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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Langlois betreten hatte. Das Notlicht im angrenzenden Gang wies ihm den Weg zu dem Stollen. Im ausgehobenen Schacht schien sich nichts verändert zu haben. Noch immer spannte sich Absperrband zwischen den Pfosten und verbot Unbefugten auf wenig eindrucksvolle Weise den Zutritt. Der Bohrer befand sich noch in der Position, wie ihn Zamorra in Erinnerung hatte. Offenbar hatte man nach seinem Aufbruch nicht weitergearbeitet.
    Der Parapsychologe bückte sich unter dem orangegelben Absperrband hindurch, ließ den Raupenbohrer links liegen und konzentrierte sich auf die Metallwand, die angeblich Schriftzeichen beinhalten sollte. Als er im Schein der auf Nothchtbetrieb laufenden Arbeitsleuchten nichts erkennen konnte, zog er eine kleine-Taschenlampe aus der Jackentasche und ließ den Lichtkegel über den glatten Stahl wandern.
    Keine Fugen. Keine Schrift.
    Nichts.
    Das gibt's doch nicht , dachte er und fragte sich, warum alle anderen etwas sahen, nur er nicht. Er spürte eine unbegründete Wut in sich aufkeimen - wie vorhin, als er die Leiterin des Bauamtes zurechtgewiesen hatte.
    Zamorra nagte an der Unterlippe und untersuchte die Felsen und den Boden unmittelbar vor der Metallwand. Er fand frische Fußspuren im feuchten Lehm, die aus der gleichen Richtung wie er selbst kamen und bis zur Wand führten. Es waren nicht seine eigenen. Interessiert bückte sich Zamorra und besah sich die Abdrücke genauer. Eindeutig Sohlen, keine verborgenen Muster von Ziegenhufen, wie die von LaCroix.
    Die Spuren endeten jäh vor der Wand, führten aber nicht zurück. Zamorra ließ den Lichtkegel über den Boden schweifen. Die Fußabdrücke der Bauarbeiter waren deutlich schwächer und verteilten sich kreuz und quer über dem Boden.
    Der Professor legte eine Hand auf das kühle Metall der freigelegten Wand. Es war nicht das Geringste zu spüren. Auch sein Amulett verhielt sich merkwürdig ruhig.
    »Das Amulett!« Zamorra fiel es wie Schuppen von den Augen. Merlins Stern beschützte ihn zwar vor Schwarzer Magie, was aber, wenn es dadurch auch Magie vor ihm beschützte?
    Zögerlich griff er sich an den Hals, zog sich das Amulett über den Kopf und atmete tief ein. Noch hatte sich nichts verändert. Seine Finger ließen die Kette los. Ein Schwindelgefühl erfasste Zamorra, noch bevor die Scheibe den Boden berührte. Er wankte leicht, während sich um ihn herum die Umgebung veränderte. Wie ein unsichtbarer Vorhang, der plötzlich vor seinen Augen gelüftet wurde, konnte der Professor die Schriftzeichen auf dem Metall erkennen.
    Das Amulett schlug mit einem Schmatzlaut im feuchten Lehm auf.
    Zamorra stieß einen Fluch aus. Er sah nicht nur die Schriftzeichen, sondern auch den Durchgang, der sich gebildet hatte. Die Fußspuren, die vor der Wand endeten, gingen in Wahrheit weiter.
    Für einen Augenblick spielte Zamorra mit dem Gedanken, das Amulett aufzuheben und die Zeitschau zu aktivieren, um herauszufinden, wer durch das Tor geschritten war. Aber er ahnte, dass dies vergebliche Müh war und die Magie nicht funktionieren würde. Außerdem glaubte er bereits zu wissen, wer vor ihm hier unten gewesen war.
    Zamorra spannte sich an und trat einen Schritt vor.
    Ich sollte Nicole informieren.
    Der Gedanke verblasste, noch eher er zu Ende gedacht war. Zamorra setzte einen Fuß über die Schwelle des Tores und betrat eine neue Welt.
    ***
    Die Augen waren das Schönste, das Christophe Langlois je gesehen hatte. Sie blickten scheu, hatten die Form von Mandeln, und in ihnen fand er eine kindliche Neugier wieder. Doch auch die anderen Aspekte des Wesens fand er faszinierend. Das Mädchen… der Junge. Er war sich nicht sicher. Der Körperbau wirkte filigran, zierlich. Die Züge des Gesichtes hatten etwas Weibliches an sich und doch wiederum nicht. Obwohl das Wesen nackt war, erkannte Langlois keinerlei Geschlechtsmerkmale. Die Brust war flach und wie glatt gebügelt. Keine Erhebungen, keine Warzen.
    Langlois streckte eine Hand aus. Das Wesen zitterte. Es wich leicht zurück, doch als der Doktor es berührte, schien es sich zu beruhigen.
    »Keine Angst. Ich tue dir nichts.« Er hockte sich hin und lächelte. Es fiel ihm schwer, den Blick von den Augen des fremdartigen, androgynen Etwas zu nehmen. Das Haar des Wesens reichte bis zum Rücken und war silbrig matt.
    »Keine Angst«, wiederholte Langlois und grinste, als das Androgyne seine Hand ergriff. Es ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Der Archäologe war kaum erstaunt, wie leicht das Wesen war.

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