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0854 - Jäger der verlorenen Seelen

0854 - Jäger der verlorenen Seelen

Titel: 0854 - Jäger der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alte Totenriten aus dem Orient mitbrachten und die daran glaubten. Ein als Mensch wiedergeborener Dschinn hat mich mit der Totensalbe bestrichen. Er hat die Magie in meinen Körper eingeführt. Aber nur an der rechten Seite, nicht an der linken. Was für euch wie eine Naht aussieht, ist genau die Stelle, wo die Salbe ihre Grenze gehabt hat. Meine Haut wurde dort eingerissen, aber wieder zusammengeflickt. Ich spürte keine Schmerzen, ich war so anders, aber es begann ein Krieg, und ich mußte in diesen Krieg ziehen. Ich kämpfte auf der falschen Seite und geriet in die englische Gefangenschaft. Sie schafften mich in diesen Ort, wo ich helfen sollte, was ich auch getan habe. Aber ich habe das Versprechen nie vergessen, das ich dem Dschinn gab. Er wollte junges Leben, um seine Salbe zu weihen, und er bekam es von mir.«
    Kate Travers konnte nicht mehr an sich halten. »Dann bist du der Kindermörder!«
    »Ja, das bin ich, das war ich. Ich habe sie getötet, versteht ihr? Ich habe sie umgebracht, und es hat lange gedauert, bis man mich fing. Man wollte mich rächen, Kraft und Macht zeigen. Man schlug mich zusammen, man wollte mich totprügeln, bis jemand auf den Gedanken kam, mich lebendig zu begraben. Die anderen waren begeistert, und so wurde ich bei lebendigem Leib in ein Grab gestopft. Es befindet sich dort, wo jetzt diese beiden Kübel stehen.« Er lachte und redete mit seiner normalen Stimme weiter, die sich heiser anhörte, als dränge sie selbst aus den Tiefen der Finsternis. »Ich lag im Grab. Ich war nicht gegen das Grauen gefeit. Ich starb auf meine Weise, und die linke Seite meines Körpers verfaulte. Das Fleisch und die Haut fielen ab. Sie wurden zu Staub, wie man so schön sagt. Die Knochen lagen frei, aber die rechte Seite, wo die Totensalbe wirkte, die blieb. Und es kam die Zeit, auch wenn lange Jahre vergingen, da kehrte ich zurück. Die Kraft hatte mich nie verlassen, und ich hatte auch nichts vergessen. Ich wollte die Menschen so bestrafen, wie sie mich bestraft haben, deshalb nur habe ich eure Kinder kentern lassen. Ich habe sie mir geholt, ich habe ihren Qualen zugeschaut und sie, kurz bevor sie starben, aus dem Wasser geholt. Dann schaffte ich sie zu den vier Gräbern, die ich schon geschaufelt hatte. Dort habe ich sie bei lebendigem Leib hineingelegt und mich an ihren Qualen…«
    »Hör auf!« schrie Alida Wayne. »Hör auf, du Monster!« Sie war außer sich. Das Gesicht zeigte kaum mehr einen menschlichen Ausdruck. Weit war ihr Mund aufgerissen, die Augen ebenfalls, und das kalte Entsetzen zeichnete ihre Züge.
    Sie stand kurz vor dem Durchdrehen, das wußte auch Fred. Bevor seine Frau einen Fehler begehen konnte, griff er zu. Er wollte nicht, daß sie sich auf das Monstrum stürzte. Er hätte es selbst gern getan, aber die Vorsicht hielt ihn davon ab.
    Alida brach weinend zusammen. Fred mußte sie halten, sonst wäre sie gestürzt.
    Mit einem Auge schaute Uliak auf die Frau nieder. Auch sein Maul stand offen. Er war von einer wilden Freude erfüllt. Es lief alles so, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Kate Travers bewegte sich nicht. Sie war das glatte Gegenteil ihrer Freundin. In ihren Adern schien kein Blut mehr zu fließen, sondern schon Eis zu sein. Das Gesicht hatte seine natürliche Farbe verloren, die Haut sah sehr weiß aus, aber schon mit einem bläulichen Unterton versehen. Sie hielt sich an der Schulter ihres Mannes fest, der sich ebenfalls auf seinem Stock abstützen mußte, um nicht umzukippen. Es gab die voller Vorurteile steckende Trennung zwischen Mann und Frau nicht mehr. Jeder spürte das Grauen und die Angst.
    Uliak hatte Zeit.
    Er hielt seine Opfer auch unter Kontrolle. Keine Bewegung entging ihm, obwohl er nur mit einem Auge schaute.
    Die Lippen wirkten rissig, und die normale Gesichtshälfte warf ihre Schatten auf die bleichen Knochen.
    Travers wunderte sich über sich selbst, daß er den Mut fand, etwas zu sagen. Er hatte in den letzten Sekunden an seine Kinder gedacht und das Schicksal immer wieder vor seinem geistigen Auge ablaufen lassen. Er spürte den Drang in sich, etwas sagen zu müssen, und er keuchte es auch hervor.
    »Sie sind nicht tot. Unsere Kinder sind nicht richtig tot. Sie… sie … sind anders. Wir haben sie gesehen, das weißt du auch. Sie sind mir begegnet. Ich sah sie in der Lagerhalle. Du hast sie nicht so töten und vernichten können, wie du es dir vorgestellt hast. Sie sind dein Gewissen, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Überall, wo du

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