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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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sich tatsächlich wieder beruhigte und schalt sich für seine Reaktion einen Narren. Nicole war eine feste Konstante in seinem Leben. Wenn er sich auf irgendjemanden verlassen konnte, dann auf sie. Er schilderte ihr kurz die Begegnung mit Langlois und berichtete von dem Fund im U-Bahnschacht und seiner Reaktion darauf. Nicole stimmte ihm zu, dass sein schroffes Verhalten ungewöhnlich war.
    »Ich will mir das heute Abend noch mal allein ansehen«, schloss Zamorra.
    »Meinetwegen. Aber das nächste Mal, wenn du behauptest, du wärst nur für ein paar Stunden fort, werde ich trotzdem mitkommen.« Nicole schnaufte künstlich empört. »Was ich in der Zeit alles schon hätte einkaufen können.«
    Sie lachten beide. Zamorra stand auf und wandte sich in Richtung Ausgang. Im Gehen wählte er die Nummer des Hotels, um die Zimmerbuchung zu verlängern.
    ***
    Die beiden Punks waren endlich fort. Geschlagene fünfundvierzig Minuten hatten sie sich auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig laut über ein verlorenes Spiel der Canadians gegen die Toronto Maple Leafs ausgelassen, dabei irgendwelches Gras geraucht, Molson Canadian getrunken und anschließend die Flaschen auf die Gleise geworfen. Christophe Langlois wollte die beiden nicht auf sein Vorhaben, den neu ausgehobenen Tunnel allein aufzusuchen, aufmerksam machen. So angetrunken und stoned wie sie waren, wären sie ihm vermutlich noch gefolgt. Als die beiden weg waren, wartete er noch auf den nächsten Zug und vergewisserte sich, dass er allein in McGills war.
    Er war verrückt. Ganz sicher. Anders konnte er es sich nicht erklären, warum er allein und in der Nacht noch einmal hier herunterkam. Archäologie hatte er meist vom Schreibtisch aus betrieben. Nur ein paar Mal, war er überhaupt in die Nähe einer Ausgrabungsstätte gelangt. Sein Wissen bezog er aus Büchern. In der Praxis würde er vermutlich nicht einmal den Unterschied eines Neandertaler-Schädels zu dem eines Cro-Magnon erkennen.
    Langlois stieg die Stufen zu dem tiefer gelegenen Tunnel hinunter. Die Arbeitsleuchten waren ausgeschaltet. Nur schwaches, grünes Notlicht ließ den Weg erahnen. Doch erst als er ins Stolpern kam, holte der Doktor die mitgebrachte Taschenlampe aus der Jackentasche und schaltete sie ein. Weißblaues Licht, erzeugt von zwölf LEDs, erhellte die unmittelbare Umgebung, reichte jedoch nur wenige Meter weit in den Gang hinein. Immer wieder bildete Langlois sich ein, aus den Schatten jenseits des Lichtschimmers könnte ein Bauarbeiter treten und ihn aufhalten.
    Ein Bauarbeiter , dachte der Archäologe und hielt schnurstracks auf die Bauhöhle zu. Oder Schlimmeres…
    Er glaubte Zamorra nicht, dass der Fund völlig unspektakulär war. Warum sollte herkömmlicher Stahl einem Bohrkopf widerstehen? Wer konnte in dieses dichte Metall Schriftzeichen einritzen und vor allen Dingen womit?
    Die Fragen beschäftigten Langlois dermaßen, dass er das Absperrband nicht bemerkte und genau hineinlief. Er riss zwei Sperrpfosten um. Ein Scheppern ertönte und hallte von den Steinwänden wider. Langlois zuckte zusammen und löschte das Licht der Taschenlampe.
    Verdammt!
    Er wartete und horchte in die Stille hinein. Seine überreizten Sinne gaukelten ihm vor, das Geräusch wäre noch oben bis McGill zu hören gewesen. Bestimmt rief jemand den Sicherheitsdienst. Dann war sein nächtlicher Ausflug zu Ende, noch bevor er richtig begonnen hatte.
    Es blieb ruhig. Christophe Langlois entspannte sich ein wenig, zählte stumm bis einhundert und schaltete dann wieder das Licht ein. Er schwenkte die-Taschenlampe zu der Fundstätte hinüber. Der Bohrer war offensichtlich noch nicht wieder zum Einsatz gekommen. Die Baumannschaft hatte die Grube so verlassen, wie Langlois sie vom Nachmittag in Erinnerung behalten hatte. Vermutlich mussten sie erst einen Ersatz für den verendeten Bohrkopf besorgen, ehe sie weitermachen konnten.
    Der Lichtkegel fiel auf die Metallwand.
    Langlois zuckte erneut zusammen und hätte beinahe laut aufgeschrien. Er biss die Zähne zusammen und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu der Fundstelle. Seine Nackenhärchen richteten sich auf. War da nicht ein Luftzug? Und hörte er nicht ein leises Heulen?
    Der Archäologe schluckte und merkte, wie seine Hand zitterte, als der Lichtkegel über der Metallwand auf und ab wippte.
    Die Metallwand, die in Wirklichkeit keine Wand war.
    Sie war ein Tor.
    Und es stand offen.
    ***
    Zamorra drückte dem Taxifahrer eine Zwanzig-Dollar-Note in die Hand und wartete,

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