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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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antwortete Payne.
    „Falsch!"
    „Wieso falsch, ich ..."
    „Weil du dich beim ersten Mal nicht umdrehst. Du zählst neununddreißigmal. Und wenn du nach dem neununddreißigsten Mal fünfzig Schritte getan hast, dann bist du genau auf zweitausend."
    Jetzt, da Payne Hamiller darüber nachdachte, kam ihm zu Bewußtsein, daß es wohl niemand in diesem weiten Universum gab, der es einem Jungen so schmackhaft machen konnte, auf zweitausend zu zählen, wie es der Letzte Antiquar getan hatte.
    Das Resultat war jedenfalls gewesen, daß Payne hinaus auf den Gang trat und vierzig-mal fünfzig Schritte abmaß. Dann wartete er. Aber der Alte kam nicht, um ihn zu rufen. Payne ging ein weiteres Tausend. Dann packte ihn die Ungeduld. Er stürmte in das Anti-quariat und schrie: „Wo bist du? Warum rufst du mich nicht?"
    Er bekam keine Antwort. Er rannte in den angrenzenden Raum, wo er den Alten zuletzt gesehen hatte. Aber auch da war er nicht. Payne suchte und fand einen dritten Raum, der mit altem Gerumpel vollgepfropft war. Auch dort fand er nicht, wonach er suchte.
    Der Letzte Antiquar war von jenem Tag an verschwunden. Allmählich festigte sich in Payne Hamiller die Überzeugung, daß er gestorben sei. Er konnte sich zwar nicht vorstel-len, wohin die Leiche geraten sein mochte. Aber das riesige Schiff stak voller Geheimnis-se. Der Alte hatte sich an Bord der SOL besser ausgekannt als irgendeiner.
    Es war selbst für einen achtjährigen Jungen durchaus denkbar, daß der Letzte Antiquar sich in irgendei-nen unauffindbaren Winkel zurückgezogen hatte, um dort allein und unbeobachtet zu sterben.
    Schließlich erinnerte Payne sich daran, daß der Alte ihm das Türkis-Mineral als Erbe versprochen hatte. Er kehrte also dorthin zurück, wo er in den vergangenen Monaten so oft mit seinem Freund zusammengesessen hatte, und begann, nach dem seltsamen Amu-lett zu suchen. Er betrieb die Suche mit einer Hartnäckigkeit, wie sie nur Kinder und Geis-tesgestörte zustande bringen.
    Aber es war alles erfolglos. Das Amulett war genauso verschwunden wie der Letzte An-tiquar.
    Danach vergingen ein paar Jahre. Erst als Payne Hamiller fünfzehn Jahre alt war, sprach er zum ersten Mal zu einem Dritten von seiner Bekanntschaft mit dem Alten. Es stellte sich rasch heraus, daß dieser Dritte noch nie von dem Letzten Antiquar gehört hat-te, und auch der nächste und der übernächste Dritte nicht. Da wurde Payne stutzig.
    Er ging dorthin, wo man die Personaldaten aller Personen an Bord der SOL aufbewahrte und auf dem laufenden Stand hielt. Er bekam eine Sondererlaubnis, sich alle Unterlagen an-zusehen. Denn er war klug genug gewesen, seine Neugierde in die Tarnung einer Semes-terarbeit für die Schule zu kleiden.
    Dabei fand er heraus, daß es seit dem Start der SOL von der Erde keinen, einzigen Vermißten gegeben hatte. Die Akten gaben einwandfrei Auskunft über den Verbleib eines jeden der ursprünglichen Besatzungsmitglieder: entweder sie waren noch da, oder sie waren gestorben. Mit den an Bord Geborenen verhielt es sich ähnlich. Auch über sie ga-ben die Unterlagen lückenlos Rechenschaft.
    Payne durchsuchte auch die optischen Unterlagen. Er fand kein einziges Bild, anhand dessen er den letzten Antiquar hätte identifizieren können.
    Daraufhin gewann Payne Hamiller den Eindruck, daß die ungeheuer tüchtige Administ-rationsmaschinerie der SOL den Letzten Antiquar niemals erfaßt hatte. Er mußte ein blin-der Passagier an Bord des Riesenraumers gewesen sein, und er war so spurlos gegan-gen, wie er gekommen war.
    Es gab natürlich noch die andere Möglichkeit, die einer von denen andeutete, mit denen Payne über den seltsamen Alten sprach: daß er sich dies alles nur eingebildet hatte, daß er einem Traum oder einer Halluzination zum Opfer gefallen war. Aber daran glaubte Payne Hamiller nicht. Die Erinnerung an den Letzten Antiquar war, selbst nach sieben Jahren, dafür noch viel zu deutlich. Dann allerdings mußte mit seinem Gedächtnis etwas geschehen sein. Die Erinnerung, die sich sieben Jahre lang so standhaft gehalten hatte, verflüchtigte sich plötzlich. Und das in einem solchen Grade, daß Payne Hamiller vor we-nigen Minuten, als er rastlos in dem sublunaren Korridor auf und ab ging - immer fünfzig Schritte, dann kehrt und wieder fünfzig Schritte -, Mühe hatte zu definieren, woran ihn die-se Praxis erinnerte.
    Er schrak aus seinen Gedanken auf, als das Schott am Ende des Ganges sich öffnete.
    Jentho Kanthall kam zum Vorschein.
    „Erfolg

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