086 - Das grüne Phantom
aus der Schußlinie. Dorian erhob sich. Becker, Plank und Werner Schmidt blieben sitzen.
Schmidt schaute völlig teilnahmslos drein. Manchmal fröstelte er.
„Was soll das?" fragte Dorian den Gastwirt. „Wollen Sie uns erschießen?"
„Erschießen nicht, aber wenn einer von euch eine Bewegung macht, die mir nicht paßt, jage ich ihm eine Ladung Schrot in den Pelz. Es sind grobe Sauposten, die höllisch schmerzen. Wenn einer der Herren Bedarf hat, braucht er es nur zu sagen." Er wandte sich an Werner Schmidt. „Du kommst mit. Ist das klar? Die fremden Schwätzer können dir nicht helfen. Nur Hekate vermag etwas für dich zu tun. Gepriesen sei ihr Name! Also, kommst du jetzt, oder müssen wir dich zwingen?"
Der blonde Mann erhob sich. Sein Gesicht war eine Grimasse der Qual, seine Knie zitterten. Er öffnete den Mund, aber nur ein Stöhnen kam über seine Lippen.
Elke streckte die Arme aus, wie um ihm zu helfen, blieb aber stehen.
„Er hat wieder Zustände", sagte Hinnerk Ohm und herrschte Werner barsch an. „Setz dich in den Wagen! Los, los, los! Du kommst mit. Hekate wartet auf dich, Hekate, verstehst du? Sie wird dich heilen."
„Hekate!" stieß W erner hervor, und seine Augen glänzten fiebrig. He…"
Er taumelte auf den Wagen zu, fummelte am Türgriff herum und konnte den hinteren Wagenschlag endlich öffnen. Schwer fiel er quer über den Rücksitz. Er stand im Banne dämonischer Mächte, daran gab es für Dorian keinen Zweifel.
Der Dämonenkiller konnte aber die Zusammenhänge nicht durchschauen. Sollte Hermes Trismegistos die Hände im Spiel haben? Dorian wußte nicht, daß er mit seiner Vermutung völlig falsch lag. „Gut", sagte der Gastwirt befriedigt. „Ihr drei - steht auf und dreht euch um, das Gesicht zur Wand! Stützt euch mit den Händen ab und setzt die Füße zurück! Schnell! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir werden euch gefesselt hier zurücklassen."
„Sollen wir es tun, Dorian?" fragte Thomas Becker leise.
Der Dämonenkiller hob die Schultern. „Es wird das beste sein. Warum eine schlimme Verwundung riskieren?"
Thomas Becker stimmte mit Dorian überein. Die drei Gefährten drehten sich um. Dorian mußte an Coco Zamis denken, seine Geliebte und Lebensgefährtin. Sie konnte auf magische Weise die Zeit manipulieren, und sich in einen schnelleren Zeitablauf versetzen. Ihr wäre es leicht gefallen, Ohm zu entwaffnen. Dorian hatte keine solche Fähigkeit.
Adam Raspers durchsuchte die Taschen der drei Männer. Er fand Thomas Beckers Pistole und nahm sie an sich.
„Sieh an! Ganz schön für einen Professor."
Dorian nahm er ein Taschenmesser und zwei gnostische Gemmen ab. Er betrachtete die letzteren neugierig.
„Steh nicht da und glotz!" herrschte ihn Hinnerk Ohm an. „Ich will heute nacht noch nach Hamburg kommen, nicht erst nächste Woche. Los, los, los! In Hamburg warten sie auf uns. Fesselt und knebelt die drei Kerle!"
Elke Siversen hatte Schnüre aus dem Wagen geholt. Adam Raspers fesselte die Männer. Hinnerk Ohm war nahe herangetreten. Gegenwehr war nicht zu empfehlen. An Händen und Füßen gefesselt, saßen der Dämonenkiller und seine beiden Gefährten auf der Bank.
Die Sonne war jetzt vollends untergegangen. Dorian und die beiden andern wurden mit dreckigen, nach Öl riechenden Lappen geknebelt und die Knebel festgebunden, so daß sie diese nicht ausstoßen konnten.
Hinnerk Ohm und Adam Raspers zerrten sie ins Haus. Dort fesselten sie die drei Männer, die auf dem Boden hockten, mit den Rücken aneinander, und banden ihnen zudem noch die Beine zusammen, so daß sie nicht aufstehen konnten.
„So", sagte Hinnerk Ohm. „Eine gute Nacht wünsche ich noch. Seid froh, daß ihr so billig davonkommt. Irgend jemand wird euch schon irgendwann finden. Dann verschwindet am besten und sagt nichts von dem, was hier geschehen ist und was ihr vielleicht erfahren habt. Sonst wird Hekates Zorn euch treffen."
Dorian, Plank und Becker konnten nichts antworten, da sie geknebelt waren.
Hinnerk Ohm und Adam Raspers verließen die Hütte. Man hörte die Autotüren zuschlagen, dann wurde der Motor angelassen. Der Waren fuhr davon.
Dorian ärgerte sich, weil er sich hatte überrumpeln lassen. Aber daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Er begann, an den Fesseln zu ziehen. Doch die saßen fest; es konnte die ganze Nacht dauern, bis er sie aufbekam - wenn überhaupt.
Der Wagen fuhr über Landstraßen auf die Autobahn zu. Werner Schmidt lag. hinten im Fond. Er machte keine
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