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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit einem leisen Seufzer. Von irgendwoher drang ein Wispern in ihren Kopf und verwirrte ihren Geist. Panik ergriff von ihr Besitz.
    „Ich sehe es dir an, Virna, daß du die parusischen Sendungen der paraplasmatischen Exponate empfängst", sagte Harzel-Kold und drückte ihre Hand. „Aber deine Angst ist unbegründet, Virna. Wenn du öfter mit mir hier herkommst, wirst du erkennen, daß nichts Unheimliches oder Bösartiges in den Sendungen liegt. Jetzt bin ich sicher, daß du den Weg zur Erleuchtung mit mir gehen wirst."
    „Laß mich hier heraus", bat Virna verzweifelt. „Ich ertrage das nicht länger."
    „Pst, kleine Virna", flüsterte er zärtlich und drückte sie an sich. „Wenn du die erste Panik überwunden hast, dann wirst du den eigentlichen Wert der Sendungen erkennen.
    Mir er-ging es nicht anders ..."
    Sie war ihm dankbar, daß er den Arm um sie schlang. Sein Körper war der einzige Quell von Wärme an diesem von unheimlichen Leben beseelten Ort der Kälte.
    Harzel-Kold führte sie zu einer Wand, auf der ein monumentales Gemälde hing. Es war sieben Meter lang und drei Meter hoch, und auf den ersten Blick schien es, als stelle es nur eine Fülle verschiedenfarbiger Linien dar.
    „Sieh hin, Virna", verlangte Harzel-Kold beschwörend und hielt ihren Kopf, als sie sich abwenden wollte, „und werde Zeuge einer wundersamen Verwandlung durch posthume Geisteskraft, die die Äonen überdauert."
    Noch während er sprach, sah Virna, daß sich die Struktur der Linien veränderte. Das Bild bekam auf einmal Tiefe, es wurde räumlich. Aus der Tiefe näherte sich ein glühender Punkt, wurde zum rotierenden Glutball einer Sonne. Die Sonne explodierte, und ihre Fragmente vereinigten sich wie die Teile eines Puzzles zu einem neuen Bild.
    Dieses war nicht nur dreidimensional, sondern dazu auch noch vielschichtig, so als hätte der unbekannte Künstler verschiedene Dimensionen gleichzeitig einfangen wollen.
    Wie bei einem mehrfach belichteten Film waren verschiedene Szenen überlagert, so daß man sie kaum auseinanderhalten konnte. Dazu kam noch, daß sich die Darstellungen beweg-ten.
    Virna sah etwas wie einen rotierenden Kreisel, der sich funkensprühend drehte und in den Hintergrund entschwand. Gleichzeitig waren ein grenzenloser Himmel und die Wände einer kathedralenartigen Halle zu sehen. Schatten von Wesen huschten darüber, die in etwa an Zwotter erinnerten.
    Und während all diese Eindrücke auf sie einströmten, vernahm sie wie aus weiter Ferne Harzels Stimme: „Ich nenne es das Krönungsbild. Was siehst du, Virna? Erinnern dich die Szenen nicht auch an eine Ehrung, die dem Weltenherrscher zuteil wird? Er, wie immer auch sein Name gewesen sein mag, hat seinem Volk die höchste Erfüllung gebracht. Er hat ihnen gezeigt, wie sie sich entfalten können, dafür haben sie ihn zu ihrem König erwählt..."
    Im Hintergrund des Bildes tauchte die Gestalt eines Zwotters auf und schoß auf Virna zu, bis sein derbes Gesicht die gesamte Fläche beanspruchte und das Bild zu sprengen drohte. Virna schrie auf und taumelte. Sie war am Rand eines Nervenzusammenbruchs.
    „Ich habe noch einen Hinweis auf die Existenz dieses weisen Prä-Zwotterkönigs", sagte Harzel, der Virnas Aufschrei gar nicht gehört zu haben schien.
    Er zerrte sie zu einer Vitrine, in der ein faustgroßes Ei von bläulicher Färbung lag.
    „Ich bekam dieses Ei Von einem Zwotter, den ich später nie mehr gesehen habe", fuhr Harzel fort. „Es ist aus einer anderen Legierung als die übrigen Kunstwerke.
    Wahrschein-lich wurde es unter anderen Voraussetzungen erschaffen. Der Zwotter, der mir das Ei kostenlos überließ, nannte es Das Auge des Königs. Und ich bin sicher, daß es ein An-denken an jener! König ist, der vor urdenklichen Zeiten den Umschwung für die Vorfahren der Zwotter brachte. Ihm allein haben wir die Entstehung dieser Kunstwerke zu verdan-ken, die Zeugnis von der Größe seines Volkes ablegen. Noch ist es mir ein Rätsel, was zum Untergang dieses hochentwickelten Volkes geführt hat. Aber bald werde ich die letz-ten Geheimnisse enthüllt haben."
    Virna hatte plötzlich den Eindruck, daß das Ei um seine Längsachse rotiere. Die Umris-se verschwammen, das Ei schrumpfte, wurde zu einer nebligen Kugel, die sie unwillkür-lich an die Dunkelwolke der Provcon-Faust erinnerte. Virna wandte sich abrupt ab, bevor das geheimnisvolle Gebilde sie in den Bann schlagen konnte. Als sie danach vorsichtig in die Vitrine blinzelte, war dort wieder nur noch

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