086 - Das grüne Phantom
mit seinem Drillinggewehr ins Moor.
Dorian, Thomas Becker und Peter Plan setzten sich vor dem Gasthaus ins Freie. Unter einem Sonnenschirm tranken sie ihr Bier. Es war kühl, und bei der Hitze schmeckte es vorzüglich.
Zwanzig Minuten vor sechs kam Werner Schmidt.
„Ich habe den Schlüssel", sagte er. „Wir können die Hütte benutzen.
Er war unruhig, und manchmal war es ihm, als würde er seine Umgebung durch einen Schleier sehen. Das Denken fiel ihm schwer. Es gab Augenblicke, da fühlte er sich in dem Ort, in dem er geboren und aufgewachsen war, wie ein Fremder, der alles zum erstenmal sah.
Erschöpft setzte er sich zu den drei Männern. Ein Grauen stieg in ihm auf - das Grauen vor der kommenden Nacht.
In seinem Unterbewußtsein wußte er, was kommen würde.
Dorian und seine beiden Gefährten bestellten etwas zu essen und aßen, bevor sie zu der Hütte fuhren. Kurz nach sieben Uhr abends kamen sie dort an.
Die Sonne ging um diese Jahreszeit erst über eine Stunde später unter. Es war noch taghell. Dorian sah sich die Hütte an. Sie war einfach eingerichtet, aber man konnte es darin aushalten. Es gab eine Abstellkammer, einen Schlafraum und einen Eß- und Aufenthaltsraum.
Dorian besprach sich mit Thomas Becker und Peter Plank.
„Wir warten in der Hütte ab, was geschehen wird", sagte er. „Ich will ein paar Vorbereitungen treffen. Auf alle Fälle brauchen wir die Fackeln. Faust hat gesagt, daß Feuer das Ungeheuer vernichten kann. Legt auch die Pistole und den Wagenheber bereit!"
„Glaubst du, daß Werner Schmidt sich verwandeln wird?" wollte Peter Plank wissen.
„Ich weiß es nicht", antwortete der Dämonenkiller. „Wenn diese Nacht vorbei ist, werden wir klüger sein."
Thomas Becker hatte in Frankfurt Pechfackeln besorgt. Es gab ein paar Geschäfte, die so etwas führten - für Fackelumzüge und dergleichen. Er und Peter Plank trugen die Fackeln in die Hütte und legten sie in der Ecke bereit. Becker schob seine Neunmillimeterpistole unter dem Hemd in den Hosenbund, und Peter Plank legte den Wagenheber zu recht.
Dorian hatte inzwischen ein paar Dämonenbanner um die Hütte verteilt. Er schaute zum Moor hinüber, über dem Myriaden von Mücken tanzten. Die kleinen Quälgeister machten den Männern bei der Hütte auch zu schaffen.
Dorian nahm zwei gnostische Gemmen aus seinem Handkoffer, in dem sein ganzes Gepäck untergebracht war. Der Dämonenkiller hatte eine Vorliebe für legere Kleidung; er kam mit wenigen Sachen aus.
Die Sonne war fast untergegangen, da fuhr ein Opel älteren Baujahrs den Feldweg zur Hütte entlang. Die vier Männer saßen vor der Hütte auf der Bank. Außer Thomas Becker rauchten alle Zigaretten, um die Mücken zu vertreiben.
„Wir kriegen Besuch", sagte Peter Plank.
Es waren Elke Siversen, Hinnerk Ohm und Adam Raspers. Elke und Adam kamen zur Hütte, während Hinnerk Ohm beim Wagen stehenblieb, die Hände in den Taschen, und feindselig zu ihnen herüberschaute.
Dorian blickte die beiden Besucher abwartend an. Elke Siversen trug einen Minirock und eine dünne Bluse. Sie hatte keinen Büstenhalter an, was man deutlich erkennen konnte.
„Wir sind wegen dir hier, Werner", sagte das schwarzhaarige Mädchen. Für Dorians Geschmack war sie ein wenig klein, aber sie hatte beachtenswerte Kurven. „Du mußt mit uns nach Hamburg fahren. In der letzten Nacht ist der Versuch fehlgeschlagen. Aber diesmal wird es uns gelingen, dir zu helfen."
Werner Schmidt schauderte.
„Ich will hierbleiben", sagte er mit tonloser Stimme.
Elke packte ihn an den Schultern. „Du mußt mitkommen, Werner, sonst wird etwas Furchtbares geschehen. Es ist doch nur zu deinem Besten. Ich will dir helfen. Wir alle wollen dir helfen."
„Wenn Werner sich mit Hekate einläßt, wird ihm erst recht etwas Furchtbares zustoßen", sagte Dorian.
Elke Siversen wandte ihm das Gesicht zu. „Woher wissen Sie das? Wer sind Sie?"
„Ein Mann, der Werner Schmidts Wohl im Auge hat. Sie gehören einem Hexenzirkel an, der Hekate verehrt. Sagt Ihnen der Name ,Dämonenkiller' etwas?"
An Elkes verständnislosem Blick erkannte Dorian, daß sie keine Ahnung hatte. Er und seine beiden Gefährten hatten sich zu sehr auf Elke konzentriert und zu wenig auf Hinnerk Ohm geachtet.
„Genug geredet jetzt!" rief der kräftige Gastwirt. „Die Hände hoch, sonst knallt es!"
Er hatte seinen Drilling vom Rücksitz des Opel genommen und hielt ihn nun im Anschlag. Adam Raspers und Elke Siversen traten schnell zur Seite und
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