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0854 - Jäger der verlorenen Seelen

0854 - Jäger der verlorenen Seelen

Titel: 0854 - Jäger der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verändert. Und dazu hatte nicht sein Sohn beigetragen, sondern andere.
    Geister…
    Plötzlich waren sie da, und sie hatten es geschafft, sich lautlos heranzuschleichen. Für sie gab es keine Mauern, keine Hindernisse, sie waren herbeigeschwungen, geglitten, geschlichen, in einer völligen Lautlosigkeit, aber sie hatten es geschafft, den untoten Ukrainer im genau letzten Augenblick einzukreisen.
    Jetzt spürte er ihre Kraft, die nicht von dieser Welt stammte, die sie aus einer Zwischenwelt – dem Totenreich vielleicht – mitgebracht hatten. Sie war auch fremd für Uliak, denn er hatte sich in dieser Welt noch nicht aufgehalten.
    Aber er spürte die Lähmung.
    Unter ihm und auch für einen Todesstoß sehr günstig lag der alte Mann. Den Spaten hatte er angehoben, das Blatt zielte genau auf den Hals, auf die Stelle direkt unter dem Kinn, aber er war nicht in der Lage, den Spaten nach unten zu rammen.
    Wie angefroren blieb er auf der Stelle stehen.
    Und die Geister umtanzten ihn.
    Als einziger Zeuge bekam er diesen unerklärlichen Vorgang mit, denn die Totengeister streckten ihre Arme aus. Sie berührten den Untoten, sie glitten an ihn heran, sie streiften auch über ihn hinweg, sie brachten ihn aus dem Konzept, so daß er sich um sein Opfer nicht mehr kümmern konnte. Es dauerte nicht lange, bis Sinclair dies wahrgenommen hatte. Und er nutzte diese einmalige Chance aus.
    Auf allen vieren und so schnell wie möglich kroch er aus der Gefahrenzone. Seine Hände und Beine tappten dabei über den weichen Boden. Er hatte die Finger gebogen und griff immer wieder in das Erdreich hinein, um sich Halt zu geben.
    Erst als er außerhalb der Schlagweite gekrochen war, drehte er sich um und stemmte sich hoch.
    Die Geister waren noch da.
    Sie umtanzten den Untoten, sie drehten sich in einem rasanten Wirbel um seine Gestalt.
    Zwei junge Frauen und zwei junge Männer, deren Körper in vier Gräbern an einem einsamen See lagen, waren als feinstoffliche Wesen zurückgekehrt, um Rache zu nehmen.
    Aber so leicht ließ sich der Ukrainer nicht ein zweites Mal töten. Er hatte sein Überraschung verdaut, er fing an, sich zu wehren, und er nahm wieder den Spaten.
    Hektisch sahen seine Bewegungen aus, mit denen er zustieß. Immer wieder zielte er gegen die Körper, und er traf sie auch, nur erreichte er damit keinen Erfolg.
    Das blanke Spatenblatt glitt hindurch, als wären sie nicht vorhanden. In diesem Augenblick machten die Geister ihrem Namen alle Ehre. Sie umgingen ihn, sie waren blitzartig, sie zuckten zur Seite, sie drehten sich geschmeidig wie Nebelstreifen, die von einem Wirbelwind erfaßt worden waren.
    Er konnte nichts tun.
    Er machte sich schon lächerlich, aber die Geister der vier Ertrunkenen gaben nicht auf.
    Sie trieben ihn quer über den Friedhof, sie verunsicherten ihn, und sie schafften ihn auch an die vier frischen Gräber heran, in denen ihre Eltern lagen.
    Bis auf Kate Travers hatten die Menschen ihre Bewußtlosigkeit abschütteln können. Es war ihnen sogar gelungen, die schwere Erde zur Seite zu wälzen oder in die Höhe zu drücken, und so hatten sie sich schließlich aufraffen können.
    Als Horace F. Sinclair auf die Beine kam und einen Blick auf die Gräber warf, da sah er die verschmutzten Gesichter über die Ränder hinwegschauen. Verzerrte Fratzen, in denen die Furcht ebenso eingegraben war wie die Schmutzränder.
    Sie sahen noch mehr, als sie sich einigermaßen gefangen hatten.
    Der unheimliche Kampf spielte sich in ihrer unmittelbaren Nähe ab.
    Dort bewegten sich die Geister, die einmal ihre Kinder gewesen waren, denn sie erkannten sehr gut, daß Nelly, Jimmy, Helen und Gil in einem anderen Zustand zurückgekehrt waren und sich um Uliak, das Monstrum, kümmerten. Aber sie schafften es nicht, ihn zu vernichten. Sie konnten ihn nur ablenken, er besaß auch weiterhin seinen Spaten, schlug immer wieder damit zu oder stach ihn nach vorn, aber einen Erfolg erreichte er nicht.
    Fred Wayne ging es von den vier Personen am besten. Er war auch in der Lage, das Grab zu verlassen, aber er war noch schwach, denn er kroch wie ein Wurm über den Rand.
    Trotzdem dachte er nicht an Aufgabe. Seinen Mund hatte er weit aufgerissen. Er wollte etwas sagen, Worte schreien, diesen Tanz vielleicht aufhalten, nur war es ihm nicht möglich, auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen.
    Statt dessen stemmte er sich hoch.
    »Bitte…« Es war Horace F. Sinclair, der Fred Wayne eine Warnung zurufen wollte, aber einsehen mußte, daß

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