0853 - Tanz der Skelette
Amulett an sich. Vorsichtshalber. Dabei hoffte sie, dass Taran ihr nicht auch einen Streich spielte. Er hatte zwar nichts mit Zamorras Zusammenbruch zu tun, aber wer konnte sagen, wie er sich zwischen den Skeletten und bei der Begegnung mit der Flötenspielerin verhielt, dieser Feigling?
Wir müssen eine Möglichkeit erarbeiten, wie wir ihm die Kontrolle über das Amulett vorenthalten können, dachte sie. Immerhin hatte Zamorra durch die dreizehn Siegel nebenbei auch eine ganze Menge über die Silberscheibe gelernt. Bei Weitem nicht alles, aber vielleicht gab es da eine Chance.
Träum weiter , vernahm jetzt sie Tarans lautlose Gedankenstimme in ihrem Bewusstsein.
Er konnte sich also auch bei ihr bemerkbar machen.
»Verschwinde aus dem Amulett«, murmelte sie. »Verstoffliche dich wieder. Dann bist du einfacher zu ertragen.«
Das kann ich nicht , kam es zurück. Die Widerpart-Substanz fehlt. Es ist schon erstaunlich, dass ich noch existiere und nicht wie Shirona verweht bin. Aber vielleicht ist meine Bindung an das Amulett zu stark.
»Dann halte dich wenigstens aus allem raus, was wir tun«, verlangte sie. »Du bringst uns damit nämlich höchstens in Gefahr.«
Taran antwortete diesmal nicht.
Nicole warf noch einmal einen Blick auf Zamorra. Mit ihm schien so weit alles in Ordnung zu sein. Also konnte sie seine Aufgabe übernehmen, zu der Flötenspielerin vorzudringen und sie nach demjenigen zu fragen, der hinter der ganzen Sache steckte.
Sie war nicht sicher, ob sie froh sein sollte, falls ihr Verdacht sich erhärtete. War das nicht der Fall, stand sie dann allerdings direkt ihrer Gegnerin gegenüber. Und die verfügte über eine ganze Armee von Skeletten.
Etwas zögernd setzt Nicole sich in Bewegung. Sie bedauerte, dass es keine Möglichkeit gab, die Horde zu umgehen. Der Wald hatte sich hier verändert. Die Skelette tanzten auf einer kleinen Lichtung und füllten diese komplett äus, und das Unterholz ringsum war so dicht geworden, dass es undurchdringlich war. Hinzu kam die Gefahr, dass allerlei giftiges oder zumindest bissiges Getier darin herumkreuchte.
Das Risiko war Nicole zu groß.
Dennoch fühlte sie sich mehr als unwohl, als sie sich zwischen die Skelette wagte. Bei ihren Tanzbewegungen stießen sie immer wieder gegeneinander und auch gegen Nicole. Die Lichtung war zu eng für weiträumige Bewegungen.
Nicole wünschte, sie hätte ihren Dhyarra-Kristall bei sich. Damit hätte sie das Problem verkleinern können. Aber sie hatten ja extra eine Gegend für den Urlaub ausgesucht, in der nichts los war, und deshalb außer dem Amulett nichts mitgenommen! Das rächte sich jetzt.
Immerhin schien keine dämonische Kraft zu wirken - klar, Voodoo-Zauber war nicht unbedingt etwas Dämonisches. Das Amulett baute keine Schutz-Sphäre um Nicole auf, was ihre Vermutung bestätigte. Denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass Taran ausgerechnet diese Funktion blockierte. Er befände sich dann ja immerhin mit dem Amulett selbst in dieser Schutzzone. Warum sollte er darauf verzichten wollen?
Er würde ja wohl hoffentlich wenigstens etwas Verstand besitzen…
Trotzdem wurde Nicoles Unbehagen um so größer, desto weiter sie zwischen die Skelette vordrang. Das war jetzt keine Zeitschau- Illusion mehr, es war echt. Und wenn diese Skelettzombies plötzlich den Befehl erhielten, über Nicole herzufallen, war es nicht sicher, ob das Amulett rasch genug reagieren konnte.
Die Knochenleute brauchten ja bloß zuzupacken, so dicht, wie sie neben Nicole tanzten!
Schritt vor Schritt bewegte sie sich vorwärts.
Sie wünschte, sie hätte das alles schon hinter sich…
***
Nach einer Weile erhob Kolongo sich wieder und ging zurück nach Zanhaka. Plötzlich merkte er, dass er beobachtet wurde.
Von wem?
Aufmerksam sah er sich um, konnte aber keinen Menschen entdecken, auch kein Geistwesen. Im gewohnten Tempo setzte er seinen Weg fort.
Und plötzlich entdeckte er den Beobachter.
Mit einer Schnelligkeit, die niemand dem Zauberer zugetraut hätte, spurtete er los. Der Beobachter merkte zwar, dass er entdeckt war und versuchte im Dickicht neben der Straße zu verschwinden, aber Kolongo holte ihn rasch ein und hielt ihn fest. Zu seiner Überraschung erkannte er Juan Pereira.
»Warum verfolgst du mich?«, fragte er schroff.
Pereira starrte ihn an. »Ich wollte wissen, wie Sie es anstellen.«
Kolongo ließ ihn los.
»Das ist etwas, das dich überhaupt nichts angeht«, sagte er dumpf. »Niemand außer einem Voodoo-Priester
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