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086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde

086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde

Titel: 086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich mit
unbarmherziger Wucht um den schlanken Hals der Agentin und wurde straff
gezogen. Die dicke Lederschnur stellte Morna Ulbrandson augenblicklich die Luft
ab. Der Schwedin wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie fiel in eine
bodenlose Tiefe, im wahrsten Sinn des Wortes. Morna war noch bei Bewusstsein . Ihr Sturz, wäre er nur zu Boden gegangen,
hätte längst zu Ende sein müssen, aber er schien durch den Boden hindurch zu
führen!
     
    ●
     
    Rund ums Haus und im Haus war alles still. Der Wind wehte scharf
vom Meer her, jaulte und heulte, dass es sich anhörte
wie das Klagen gequälter Seelen. Kein Mensch kam auf der schmalen Straße in
Sicht, und niemand bewegte sich auf dem Weg jenseits des Tores, der zum Gebäude
führte. Am Mittag kam ein fliegender Händler mit Korbmöbeln vorbei. Der
ratternde LKW blieb in Höhe der Toreinfahrt stehen. Der Fahrer hupte mehrere
Male, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber hinter den Fenstern und der Tür
rührte sich niemand. Der Mann am Steuer beugte sich tief hinunter und hupte
noch einmal. Dann sah er, dass seine Hartnäckigkeit
sich lohnte. Der Vorhang am Fenster rechts neben der Tür bewegte sich. Einen
Moment war ein Gesicht zu sehen, das schnell wieder verschwand. »Na, kommen Sie
schon raus«, murmelte der Korbflechter. Dann klopfte er gegen die Rückwand
seines Fahrzeugs. In dem kleinen rechteckigen Fenster zeigte sich ein schwarzer
Wuschelkopf. Ein Teil des LKW, dessen Dach mit Korbtischen, Stühlen, Schaukeln
und Blumengehängen überladen war, diente dem Vater und seiner kleinen Tochter
auch als Wohnung.
    Auf engstem Raum waren übereinander zwei Betten untergebracht, die
hochgeklappt waren. Myra saß während der Fahrt meistens hinten. Sie las gern,
handarbeitete oder reparierte Körbe, die durch den Transport oder durch das öftere Aufstellen zu Schaden gekommen waren.
    »Myra, das ist ein Fall für dich«, rief der Vater aus dem
Führerhaus.
    Der Korbflechter war ein kräftiger Mann mit dunklem, bereits
ergrautem Haar und einem gutmütigen Gesicht. John O'Keefe war seit fünf Jahren Witwer. Einst hatte er im Norden von Schottland einen
eigenen kleinen Betrieb mit drei Angestellten gehabt. Damals lebte auch Ireen , seine Frau, noch. Nach ihrem Tod gab er alles auf,
verkaufte Haus und Betrieb und brachte nur noch das unter die Leute, was er mit
seinen eigenen Händen schaffen konnte. Er erwarb gebraucht einen LKW, den er
für seine speziellen Zwecke umbaute. Damit reiste er vom späten Frühling bis in
den frühen Herbst kreuz und quer durch das Land.
    Die Geschäfte gingen mehr schlecht als recht, aber O'Keefe und seine Tochter kamen durch. Und das heitere,
natürliche Wesen der kleinen Myra half oft mit, auch dann mal etwas zu
verkaufen, wenn der Mann schon keine Hoffnung mehr hatte. »Es ist jemand im
Haus. Versuch mal dein Glück! Leute, die so abseits wohnen, haben meistens auch
eine Katze. Nimm ein Körbchen mit .«
    »Alles klar, Dad .« Das Mädchen mit dem
Wuschelkopf und den dicken langen Zöpfen öffnete die schmale Tür seitlich in
der Wand und warf einen Blick nach draußen. Myra O'Keefe nahm in die Linke ein Katzenkörbchen, in die Rechte einen Einkaufskorb, der mit
einem rot-weiß gepunkteten Plastikeinsatz versehen war. John O'Keefe beobachtete vom Wagen aus, wie seine Tochter
beschwingt zum Zauntor ging. Myra trug einen viel zu
langen Rock und eine salopp fallende Bluse. Das ließ sie älter erscheinen, als
sie in Wirklichkeit war. Die Zöpfe pendelten hin und her, als das Mädchen sich
mit forschem Schritt dem Eingang näherte. John O'Keefe grinste verschmitzt. Seine Myra! Wer sie so sah, musste sie einfach empfangen, konnte sie nicht abweisen. Mit ihrer frischen,
ungekünstelten und ein wenig altklugen Art überzeugte sie jeden.
    »Sie wird es wieder schaffen«, murmelte der Mann. »Ich wette ...
gleich wer im Haus wohnt, er wird Myra nicht einfach davonjagen .« O'Keefes Tochter betätigte den
Klingelknopf. Dabei merkte sie, dass das Zauntor nur angelehnt war. Myra drückte es auf, als sich
niemand an der Wohnungstür zeigte. John O'Keefe hielt
sich weiterhin im Hintergrund und starrte zur Haustür und auf das Fenster, wo
er vor wenigen Augenblicken ein Gesicht gesehen hatte. Jetzt war dort nichts
mehr wahrzunehmen. Warum reagierte der Bewohner auf das Klingeln nicht? Der LKW
mit der Aufschrift Korbwaren war kaum zu übersehen. Die Person, die kurz
aus dem Fenster gestarrt hatte, wusste also, wer was
wollte. Wenn niemand

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