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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ablenken lassen. Nach wie vor lief der Killer noch immer frei herum…
    ***
    Ich machte nicht gern auch nicht oft von meinen Sondervollmachten Gebrauch, in diesem Fall aber war es unerläßlich gewesen, denn ich war mit dem Leiter der Polizeitruppe, einem Mann in schmucker Uniform unterschiedlicher Meinung über das weitere Vorgehen. Er wollte auf der Fähre alles abriegeln und jeden Reisenden verhören.
    Das war im Prinzip richtig. Es hätte jedoch eines wahnsinnigen Aufwands bedurft. So konnte ich ihn überzeugen, daß er seine Leute zwar an Bord schickte, sie aber zuerst anwies, daß niemand das Schiff verlassen durfte. Es mußte unter Kontrolle stehen, alles andere würden Suko und ich erledigen.
    »Sind Sie denn Wundermänner?« fragte Gerald Gross, der Captain.
    »Nein, das nicht, aber es ist möglich, daß wir etwas mehr wissen als Sie, sonst hätten wir uns den Flug mit dem Hubschrauber von London hierher auch gespart.«
    Er hob die Unterlippe seines breiten Mundes vor. Der Mann hatte ein Nußknackergesicht. Breite Wangen, eine kleine, aber kräftige Nase, dafür eine breite Stirn und tief in den Höhlen liegende, dunkle Augen. Er schien vom Militär gekommen zu sein, denn er hatte das Gehabe eines Offiziers an sich. Immer leicht stramm stehend, wie man es den Soldaten eingetrichtert hatte.
    »Ich finde es nicht gut, daß man mich hier auf dem Trockenen stehen läßt.«
    Suko hatte heute seinen humorvollen Tag. »Sie können ja ins Wasser springen, Captain.«
    Au, da hatte er was gesagt. Wenn Blicke töten könnten, hätte Suko jetzt einen Sarg gebraucht.
    Ich grinste nur und wandte mich ab, denn der Knabe war zudem rot angelaufen. Er hatte seine Leute im Griff. Etwa zwanzig Männer standen bereit und warteten - ebenso wie wir - auf das Einlaufen der Fähre aus Calais. Viel Zeit würde nicht mehr verstreichen. Etwas schwerfällig schob es sich in den Hafen hinein, über dem dichte graue Wolken hingen. Kein besonderes Juniwetter.
    Der Wind hielt sich in Grenzen, dennoch knatterte das Tuch der Fahnen am Mast.
    Auch ich war gespannt. Suko erging es ebenso. Zudem dachten wir an Abbé Bloch, unseren Templer-Freund, der uns alarmiert hatte. Wir hofften nur, daß ihm nichts passiert war. Daß der Killer Jagd auf ihn machen würde, lag auf der Hand. Seinen Begleiter hatte er erbarmungslos umgebracht. Einzelheiten würden wir noch selbst sehen und entsprechende Vorbereitungen treffen können.
    Hinzu kam, daß sich dieser Mörder bestimmt noch an Bord aufhielt. Wahrscheinlich mußten wir das gesamte Schiff durchsuchen, um ihm auf die Spur zu kommen.
    Er war ein besonderer Killer, wenn man überhaupt davon sprechen konnte. Jemand, der alle Menschen umbrachte, die etwas über ihn wußten oder seine Spur aufgenommen hatte. Dabei war er kein normaler Mensch. Wir mußten davon ausgehen, daß wir es mit einem Engel zu tun bekamen, denn das hatten wir in einem Aufsatz gelesen, der so etwas wie der Nachlaß eines ermordeten Priesters gewesen war. Seinetwegen hatten wir auch mit einem pensionierten Bischof gesprochen, der unsere Vermutung als Gotteslästerung von sich gewiesen hatte.
    Wir waren da anderer Meinung. Jedenfalls hatte der Verfasser des Artikels den Begriff Dämon nicht erwähnt und stets nur von einem Engel geschrieben.
    Aber ein Engel als Killer?
    Es wollte mir nicht in den Sinn, obwohl eigentlich alles möglich war und wir mit Engeln auch unsere Erfahrungen gemacht hatten, davon einmal abgesehen.
    Ich brauchte da nur an Raniel zu denken, den Gerechten. Auch er war ein Engel, und mir würde es nie in den Sinn kommen, ihn als Dämon zu bezeichnen, aber er setzte sich ebenfalls brutal durch, wenn es der Sache diente.
    Wir würden sehen.
    Zunächst beobachteten wir das Anlegemanöver der Fähre. Für einen Moment brach die Sonne durch eine Wolkenlücke, und die Strahlen verteilten sich über das Deck. Sie fingen sich auch auf den hellen Scheiben der Brücke, wo sie blitzende Reflexe hinterließ. An Deck sahen wir nur wenige Menschen. Sie alle gehörten zur Besatzung des Schiffes. Die Reisenden hielten sich in ihren Fahrzeugen oder im Zug auf. Bestimmt hatte der Kapitän dies durchgegeben.
    Auch wir hatten einen Plan. Zuerst wollten wir den Abbé suchen und uns dann um den Toten und dessen Mörder kümmern. Der Kapitän des Schiffes wußte Bescheid, er würde uns auch an Bord begrüßen. Schon während des Anlegemanövers hatte er die Brücke verlassen. Wir sahen ihn auf dem Deck stehen, und die Uniform flatterte im

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