0854 - Jäger der verlorenen Seelen
verzichtete auf Kommentare und wünschte mir anschließend viel Glück im Kampf gegen das Monstrum.
»Das werde ich brauchen können.«
»Du sagt aber Bescheid, bevor du dich auf den Weg machst.«
»Immer.« Damit legte ich auf und war froh, die Zelle verlassen zu können.
Bis zu den Waynes war es nicht weit. Sie wohnten in einem ähnlichen Haus wie meine Eltern, nur war der Garten dichter, der dieses Haus umgab. Ich schellte, erwartete, daß mir jemand öffnete, aber es tat sich nichts. Die Waynes schienen nicht zu Hause zu sein. Das wiederum gefiel mir überhaupt nicht.
Sicherheitshalber umrundete ich das Haus, schaute auch an der Rückseite durch große Scheiben in das Innere, nur sah ich keine Spur von Leben. Das Ehepaar hatte sich tatsächlich zurückgezogen.
Vielleicht waren die beiden schon zu den Travers gegangen, die ein paar Ecken weiter ihr Haus hatten.
Auch dort erlebte ich das gleiche. Eine Nachbarin, die mich entdeckte, sprach mich an.
»Mal wieder bei uns, Mr. Sinclair?«
»Ja, wie Sie sehen. Ich wollte zu den Travers.«
Die Frau nickte und zeigte ein ernstes Gesicht. »Es ist schon schlimm, was mit denen geschehen ist. Daß ihre Kinder ertrunken sind, muß furchtbar für sie gewesen sein.«
»Da haben Sie recht. Aber können Sie mir vielleicht sagen, wo sie hingefahren sind?«
»Nein, das weiß ich leider nicht. Jedenfalls sind sie nicht da. Ich sah nur, wie sie in den Wagen stiegen. Gordon Travers hat sich am Bein verletzt. Er humpelte.«
»Danke sehr.«
»Keine Ursache, Mr. Sinclair.«
Ich stieg wieder in den Wagen meines Vaters ein und dachte über die nächsten Schritte nach. Wohin konnten die beiden Familien gefahren sein? Es gab nur eine Lösung. Da sie bei meinen Eltern einige Stunden verbringen wollten, würde ich sie bestimmt dort finden.
Das war für mich die einzige logische Konsequenz.
Also hin.
Wenige Minuten später fuhr ich den Weg hoch und zog bereits ein langes Gesicht, als ich noch im Range Rover war. Wenn die beiden Familien tatsächlich im Haus gewesen wären, dann hätte zumindest ein Wagen auf dem Parkplatz parken müssen.
Das war nicht der Fall.
Allmählich wurde ich unruhig, und diese Unruhe zeichnete sich auch auf meinem Gesicht ab, als ich meiner Mutter gegenüberstand.
Sie fragte sofort: »Was ist los?«
»Sind die Waynes und die Travers schon bei dir?«
»Nein.«
»Mist.« Ich betrat das Haus, drehte mich um und schaute zu, wie meine Mutter die Tür schloß. »Keiner ist hier auch dein Vater nicht. Ich war allein. Sitzt der alte Schwerenöter noch im Auto?«
»Nein.«
»Wo ist er dann?«
»Im Haus des Küsters.«
»Was? Bei McGeoff?«
»Genau.«
Sie stemmte ihre Hände in die Seiten. »Meine Güte, was hat er denn dort verloren?«
»Er will dort warten.«
»Auf wen?« – Ich verdrehte die Augen. Die Verhöre meiner Mutter kannte ich noch aus der Kinder- und Jugendzeit. So einfach hatte ich ihnen damals nicht entwischen können, und auch heute hatte sich nichts daran geändert. Sie wollte eingeweiht werden.
Ich aber sagte: »Mutter, es ist nicht weiter tragisch. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Deinem Mann und meinem Vater geht es gut. Er steckt auch nicht in einer gefährlichen Lage. Er will sich einzig und allein mit McGeoff unterhalten.«
»Hält er nicht Wache?«
»Wie kommst du darauf?«
»So ähnlich hörte es sich an.« Sie drohte mir mit dem Zeigefinger.
»Ich traue euch beiden nicht. Wenn es gegen mich geht, dann seid ihr euch immer einig.«
»Nichts geht gegen dich, Mutter. Mir geht es nur um die beiden Familien, die noch nicht hier sind.«
»Es ist noch etwas früh. Ruf sie doch an.«
»Sie sind nicht da.«
»Oh!«
Ich nickte. »Eben, Mutter, und das bereitet mir Sorgen. Sie sind nicht in ihren Häusern und verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Jetzt frage ich mich, wo sie sein könnten?«
»Das weiß ich auch nicht. Hier haben sie jedenfalls nicht angerufen.« Sie holte tief Luft. »Weißt du, daß mir das überhaupt nicht gefällt, John?«
»Mir auch nicht.«
»Hat man sie weggelockt?«
»Davon gehe ich aus.«
»Aber wohin?«
Ich mußte bitter lachen. »Genau das ist mein Problem. Wo konnten die beiden Familien sein?« Ich wollte nicht mehr im breiten Flur stehen und betrat die Küche. Dort setzte ich mich an den Tisch, und meine Mutter nahm ebenfalls Platz.
»Könnten sie dorthin gefahren sein, wo ihre Kinder umgekommen sind? Zum See?«
Ich schenkte ihr einen nachdenklichen Blick. »Und
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