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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnten. Meela kletterte mit atemberaubender Schnelligkeit, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, als auf alten Bäumen herumzuturnen.
    Schließlich machte sie halt.
    „Von hier aus haben wir guten Überblick", sagte sie. „Aber niemand kann uns sehen."
    Sie hockten dicht nebeneinander auf einem kräftigen Ast. Aus dem Blätterwerk vor ihnen hatte jemand ein unregelmäßiges Viereck herausgeschnitten, das einen bequemen Aus-blick auf den Park gestattete. Insgeheim gab Payne dem Mädchen recht: hier kam kein Grabräuber vorbei, ohne daß er gesehen wurde.
    Meela rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her.
    „Ist es noch lange, bis der Siebzehn-Uhr-Summer kommt?" fragte sie.
    „Noch zehn Minuten", antwortete Payne, denn in der Zeit kannte er sich gut aus.
    „Meela", sagte er dann: „Wie kommt es, daß es in diesem Park so alte Bäume gibt?
    Wir sind in einem Raumschiff, nicht wahr? Und das Schiff ist noch nicht halb so lange unter-wegs, wie dieser Baum aussieht."
    Man sah Meela an, daß sie in diesem Augenblick gern die Informierte gespielt hätte.
    „Vielleicht ist es ein schnell wachsender Baum", bot sie als Erklärung an. „Vielleicht ist das Schiff auch schon viel länger unterwegs, als unsere Eltern zugeben wollen."
    Die erste Möglichkeit erschien Payne einleuchtender als die zweite. Er wollte sich mit Meela weiter darüber unterhalten, aber das Mädchen sagte: „Solange es noch nicht siebzehn Uhr ist, können wir es uns dort hinten bequem machen."
    Sie kroch den Ast entlang, um den Stamm herum auf einen anderen Ast, der geradeswegs bis zur Wand des Parks reichte. Dort konnte Payne sitzen und den Rücken gegen die Wand lehnen. Das gefiel ihm. Er fühlte sich einigermaßen zufrieden, bis Meela auf einmal von neuem anfing: „Das ist langweilig. Wir müssen etwas tun, bis es siebzehn wird."
    „Was?" fragte Payne.
    Da bekam Meelas Gesicht plötzlich einen ganz schlauen Ausdruck.
    „Ich zeig' dir was", lockte sie.
    „Was?" wollte Payne wissen.
    „Erst mußt du mir versprechen, daß du mir auch was zeigst."
    Payne wurde es mulmig zumute.
    „Vielleicht mach' ich mit", antwortete er hinhaltend. „Aber erst..."
    „Erst was?" fragte Meela ungeduldig.
    „Erst muß ich mal!"
    Da fing das Mädchen an zu lachen, und das machte es Payne leicht, sich zurückzuziehen. Er kletterte auf den Ästen umher und fragte sich, was aus ihm werden würde, wenn er zu Meela zurückkehrte. Er fand einen Ast, der schräg zur Wand des Parks hinabführte und tastete sich an ihm entlang.
    Als er die Wand erreichte, sah er vor sich in der glatten Oberfläche Furchen, die ein Rechteck umrissen. Die Neugierde ergriff von ihm Besitz. Plötzlich hatte er Meela ganz vergessen. Er lehnte sich gegen das Viereck. Die Wand weigerte sich zunächst, seinem Druck nachzugeben. Als er jedoch die Muskeln spannte, wich sie plötzlich vor ihm zurück.
    Für ihn kam das wie eine Überraschung. Er war nicht darauf gefaßt. Er schoß kopfüber in einen dunklen Raum hinein, prallte gegen etwas Hartes und verlor das Bewußtsein.
     
    *
     
    „Wie geht es dir? Bist du verletzt?" fragte eine matte Stimme.
    Payne schlug die Augen auf. Er lag auf glattem Boden. Hoch über ihm, in der Decke ei-nes Raumes, den er nie zuvor gesehen hatte, glomm düster ein rötliches Licht. Payne sah sich um. An den Wänden entlang waren Schränke. Manche hatten ihre Laden offen ste-hen. Payne sah die schmalen, grauen Rücken von Mikrofilmspulen.
    Ein Archiv, dachte er verwirrt.
    Der Mann, dessen Stimme er gehört hatte, kauerte vor ihm auf dem Boden. Seine Augen waren weit geöffnet und starrten über Payne hinweg gegen die Wand. Payne erinner-te sich an das, was er gelernt hatte.
    Der Mann war blind.
    „Wer bist du? Und wo bin ich?" fragte Payne.
    Der Mann, der nach Paynes kindlicher Ansicht älter war als irgendein Mensch, den er je zu Gesicht bekommen hatte, lächelte eine Weile. Dann antwortete er: „Ich bin der Letzte Antiquar. Mein wirklicher Name würde dir nichts besagen! Und da ich der Letzte Antiquar bin, ist es weiter nichts als logisch, daß du dich im letzten Antiquariat befindest."
    „Wo ist Meela?" fragte Payne. „Und ich weiß nicht, was ein Antiquariat ist!"
    Der Blinde spürte, daß der Junge sich erregte. Er legte ihm behutsam den Arm auf die Schulter.
    „Hab keine Angst", sagte er. „Ich weiß nicht, wo Meela ist. Aber du jedenfalls befindest dich in Sicherheit, und wenn du willst, bringe ich dich zu deinen Eltern zurück."
    „Ja,

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