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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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unaufgefordert an die bereitstehende Tafel. Ganz selbstverständlich goss sie Wein in einen silbernen Becher, trank ihn in einem Zug leer.
    »Euer Wein war schon immer vorzüglich. Es gibt Dinge, die sich bei den Amazonen wohl nie ändern - du solltest den Muff aus diesem Haus jagen. Oder wagst du es nicht, Iriga?« Die Provokation war überdeutlich.
    Iriga hielt eine beißende Erwiderung mit Macht zurück. »Wie du richtig erwähnt hast - es gibt Dinge, die auf guter Tradition beruhen. Ich habe keinen Grund, sie zu ändern.«
    »Es fehlt dir wohl eher der Mut, nehme ich an, denn in deiner wackeligen Position käme eine Radikalkur wohl nicht so gut.« Stygia goss lächelnd nach. Der Wein mundete ihr offenbar außerordentlich gut. Noch besser aber gefiel ihr der säuerliche Ausdruck, der sich auf Irigas Gesicht geschlichen hatte.
    Die Fürstin setzte den Trinkbecher ab. »So, das war jetzt genug der Spitzfindigkeiten. Klartext, Iriga: Was deine Kriegerschwestern sicher nur hinter deinem Rücken tuscheln, was sie dir nie ins Gesicht sagen würden, weil sie es nicht beweisen könnten, das ist für mich absolut gewiss. Du warst es, die Neffia getötet hat, nicht Zamorra.«
    Die Amazone sprang hoch, tastete instinktiv nach dem Schwert, doch noch im selben Augenblick zuckte ihre Hand zurück, griff an den eigenen Hals - und drückte zu!
    Stygia lächelte, als sie die weit aufgerissenen Augen der Amazone sah, die dabei war, sich selbst zu erdrosseln - hilflos und ohne Chance, sich dagegen zu wehren.
    Langsam ging die Kriegerin in die Knie, war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Und erbarmungslos drückte die eigene Hand weiter zu. Weiter und weiter…
    Stygia schnippte wie beiläufig mit den Fingern und beendete das makabere Spiel mit dem Leben der Amazone. Iriga lag nach Luft ringend am Boden; würgend übergab sie sich auf die groben Holzdielen.
    »Du solltest vorsichtig sein, denn Widerstand - auch wenn er aus Unbeherrschtheit geboren wurde - dulde ich nicht. In keiner Weise. Zur Sache zurück. Ich kenne Zamorra und seine Bande gut, sehr gut sogar. Oft genug haben sie meine Pläne durchkreuzt. Ich weiß um ihre Stärken und auch um ihre Schwächen. Eines aber weiß ich noch viel besser. Keiner aus dem Pack würde einen Feind so heimtückisch töten, wie das bei Neffia der Fall gewesen war.«
    Stygia sah mit Genugtuung, wie Iriga es einfach nicht schaffte, ihrer Fürstin in die Augen zu sehen. »Also bist du es gewesen. Nun, mir soll es gleich sein. Neffia - du - irgendeine andere aus dem Stamm… Solange du meine Anordnungen durchführst, solange bist du für mich so gut wie jede Kriegerin. Daran solltest du allerdings immer denken.«
    Iriga gab keine Antwort, erhob sich quälend langsam vom Boden. Stygia hatte sie gebrochen. Mit nur einer einzigen Aktion. Ein wenig Magie hatte ausgereicht, um den Stolz der Amazonenführerin in den Staub zu schicken. Die Fürstin war gespannt, wie lange er dort liegen würde. Sie wollte ein Auge auf Iriga haben. Wachsamkeit konnte da sicher nicht schaden.
    »Zuhören!« Das Wort traf Iriga wie eine Peitsche, riss sie endgültig in die Realität zurück. Mechanisch griff sie nach einem Becher, spülte hastig den Geschmack des Erbrochenen fort, der in ihrem Mund hauste. Wie ein gezüchtigtes Tier lauschte sie den Worten ihrer Herrin.
    »Vieles wird sich in der Hierarchie der Hölle ändern - und ich werde Ausgangspunkt und Nutznießerin zugleich sein. Beginnen wird es damit, dass ich endlich Zamorra und die seinen entscheidend schwäche. Nach und nach… es hat bereits begonnen. Dazu benötige ich ein sicheres Gefängnis. Schon einmal habe ich den Amazonen eine Geisel anvertraut, du erinnerst dich?«
    Iriga nickte. Es war ein kleines Mädchen gewesen, das die Kriegerinnen im Auftrag der Fürstin aufgenommen hatten. Eine Sache, die Neffia nicht wirklich gefallen hatte, doch sie hatte sich beugen müssen. Alles hatte in einem Desaster geendet, als Zamorra mit Hilfe einer abtrünnigen Amazone das Lager überfallen und die Kleine in einem Handstreich befreit hatte. Viele Schwestern hatten dabei ihr Leben verloren.
    Diese Tatsache, und die Geschichte, die Iriga um Neffias Tod erzählt hatte, sie reichten voll und ganz aus, um den Hass der Amazonen auf Professor Zamorra ins Unermessliche anwachsen zu lassen.
    Iriga verstand, was Stygia plante. »Einen aus Zamorras Team willst du bei uns gefangen setzen, nicht wahr? Und du willst, dass Zamorra kommt, um ihn oder sie zu befreien. Das wird

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