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0854 - Jäger der verlorenen Seelen

0854 - Jäger der verlorenen Seelen

Titel: 0854 - Jäger der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden wäre, das stimmte nicht.
    Alle in seinem Sichtbereich liegenden Fenster waren geschlossen.
    Und die Tür?
    Auf der Leiter stehend schaute er nach links. Der Eingang war ebenfalls geschlossen. Demnach mußte die Kälte einen völlig anderen Grund haben.
    Der Lebensmittelhändler stand in seinem blauen Overall auf der Leiter und bewegte sich nicht. Seine Stirn zeigte ein nachdenkliches Faltenmuster. Er sah aus wie ein Mann, der für eine Weile nicht wußte, wie es weitergehen sollte.
    Aber die Kälte war geblieben. Nicht nur das, sie drängte sich sogar stärker auf ihn zu. Eine Kälte, die aus einem verlassenen Grab gestiegen zu sein schien.
    Er schaute nach unten.
    Genau nach diesem Blick hatte er den Eindruck, als würde er mitsamt der Leiter weggetragen. Er fühlte sich irgendwo zwischen Himmel und Erde schwebend, denn was er da sah, das ließ ihn an seinem eigenen Verstand zweifeln.
    Auf dem Boden der Lagerhalle standen zwei geisterhafte Gestalten. Ein Junge und ein Mädchen.
    Seine toten Kinder!
    ***
    Travers sagte nichts, er dachte nichts. Er fühlte in sich nur eine wahnsinnige Leere, denn so etwas hatte er noch nie in seinem Leben durchgemacht oder durchlitten. Das war ihm noch nie passiert, das widersprach allen Gesetzen.
    Oder nicht?
    Intervallweise kehrte die Erinnerung an Alida Waynes Bericht zurück. Sie hatte von einem Besuch ihrer toten Kinder gesprochen.
    Traver hatte sich darüber zwar nicht amüsiert, aber ein innerliches Lächeln hatte er sich trotzdem gegönnt.
    Jetzt lächelte er nicht mehr.
    Er stand einfach nur da, war innerlich schrecklich verkrampft und hatte trotzdem weiche Knie. Die Leiter schwankte vor und zurück, sein Körper machte die Bewegungen mit. Es dauerte eine Weile, bis er einsah, daß er sich diese Bewegung nur einbildete. Sie waren nicht tatsächlich vorhanden.
    Aus seinem Mund drang ein leises Stöhnen. Für Travers hörte es sich an, als wäre es von einem Fremden abgegeben worden, aber dieses Geräusch sorgte auch für eine Reaktion bei den geisterhaften Gestalten seiner doch toten Kinder.
    Es war Helen, die einen Arm hob. Er hörte nichts, nur die Kälte strich jetzt über seinen Hals hinweg.
    »Hi – Daddy…«
    Travers beugte seinen Kopf vor und atmete saugend die Luft ein.
    Ja, das war ihre Stimme, das waren auch ihre Worte. Er hatte den Begriff Daddy nie leiden können, weil er ihm einfach zu amerikanisch vorgekommen war, doch Helen hatte sich einen Spaß daraus gemacht und ihn immer wieder damit angesprochen.
    So wie jetzt…
    »Hörst du mich, Daddy?«
    Es war doch keine normale Stimme, sondern mehr ein hohes Zirpen und Wispern. Travers wunderte sich darüber, daß er noch nicken konnte, und er betrachtete dabei das Gesicht seiner Tochter, in dem es zuckte, als wollte Helen lächeln.
    Er nickte.
    »Wir sind da, Daddy. Gil und ich sind bei dir. Wir wollen dich warnen, wir wollen nicht, daß auch du getötet wirst. Du mußt jetzt gehen, denn er ist schon in deiner Nähe. Er wird dich in ein Grab legen, darin sollst du elendig ersticken, und dein Geist wird keine Ruhe finden, denn auch unsere Geister irren umher und warten auf eine Erlösung…«
    Gordon Travers hatte zugehört. Er hatte vieles verstanden, aber nichts begriffen. Das Erscheinen seiner ertrunkenen Kinder war ihm einfach zu fremd. Auch wenn es sich schlimm anhörte, er erwartete ihre Körper tief im Schlamm des Greenlake steckend. In diesem Gewässer waren sie zusammen mit ihren Freunden während einer Bootsfahrt ertrunken.
    Das alles stimmte nicht mehr. Sie standen plötzlich als Geister vor ihm und hatten sogar akustischen Kontakt aufgenommen, um ihm eine Warnung zukommen zu lassen.
    Vor wem? Vor einem oder vor den Mördern? Hatte er sie ermordet? Waren sie nicht ertrunken? Wer war dieser ER, der andere Menschen bei lebendigem Leibe in ein Grab legte und es womöglich zuschaufelte? Natürlich würde er es zuschaufeln, anders konnten sie ja nicht ersticken.
    Seine Hände waren schweißnaß. Er rieb sie über das Metallgestänge der Leiter. Sie rutschten beinahe von einer Sprosse ab. Die innere Aufregung hielt ihn umklammert. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte.
    Das Herz klopfte laut wie nie. Als stünde es schon vor einem Infarkt. Am liebsten hätte er geschrien, wäre von der Leiter gesprungen, um die Flucht zu ergreifen.
    Das tat Travers nicht. Er blieb stehen, den Blick weiterhin nach unten gerichtet, wo die Wesen standen, die sich für seine Kinder ausgaben und es wahrscheinlich

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