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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bis einer der Sandstürme aufkam und sie Zuflucht in Felsspalten oder Höhlen suchen mußten.
    Blinizzer war darauf bedacht, daß sie stets eine Atemmaske bei sich hatte. Er war fürsorglich darum bemüht, daß es ihr auch während der strapaziösen Expeditionen an nichts fehlte.
    Nur Virnas Neugierde konnte er nicht ganz befriedigen. Er beantwortete zwar alle ihre Fragen, nur fiel es ihr schwer, sein gesungenes Kauderwelsch auch immer zu verstehen.
    Über sein Volk befragt, gab Blinizzer nicht endenwollende Arien von sich, wobei er jedoch seine Muttersprache mit dem Vincranischen und dem Interkosmo vermischte.
    Virna erfuhr immerhin soviel, daß sie sich ein ungefähres Bild über die Zwotter machen konnte.
    Sie waren ein bescheidenes Völkchen ohne besondere Ambitionen. Technik besaßen sie so gut wie überhaupt nicht. Aber sie verstanden es, sich die vincranische zunutze zu machen. Blinizzer deutete sogar an, daß es auf Zwottertracht eine Transmitterverbindung gab, aber er machte keine Anstalten, sie ihr zu zeigen. Ebenso wie er nicht um Ausreden verlegen war, wenn sie verlangte, daß er sie zu einer Siedlung seines Volkes bringen soll-te.
    Die Sprache kam auch unvermeidlich auf die Ureinwohner von Zwottertracht. Blinizzer kannte viele Geschichten über sie, doch war sein diesbezüglicher Gesang so verwirrend, daß Virna nur wenig davon verstand. Nach und nach kam sie dahinter, daß es sich um einander kraß widersprechende Legenden handelte.
    Die eine besagte, daß die Götter der Sonne die Kraft genommen hatten, um sich an ih-ren Strahlen in ein Reich ohne Staub hochzuziehen. Eine andere wußte davon zu berich-ten, daß übergeordnete Mächte die Götter im Goldstaub erstickt hätten, als sie zu ver-messen wurden. Und dann hieß es wiederum, daß die Ureinwohner ins Riesenhafte ge-wachsen seien, bis jeder von ihnen größer als ihre Welt war und sie zu einer anderen ge-hen mußten. Bevor sie jedoch endgültig verschwanden, erschufen sie die zwergenhaften Zwotter, die ihr Erbe verwalten sollten.
    „Was verstehst du unter Erbe verwalten, Blinizzer?" fragte sie.
    Er machte eine umfassende Bewegung, die ganz Zwottertracht einschloß und ließ einen langen Gesang vorn Stapel. Virna hörte nur heraus, daß es die Aufgabe der Zwotter sei, einfach zu leben.
    Die Mythen der Zwotter enthielten jedoch keine Aussage darüber, ob sie die Nachkom-men der Ureinwohner waren. Darauf angesprochen, meinte Blinizzer auf seine typisch singende Art, daß er in diesem Punkt voll und ganz der Aussage Harzel-Kolds glaube, und Harzel war überzeugt, daß die Zwotter von den Ureinwohnern abstammten.
    Als Virna das Gespräch auf die Kunstwerke brachte, da wurde Blinizzer ganz ehrfürchtig. Er hielt sie für die größten Wunderwerke des Universums und schwelgte in bombasti-schen Wortschöpfungen. Es wurde aber deutlich, daß er ihren Wert nicht selbst erkannte, sondern sich da allein auf Harzels Urteil verließ, wie alle anderen Zwotter auch. Und wie alle Zwotter, konnte Blinizzer die psionische Sendung der Psychode nicht empfangen. Das war auch der Grund, wieso sie nicht verstanden, daß Harzel ihre so perfekt ausge-führten Fälschungen erkannte. Denn die Zwotter bildeten sich etwas darauf ein, daß sie jedes Ding nachbauen konnten. Nur an der Kunst ihrer wahrscheinlichen Stammväter ver-sagten sie.
    Warum sie es dann nicht ließen? wollte Virna wissen. Auch darüber gab es eine Legen-de, die jedoch weniger unwahrscheinlich als die anderen klang.
    Demnach war den Zwottern von den Göttern aufgetragen worden, die Psychode über al-le Welten in der Provcon-Faust zu verteilen. Sie durften nicht an einem Ort gehortet wer-den, sondern sollten allen Interessierten zugänglich sein. Die Psychode sollten das Sym-bol der Macht der verschwundenen Götter darstellen, und ihre Ausbreitung sollte die Grö-ße ihres Reiches symbolisieren.
    So war es nicht verwunderlich, daß Harzel-Kold zum erstenmal auf Vincran mit einem Psychod Bekanntschaft gemacht hatte und daß die meisten Stücke seiner Sammlung von anderen Welten innerhalb der Provcon-Faust stammten und nur ganz wenige, wie etwa Das Auge des Königs, von Zwottertracht selbst.
    Virna holte diese Erkundigungen ein, weil sie glaubte, daß dieses Wissen ihr helfen könnte, sich Harzel besser anzugleichen und ihn so doch noch für sich zu gewinnen.
    Aber das Gegenteil war der Fall. Sie erkannte nämlich immer mehr, daß Harzel den Psychoden hoffnungslos verfallen war. Er stand förmlich in ihrem

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