0853 - Tanz der Skelette
dabei.«
»Sie sind verrückt«, behauptete Rolando, während er den Wagen anrollen ließ.
»Vielleicht bin ich das. Aber ich will wissen, wer wirklich dahintersteckt.«
»Na schön. Hiermit ernenne ich Sie zum Hilfspolizisten auf Zeit«, brummte Rolando.
Er fuhr langsam weiter. Die Scheinwerfer fraßen die Nacht.
***
Nicole schlug um sich. Sie versuchte auch das Amulett einzusetzen. Aber es funktionierte nicht, wurde nicht gegen die Skelette aktiv und auch nicht gegen die Flötenspielerin, die während der ganzen Zeit ihren Namen nicht genannt hatte.
Nicole wirbelte die Knochenmänner durcheinander. Seltsamerweise hielten die einzelnen Teile fest zusammen, als wären sie miteinander verdrahtet, wie es bei den Schulskeletten aus Plastik üblich war. Kaum gestürzt, richteten sie sich bereits wieder auf und drangen erneut auf Nicole ein.
Schließlich konnte sie sich nicht einmal mehr millimeterweise bewegen. Überall umklammerten die Skeletthände und hielten sie fest.
Die Skelettfängerin setzte die Flöte ab. Die Gerippe erstarrten, aber trotzdem gelang es Nicole nicht, sich zu befreien.
»Mein Auftraggeber ist stärker als du«, sagte die Spielerin leise. »Und da du trotzdem alles versuchen wirst, mich aufzuhalten, muss ich dich nun töten. Genauer gesagt, die Toten werden dich zu einer von ihnen machen. Du bist eine Kämpferin, dich kann nur der Tod aufhalten. Er kommt nun zu dir.«
Sie hob die Flöte wieder an die Lippen.
»Warte!«, schrie Nicole. »Wir können uns sicher einigen.«
»Das lässt mein Auftrag nicht zu. Nun wird man dir das Fleisch von den Knochen reißen. Auch du wirst nur noch ein Skelett sein. Dass du dabei stirbst, ist dein Pech.«
Nicoles Gedanken überschlugen sich. Sie suchte nach einem Ausweg. Aber sie fand keinen.
»Dann sag mir wenigstens noch, wer dein Auftraggeber ist!«
»Jetzt, da feststeht, dass du stirbst, kann ich es dir sagen.« Die Flötenspie lerin lächelte wieder. »Der Name wird dir sicher bekannt sein, Dämonenjägerin. Es ist die Fürstin der Finsternis, Stygia.«
***
Stygia!
Ausgerechnet die Herrscherin über die Schwarze Fämilie der Dämonen! Mit allem hatte Nicole gerechnet, aber nicht damit.
»Was verspricht sie sich von dieser Aktion?«, stieß sie hervor.
»Ich weiß es nicht, und es geht mich nichts an. Nun stell mir keine weiteren Fragen und stirb, damit du mich nicht weiter stören kannst.«
Sie begann wieder zu spielen. Mit der Flöte erteilte sie den Skeletten Befehle!
Nicole schrie auf. Warum wurde das verdammte Amulett nicht endlich aktiv und schützte sie? Wurde es von Taran, diesem Feigling, blockiert? Aber warum? Er konnte doch nicht zulassen, dass die Skelette sie umbrachten!
»Es nützt dir nichts, wenn du mich tötest!«, rief sie. »Zamorra wird kommen und dich jagen bis ans Ende des Universums! Wenn ich dich nicht vernichten kann, wird er es tun!«
Doch die Flötenspielerin reagierte nicht darauf. Sie intonierte wieder ihre Melodie. Die Skelette sollten Nicole das Fleisch von den Knochen reißen!
Sie fingen an. Eine Hand griff in ihr Haar und riss es ihr vom Kopf - die Perücke, die Nicole trug. Sie pflegte ihre Frisur häufig zu ändern, ihr Haar umzufärben oder eben Perücken zu tragen. Im Moment war das ihr Glück; die Knochenhand hätte sie sonst skalpiert! Die Perücke flog irgendwo hin.
Andere Hände krallten sich in ihre Kleidung. Das Gesicht verschonten sie -noch! Aber jeden Moment konnte es geschehen, dass Knochenf inger sich in ihre Haut bohrten, ihr das Fleisch in Streifen abschälten…
Weiter erklang das Lied. Nicole erkannte eine bestimmte Tonfolge, die sich in mehreren Variationen wiederholte.
Und da kam ihr eine verrückte Idee.
Es war völlig aberwitzig in ihrer Situationen. Aber sie begann zu singen!
Mit größter Lautstärke!
Es war nicht mehr als ein simples fa so la ti do, da ihr kein passender Text einfiel, aber auf den Text kam es auch nicht an, sondern nur auf die Melodie. Und die entsprach genau dem, was die Skelettfängerin spielte!
Die Skelette bekamen ihren Vernichtungsbefehl jetzt aus zwei verschiedenen Richtungen!
Das verwirrte sie. Sie ließen von Nicole ab, schwankten, schienen wieder mit einem Tanz zu beginnen. Aber das täuschte. Sie taumelten nur unentschlossen hin und her. Plötzlich waren da zwei Befehlsgeber, aber kein Opfer mehr! Wen sollten sie töten?
Endlich konnte sich Nicole wieder bewegen. Sie schüttelte die locker werdenden Knochenhände ab und schob sich zwischen den
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