oder vier Kilometer weiter aufspüren. Spätestens.«
Nicole setzte sich wieder ans Lenkrad und brachte den Wagen auf die Spur. Selbst wenn die Skelette nicht eine breite Schneise getrampelt hätten, wären sie hier durchgekommen. Die Bäume standen weit genug auseinander, und das Unterholz spielte keine entscheidende Rolle. Mochten die Zweige doch Kratzer in den Lack ziehen. Das ließ sich ausbessern.
Unwillkürlich grinste Nicole.
Ein paar Jahre lang hatten sie bei vielen internationalen Autovermietern auf der »schwarzen Liste«
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