0854 - Jäger der verlorenen Seelen
nur mehr ein Krächzen aus der Kehle drang.
Wayne hörte ihn nicht. Wenn auch, er hätte sich bestimmt nicht nach den Ratschlägen des anderen Mannes gerichtet. Er wollte seinen eigenen Plan durchführen, denn auch er wollte die Rache, und er sah auch eine Chance, sie zu bekommen.
Uliak war zu beschäftigt. Die Totengeister lenkten ihn ab. Sie blieben immer wieder am Mann, sie würden ihn bis in alle Ewigkeiten traktieren, so sah es zumindest aus, und das wußte auch Fred Wayne.
Er hatte es geschafft, auf die Füße zu kommen. Zwar nicht wie ein normaler Mensch, so kraftvoll und konzentriert, er hielt sich mehr gebückt und stolperte in die Richtung der Kämpfer.
Das sah auch Horace F. Sinclair. Er schüttelte den Kopf. Sein »Nein« klang zu schwach, um von Wayne gehört zu werden. Noch immer gebückt und mit mehreren taumelnden Schritten bewegte er sich auf sein Ziel zu, erreichte es auch in dem Augenblick, als Uliak den Kopf senkte und den neuen Feind entdeckte.
Da hatte Wayne bereits zugegriffen. In einem beinahe schon verzweifelt anmutenden flachen Sprung hatte er es geschafft, sich zwischen die Beine des Monstrums zu werfen. Die ausgestreckten Arme verhakten sich. Sie zerrten an den Waden, und gegen diesen Druck kam das Monstrum nicht an. Es geriet zu erst ins Taumeln, dann verlor er sein Gleichgewicht, stolperte dabei noch über die eigenen Füße und fiel hin.
Der Spaten rutschte ihm nicht aus der Hand, aber der Griff lockerte sich, was Fred Wayne irgendwie bemerkt hatte. Er brüllte seinen Triumph hinaus, als es ihm gelang, dieses Werkzeug an sich zu reißen. Er benutzte es zugleich als Stütze, als er in die Höhe kam und auch den Spaten mit hochzerrte.
Das Monstrum lag noch auf dem Rücken, genau vor ihm. Ideal für einen Todesstoß.
Was Uliak bei Horace F. Sinclair nicht geschafft hatte, das führte der Architekt Fred Wayne durch. Eine schmutzige Gestalt, die das rationale Denken ausgeschaltet hatte. Er wollte nur eines: die Vernichtung.
Und mit diesem Vorsatz rammte er den Spaten nach unten.
Er traf die Brust.
Ein gräßliches Knacken und Knirschen war zu hören, als auf der linken Seite unter der schmutzigen Kleidung die Knochen brachen.
Der Spaten selbst blieb in der rechten Brust stecken, auch wenn sein Stiel etwas zur Seite gekippt war.
Fred Wayne taumelte zurück, während seine Frau dabei war, aus dem Grab zu klettern. Sie hörte ihren Mann schreien. Es war kein Schrei der Angst mehr, es war ein Schrei der Erlösung, es endlich geschafft zu haben, und die Tränen rannen wir Sturzbäche aus den Augen des Mannes hervor.
Er tanzte im Kreis, bewegte hektisch die Arme auf und ab und brüllte: »Er ist vernichtet! Er ist vernichtet! Ich habe ihn getötet! Ich habe ihn geschafft…!«
Er fiel auf die Knie, preßte seine Hände gegen den Kopf und drehte Uliak den Rücken zu.
Deshalb bekam er auch nicht mit, wie zuerst ein Zucken durch die Gestalt rann, sich Uliak dann bewegte und sich dabei auf die rechte Seite rollte.
Er war nicht vernichtet.
Er stand auf!
***
Das zu begreifen, war Horace F. Sinclair nicht in der Lage. Er hatte bisher alles gesehen, auch er hatte sich mit Fred Wayne und den anderen gefreut, doch als sich Uliak bewegte, wußte er, daß der Schrecken von vorn beginnen würde.
Die normale und die Knochenhand umklammerten den Griff des Spatens für einen Moment. Es schien so zu sein, als wollte Uliak Luft holen, das brauchte er natürlich nicht, aber mit einem einzigen Ruck brachte er es fertig, den Spaten aus der Brust zu ziehen.
Dann brüllte er auf.
Wie ein Tier schrie er, er stemmte sich hoch, er suchte seine Gegner, und er trug wieder seinen Spaten.
Er drehte sich.
Fred Wayne präsentierte ihm seinen ungeschützten Rücken. Noch immer kniete er am Boden, die Hände vor das Gesicht geschlagen.
Mochte er das Brüllen auch gehört haben, er wußte seinen Grund nicht und kümmerte sich auch nicht darum.
Deshalb blieb er sitzen.
»Fred!« Sinclairs Schrei hallte über den Friedhof. »Mein Gott, Fred, er kommt!«
Wayne hörte die Worte. Seine Hände rutschten nach unten. Noch kniend drehte er sich.
Und dann sah er, wer da kam.
Uliak sah nicht mehr so aus wie sonst. Der Treffer mit dem Spatenblatt hatte zuviel bei ihm zerstört. Da waren einige Rippenknochen zerbrochen, seine Haltung hatte eine Schieflage bekommen, und er kippte beim Gehen nach links weg.
Töten konnte er noch immer. Davon würden ihn auch die vier Geister nicht abhalten, die plötzlich wieder da
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