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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bevor Pemmo sich zum ersten Mal getraute, mit Loren am selben Tisch zu sitzen.
    Stanza-1 war kein anspruchsvolles Restaurant. Der große Raum war mit meterlangen Tischen bestückt, in die in regelmäßigen Abständen Servierautomatiken eingebaut waren. Noch vor ein paar Wochen hatte Pemmo sich über den Optimismus des Besitzers gewundert, der in einer Gegend, in der kaum ein paar Dutzend Leute lebten oder arbeiteten, ein Lokal mit einer Kapazität von fünfhundert Personen eröffnete. Mittlerweile hatte er jedoch gelernt, die vorausschauende Klugheit des Mannes zu bewundern. Um die Zeit des Schichtwechsels, also gegen sechs Uhr, war hier kaum mehr ein Platz zu kriegen.
    In demselben Maße, in dem sich die Erde wieder bevölkerte, wuchs der Umsatz.
    Üblicherweise empfand Pemmo Kalaainen es als störend, daß die Leute, die hier vor der Arbeit ihr Frühstück einnahmen, zumeist unausgeschlafen und mürrisch waren.
    Heute jedoch störte ihn das nicht. Erstens war er selbst alles andere als in erhabener Laune, und zweitens begann er alsbald, auf mehr oder weniger nüchternen Magen Getränke zu sich zu nehmen, die normalerweise zu so früher Stunde nicht genossen werden.
    Als Loren erschien, hatte Pemmo seinen Kummer bereits hinter sich. Dafür war seine Entschlossenheit, sich bei nächster Gelegenheit als Held zu zeigen, um so größer. Er überfiel Loren sofort mit der großen Neuigkeit. Loren war ein schlankes, gut aussehendes Wesen, das seine Selbstbewußtheit schamlos zur Schau trug. Loren sah aus, als sei sie soeben dem neuesten Modemagazin entstiegen. Dabei gab es auf Terra noch keine Modemagazine.
    Loren bekam eine Falte über der Nasenwurzel, während sie Pemmo zuhörte.
    „Was, um alles in der Welt, könnte einen Menschen dazu veranlassen, nach Luna zu gehen?" fragte sie.
    „Der Stolz!" antwortete Pemmo voller Überzeugung und schlug dabei mit der Faust auf den Tisch.
    Loren sah ihn mißbilligend an.
    „Was für ein Stolz?" wollte sie wissen.
    „Ich habe einen fürchterlichen Fehler gemacht", sagte Pemmo. „Und ich werde dafür ge-rade stehen!"
    Pemmo sprach laut. Loren lehnte sich behutsam in ihrem Stuhl zurück, als Pemmos Atem ihr quer über den Tisch in die Nase geweht kam.
    „Ich bezweifle, daß du in diesem Augenblick überhaupt gerade stehen kannst!"
    Der Sinn dieser Worte ging Pemmo verloren.
    „Oh doch", beharrte er: „Ich werde gerade stehen, und du wirst stolz auf mich sein!"
    „Ich fürchte", sagte Loren pikiert, „du verstehst unsere Beziehung falsch."
    „Ich? Falsch? Wieso?"
    „Ich brauche niemand, auf den ich stolz bin. Ich bin mir selbst genug. Ich bin eine Karrie-refrau. Im übrigen ist Stolz eine überholte Emotion. Wenn ich meine Sache gut mache, empfinde ich Genugtuung, aber nicht Stolz."
    Mit umnebeltem Blick starrte Pemmo sie an.
    „Nicht Stolz? Wovon redest du überhaupt? Ich gehe zum Mond! Ich werde Heldentaten verrichten! Du wirst stolz auf mich sein!"
    Loren stand auf.
    „Ich fürchte, wir haben aufgehört, einander zu verstehen", erklärte sie spitz. „Alles Gute auf dem Mond! Und wenn ich mich bei deiner Rückkehr nicht mehr melde - sei nicht allzu erstaunt!"
    Sie wandte sich ab und schritt hoheitsvoll hinaus.
     
    *
     
    Payne Hamiller zögerte. Jedes Mal, wenn er sich auf eine Reise begab, hatte er das Ge-fühl, er sei im Begriff, etwas Wichtiges zu vergessen. Der Transmittersprung nach Luna war zwar nur mit Mühe eine Reise zu nennen. Aber der Reflex war unabhängig von Weite oder Dauer der Reise. Payne Hamiller verstand wenig von Psychologie, aber er glaubte fest daran, daß seine Mutter für diese Sache verantwortlich war. An Bord der SOL, als Kind, hatte er die Kabine nie verlassen können, ohne daß seine Mutter ihn gefragt hätte: Hast du auch nichts vergessen? Bist du sicher, daß du alles bei dir hast?
    Das hing ihm bis auf den heutigen Tag nach. Er schritt zur Tür. In einem der Kellergeschosse dieses Gebäudes gab es eine kleine Transmitterstation, die auf seinen Auftrag hin auf den Zentralkomplex der Lunar Emergency Operations gepolt war. Hamiller hatte seine Begleiter in den Transmitterraum bestellt. Er sah auf die Uhr. Es waren noch zehn Minuten bis zur verabredeten Zeit.
    Der Gedankenablauf, den dieser Blick auf die Uhr in Bewegung setzte, war schwer nachzuvollziehen: Du hast noch Zeit. Nein, du hast nichts mitzunehmen vergessen.
    Aber war da nicht noch etwas, was du hättest tun sollen? Erinnerst du dich jetzt? Na, also. Dort ist der Radiokom!
    Payne

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