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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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vorübergehend paralysiert. Dann erst hatte er die Stimme erkannt.
    Der Schock wich nur allmählich aus den Gliedern.
    »Haben Sie mich erschreckt«, sagte der Reporter schließlich und drehte sich um.
    Herrman Kreger lehnte neben dem Tor an der Wand. Seine Augen glommen düster aus den tiefen Höhlen. Er stand lässig da und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Nur seine Augen lebten. Man hätte ihn sonst für eine unvollendete Figur aus einer Holzschnitzer Werkstatt halten können.
    »Warum spionieren Sie mir nach?« fragte Herrman Kreger stereotyp weiter, als wüßte er keinen anderen Satz.
    Ferdy Wilkin faßte sich wieder.
    »Ich wollte mit Ihnen reden.«
    Herrman Kreger ließ die Hände sinken und stieß sich von der Wand ab.
    »Das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Was haben Sie in meinem Zimmer gesucht?«
    »Sie!« blieb der Reporter bei seiner Version. »Ich wollte Sie noch um einen Gefallen bitten.«
    »Mich?«
    Ferdy Wilkin sprach schnell weiter, um sein Gegenüber nicht zum Überlegen kommen zu lassen.
    »Ich wollte Sie bitten, mir morgen früh die Höhlen noch einmal zu zeigen. Sie führen mich doch?«
    »Nein.«
    »Aber Herr Breitinger hat mir gesagt, daß Sie der einzige sind, der sich dort wirklich auskennt.«
    »So? Hat er das?«
    »Ich habe ihm natürlich nicht erzählt, daß ich Sie bitten will, mich dorthin zu führen.«
    »Haben Sie nicht?«
    Interesse klang in Kregers Stimme auf. Nur ein im Zuhören geschulter Journalist konnte dieses Aufkeimen einer emotionalen Beteiligung heraushören.
    »Nein. Er weiß es nicht. Schließlich geht es ihn ja nichts an, wenn Sie sich ein paar Mark dazuverdienen.«
    »Was wollen Sie in den Höhlen?«
    »Ich möchte mich dort umsehen.«
    »Allein?«
    »Sie sind doch dabei. Ich möchte ein paar Fotos dort machen.«
    »Wann?«
    »Morgen früh.«
    »Wieviel Uhr?«
    »Wann können wir?«
    »Ab acht Uhr könnte ich.«
    »Gut. Dann um acht. Mit der Bezahlung werden Sie zufrieden sein.«
    »Bestimmt«, sagte Herrman Kreger.
    Eine Pause entstand, in der sich der Reporter und der jüngere Mann nur anstarrten.
    »Was für Fotos möchten Sie dort machen?« brach Kreger das Schweigen. »Es gibt dort nichts zu fotografieren.«
    »Wirklich nicht? Sie kennen die Höhlen doch in- und auswendig.«
    »Deshalb weiß ich ja, daß es dort nichts Interessantes gibt.«
    »Das Kind heute nachmittag war anderer Meinung.«
    »Glauben Sie an diesen Unsinn mit dem Vampir?«
    Jetzt mußte Ferdy Wilkin bluffen.
    »Ich muß es glauben. Sie haben doch auch den Kot gesehen, der den ganzen Boden der Höhle bedeckt hat.«
    »Ja. Der ist von Fledermäusen.«
    »Sie haben nicht alles gesehen. Als Sie am Eingang auf uns warteten, hat der Kriminalbeamte eine Probe von dem Zeug genommen und es im Polizeilabor analysieren lassen.«
    »Analysieren?«
    Herrman Kreger hatte Schwierigkeiten, das Wort auszusprechen.
    »Ja. Untersuchen. Die Wissenschaftler können heute jeden Stoff in seine einzelnen Bestandteile zerlegen. Das haben sie auch mit der Probe aus der Höhle gemacht. Sie konnten sogar herausfinden, was der Vampir vorher zu sich genommen hat.«
    Herrman Kregers Lippen zuckten, doch er fragte nicht.
    »Es steht einwandfrei fest, daß der Kot von einer Fledermaus stammt und daß ihre Nahrung aus Blut bestand. Aus Menschenblut.«
    Herrman Kreger blieb immer noch still. Doch man sah es ihm an, wie sehr es hinter seiner breiten Stirn arbeitete.
    »Das kann man tatsächlich herausfinden?«
    »Aber ja doch. Haben Sie das nicht gewußt?«
    Herrman Kreger biß sich in die Unterlippe.
    »Ich beschäftige mich nicht mit diesen Dingen«, sagte er.
    »Und womit beschäftigen Sie sich denn? Mit Fledermäusen?«
    Kregers Kopf ruckte hoch. Seine harten Augen glitzerten, obwohl weit und breit kein Licht war, das ihnen einen Reflex gegeben hätte.
    »Wie meinen Sie das?« kam es stockend.
    »Genauso, wie ich es gesagt habe«, schoß Wilkin wieder zurück. »Es ist bestimmt ein interessantes Steckenpferd, Tiere zu beobachten. Sie mögen doch Tiere?«
    »Ja«, entfuhr es dem Knecht, und wieder grub er seine Zähne in die schmale Unterlippe.
    »Ich hoffe, daß Sie mir morgen viel von Ihren Beobachtungen erzählen«, meinte Ferdy Wilkin beiläufig. »Aber jetzt möchte ich nicht länger stören. Sie müssen sicher zeitig aus den Federn. Bis morgen um acht, also?«
    »Bis morgen um acht. Aber warten Sie nicht hier im Hof auf mich.«
    »Wo dann?«
    »Am Ortsrand. Dort wo die Ulmen stehen.«
    »Ich kenne den Platz.

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