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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sollten.
    Das mit dem einen Mädchen war natürlich so eine Sache. Das Alter der Jungen lag in der Spanne von sieben bis knapp zehn Jahren. Meela dagegen war elf. Warum sie über-haupt mit Jungen spielen wollte, war Payne ein Geheimnis. Er und ein paar Jüngere hat-ten des öfteren ihre Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß Mädchen bei Jungenspielen nichts verloren hätten. Aber sie waren immer wieder an Skarza gescheitert. Der Krieger, selbst schon fast zehn, behauptete, Meela sei eine „Besondere".
    An diesem Nachmittag führte Skarza die Jungen zu einer der Grünflächen, die in der Nähe vieler Wohnquartiere angelegt worden waren. Payne und seine Altersgenossen nannten sie „den Park". Sie waren es nicht anders gewöhnt, als daß sich am Ende irgendeines sterilen Decksgangs plötzlich ein Schott öffnete, das auf eine grüne Landschaft unter blauem Himmel hinausführte. Allerdings hatte Payne seinen Vater schon von dem „blödsinnigen synthetischen Grünzeug" reden hören und schloß daraus, daß die ältere Generation dem Park nicht annähernd soviel Begeisterung entgegenbrachte wie die jün-gere. Payne verstand das nicht. Er selbst hätte sich ein Leben ohne den Park nur schwer vorstellen können. Und er glaubte auch nicht, daß das Grünzeug dort synthetisch sei. Denn synthetische Pflanzen wuchsen nicht. Er aber hatte Blumen wachsen, blühen und sterben sehen.
    An diesem Nachmittag erklärte Skarza: „Es ist mir heute nichts Neues eingefallen. Also machen wir ein Geländespiel!"
    „Buuuuh!" antwortete die Horde.
    „Ihr könnt euren Grips ja auch mal anstrengen", belehrte sie der Krieger. „Solange ihr keine besseren Vorschläge habt, bleibt's beim Geländespiel!"
    Niemand hatte eine Idee. Skarza erläuterte die Bedingungen. Er zeigte eine sogenannte Papyrusrolle herum. Sie enthielt nach seinen Worten ein uraltes ägyptisches Geheimnis. Die Rolle sollte von Grabräubern gestohlen und in Sicherheit gebracht werden. Auf der anderen Seite stand die Polizei, die alles daran setzen würde, daß es den Übeltätern nicht gelang, die Papyrusrolle aus dem Land zu schmuggeln.
    Das Land, das war der Park. Und der einzige Weg, auf dem die Räuber das Land verlassen durften, waren zwei Schotte - das eine, durch das die Jungen vor wenigen Minuten den Park betreten hatten, und ein anderes, das etwa zweihundert Meter weit entfernt lag.
    Die Horde begab sich zu ihrem üblichen Ausgangspunkt: einem Gestrüpp, das alles Ge-rede von synthetischem Grünzeug schlagend widerlegte, indem es sich am Rand eines kleinen, trüben Teiches immer weiter ausbreitete und ernsthaft Anstalten machte, den Teich eines Tages vollends zu umschließen. Das war der Tag, auf den die Jungen warte-ten. Denn wer konnte sich ein besseres Versteck wünschen als ein Gewässer, das rings-um von undurchdringlichem Dschungel umgeben war!
    Es wurde ausgelost, wer zu den Grabräubern und wer zu den Polizisten gehören solle.
    Payne wurde Polizist. Dasselbe widerfuhr auch Meela. Meela drängte sich an Payne her-an, während die Auslosung noch im Gange war.
    „Ich weiß eine ganz sichere Stelle!" flüsterte sie geheimnisvoll.
    Payne antwortete nicht. Die Auslosung ging zu Ende. Skarza, der zu den Grabräubern gehörte, rief: „Alle Räuber bleiben hier im Gebüsch. Die Polizisten nehmen die Papyrusrolle mit und legen sie drüben am Stamm des Baumes mit den violetten Blüten ab. Die Räuber rühren sich nicht, bis man den Siebzehn-Uhr-Summer hört. Bis dahin müssen die Polizisten auf ihrem Posten sein. Los! Beeilt euch!"
    Payne wurde die ehrenvolle Rolle zuteil, die Papyrusrolle zu tragen. Am Fuß des Baumes „mit den violetten Blüten", von dem er zufällig wußte, daß es sich um einen Jacaran-da handelte, ließ er die Rolle fallen. Plötzlich war Meela wieder an seiner Seite.
    Sie packte ihn am Ärmel, zog ihn mit sich und zischte: „Komm, ich zeig dir unseren Posten!"
    Payne ging mit. Er hatte nicht viel für Meela übrig, aber plötzlich fühlte er sich geschmei-chelt, daß sie sich für ihn interessierte, wo sie sich gewöhnlich doch nur mit den älteren Jungen abgab. Es wurde bald erkennbar, daß Meela auf einen riesigen alten Baum zu-strebte, der am Rand des Parks stand - etwa in der Mitte zwischen den beiden Ausgän-gen, die die Grabräuber benutzen durften. Der Stamm des Baumes hatte einen Durch-messer von wenigstens zwei Metern. Die untersten Äste hingen so tief, daß die beiden Kinder sie mühelos erreichen und sich an ihnen hinaufschwingen

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