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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bleibens in dieser Welt ist nicht mehr lange. Dann sollst du das Wunder von Zwottertracht haben.
    Einverstanden?"
    Augenblicklich war Paynes Glück getrübt. Er hatte den Alten liebgewonnen. Es bedrück-te ihn, ihn von seinem Tod sprechen zu hören.
    „Es genügt mir, wenn du mich es ab und zu anfassen läßt!" antwortete er entschlossen. „Du sollst noch lange leben, und ich will dein Freund sein!"
    Da strich ihm der Alte übers Haar und sagte: „Du bist ein guter Junge! Ja, wir wollen Freunde sein. Du sollst mich so oft besuchen kommen, wie du willst. Wir werden von alten Büchern sprechen, manche davon sogar lesen, und du sollst das Wunder von Zwottertracht berühren!"
     
    *
     
    So begann die Freundschaft zwischen Payne Hamiller und dem Letzten Antiquar, die insgesamt über ein Standardjahr andauerte. In dieser Zeit sonderte sich Payne mehr oder weniger von seinen Altersgenossen ab. Er nahm kaum mehr an den Spielen teil, die die Horde Skarzas, des Kriegers, im Park spielte. Er wurde deswegen ausgelacht.
    Das störte ihn nicht. Seine Eltern machten sich seinetwegen Sorgen. Das störte ihn. Er kompensierte sein Verhalten dadurch, daß er in der Schule Extrakurse belegte und in kurzer Zeit zu ei-nem Schüler wurde, von dem die Lehrer behaupteten, er habe die Anlagen zu einem Ge-nie. Das machte die Eltern stolz und ließ sie vergessen, daß er während seiner Freizeit nicht wie andere Kinder herumtollte.
    Niemand aber erzählte er vom Letzten Antiquar. Seine Freundschaft mit dem Alten blieb sein Geheimnis. Er nutzte jede Gelegenheit, um seinen Freund zu besuchen. Sie lasen Bücher, und später, als Erwachsener, erkannte Payne Hamiller, daß es in der Hauptsache diese Bücher waren, die ihn zu dem Entschluß bestimmten, die SOL zu verlassen und auf Terra zu bleiben.
    Er lernte viel in dieser Zeit - Dinge, die in der Schule nicht, oder nur oberflächlich, gelehrt wurden. Er bekam ein ganz anderes Bild von der Geschichte der Menschheit als das, das die Lehrer in der Schule ihm zu vermitteln suchten. Denn die Lehrer waren zumeist sol-che, die sich damit abgefunden hatten, ihr Leben an Bord der SOL zu beschließen, und daher ihren Schülern ein Weltbild zu vermitteln suchten, das das Zigeunerdasein der So-laner in günstigem Licht erscheinen ließ.
    Bei vielen Besuchen kramte der Letzte Antiquar das Wunder von Zwottertracht hervor und ließ Payne es berühren. Das Gefühl, das er dabei empfand, war jedes Mal dasselbe: Ruhe, Frieden, Kraft - und gleichzeitig die Gewißheit, daß jemand ihn rufen werde.
    Der Ruf kam nicht, aber das störte Payne nicht.
    Eines Tages aber geschah das, woran Payne Hamiller sich in diesem Augenblick wieder erinnerte. Er hatte seine Schularbeiten abgeschlossen, die jetzt, da er zusätzliche Kurse belegte, wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahmen als früher. Er hatte sich auf den Weg zu seinem Freund gemacht und den Raum, in den er damals gestürzt war, als er Meelas Zudringlichkeit aus dem Weg gehen wollte, leer gefunden. Er rief: „Antiquar, wo bist du?"
    Darauf kam aus dem angrenzenden Raum ein Stöhnen. Payne eilte dorthin und fand seinen Freund auf dem Boden hocken, mit eingefallenem Gesicht und einem irrlichternden Funkeln in den blinden Augen.
    „Es geht mir nicht gut", ächzte der Alte. „Aber das wird bald vorüber sein."
    Payne kniete neben ihm nieder.
    „Was kann ich für dich tun?" fragte er. „Wie kann ich dir helfen? Sag mir, wo das Wunder von Zwottertracht ist! Ich gebe es dir, und bald geht es dir wieder gut."
    Der Alte lächelte matt und schüttelte den Kopf.
    „Nein, das ist es nicht", sagte er. „Ich ... es wird nur noch ein paar Minuten dauern.
    Willst du mir einen Gefallen tun?"
    „Jeden!" versprach Payne.
    „Geh nach draußen und warte auf mich! Wenn es soweit ist, werde ich dich rufen."
    „Aber draußen ist es so langweilig", antwortete Payne.
    Das Gesicht des Alten belebte sich.
    „Kannst du zählen?" fragte er.
    „Ja, natürlich."
    „Bis zweitausend?"
    „Ja, aber es macht keinen Spaß. Die langen Zahlen bringen mich durcheinander."
    „Ich weiß, wie du ganz leicht bis auf zweitausend zählen kannst!"
    „Wie?"
    „Geh nach draußen", antwortete der Alte. „In den Gang. Geh fünfzig Schritte nach rechts. Dann dreh dich um und komm zurück, wieder fünfzig Schritte. Wenn du anfängst, zählst du eins, und jedes Mal, wenn du dich umdrehst, zählst du eins weiter.
    Wie oft wirst du dich umdrehen müssen, bis du auf zweitausend kommst?"
    „Vierzigmal",

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