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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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um die Schultern gelegt. Zamorra hatte sie sehr beeindruckt und ihr auch als Mann gefallen. Wäre er nicht fest mit Nicole liiert gewesen, für die Giulia Sympathie hegte, hätte sie versucht, ihn für sich zu erobern.
    Sie seufzte, die wirklich interessanten und guten Männer waren schon alle vergeben. Als sie ins Zimmer trat, spürte sie zuerst einen fremden Geruch, der zuvor nicht vorhanden gewesen war. Den nach Schweiß und von einem ungewaschenen und ungepflegten Körper.
    Ehe Giulia reagieren konnte, trat der Riese Giancarlo, der Knecht des Hexenjägers, hinterm Vorhang neben der Tür hervor und packte sie. Hilflos hing die schlanke Frau im Griff des Hünen.
    Gegen seine Bärenkräfte hatte sie keine Chance.
    Licht brannte im Zimmer. Hinterm Schrank kam nun Pasquale der Hexenjäger hervor. Der Bucklige Luigi hatte sich hinter dem Marmorkamin verborgen gehabt. Auch er erschien jetzt und kicherte.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte Giulia, deren Füße über dem Boden hingen.
    Giancarlo hielt sie in seinen Pranken wie der Adler das Kaninchen.
    »Dich sprechen«, erwiderte der schwarz gekleidete Hexenjäger mit dem Bart und der entstellenden Narbe. Seine Augen funkelten fanatisch. »Du wirst uns allerhand erzählen müssen. Denn ich denke, dass auch du eine Hexe bist - oder sein könntest. Jede Frau, die so schön ist wie du, ist eine Hexe. Die Duval ist genauso eine. Auch sie holen wir uns, heute Nacht noch. Zamorra wird sich sehr wundern, wenn er morgen früh aufwacht und sein Liebchen verschwunden ist. Das wird ihn lehren, Pasquale D'Annocchio in die Quere zu kommen.«
    »Du bist wahnsinnig! Mein Bruder wird dich bestrafen. Wage es nicht, mir auch nur ein Haar zu krümmen. Gebt mich sofort frei!«
    Der Hexenjäger schlug sie hart ins Gesicht.
    »Sprich nicht so mit mir, Hexe. Wenn du erst auf der Folterbank liegst, wirst du merken, was Sache ist.« Er lachte hämisch. »Ich bin schon eine Weile in Venedig. Ich habe alles gefunden, was ich zur Ausübung meines Amtes als Hexenjäger brauche, zu dem ich berufen bin. Meine Helfer und ich werden die Stadt von euch Hexen befreien. Danach sind dann die Vampire an der Reihe.«
    »Der Ball der Vampire soll morgen schon stattfinden!«, rief Giulia, die keine Beschimpfung oder Bedrohung des Hexenjägers mehr wagte. »Dann ist es zu spät für Venedig. Maestro D'Annocchio, ich beschwöre Sie, besinnen Sie sich auf die Aufgabe, wegen der Sie hergeholt wurden! Sie dürfen die Stadt nicht im Stich lassen.«
    »Mir streust du keinen Sand in die Augen, Hexenbrut. Erst die Hexen, dann die Vampire. Das hängt alles zusammen. Wie anders als im Bund mit euch Hexen hätten die Vampire sich so lange hier in der Stadt halten können? Die Bruderschaft der Wächter von Scalba ist längst unterwandert, gestehe es!«
    »Nein, nein.«
    Es half Giulia nichts, dass sie strampelte und sich wehrte. Giancarlo hielt ihr mit seiner Pranke den Mund zu. Der Hexen jäger, der Bucklige und der Riese fesselten und knebelten Giulia.
    Sie rollten sie in einen Teppich ein und trugen sie durch eine Seitenpforte aus dem Palazzo.
    Im Bootshafen der Cavallis wartete ihr Motorboot. Giulia wurde ins Boot gelegt. Es fuhr zu einem alten Palazzo, wo D'Annocchio sich eingenistet hatte. Dort gab es sogar noch eine gut erhaltene Folterkammer, die voll einsatzbereit war.
    Der Hexenjäger schaute, während der Bucklige am Steuer stand, auf die Teppichrolle zu seinen Füßen.
    »Du wirst brennen, Hexe«, murmelte er, »und die andere Hexe, die Duval, mit dir.«
    ***
    Die Fahrt zum Hotel »Gritti Palace« dauerte eine Weile. Sie führte zum Giardino Papadopoli, dem Park mitten in Venedig, wo das First-Class-Hotel stand. Zamorra hatte den Arm um Nicoles Schultern gelegt. Sie schmiegte sich an ihn.
    Der schweigsame Gondoliere ruderte. Das war den beiden recht so. Nach allem, was ihnen der Tag gebracht hatte, und vor allem dem Tod von Marietta Zuber, konnten sie keinen Gesang gebrauchen.
    Beim aus dem 15. Jahrhundert stammenden Palazzo Fascari, in dem sich jetzt die Hochschule für Wirtschaft befand, bog der Gondoliere nach links in einen schmaleren Kanal ab. Er wollte den Weg abkürzen.
    Beleuchtete Gondeln fuhren auf dem Canale Grande und in den anderen Kanälen. Auch Motorboote waren unterwegs. Trotz der Vampirgefahr, von der nicht alle wussten, waren die Wasserstraßen von Venedig verstopft. Hier ging das Leben nach der Tageshitze erst am Abend richtig los, hatten die Ristorantes und Straßencafés Saison und gab es

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