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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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war die Endstation aller vom Festland kommenden Linienautobusse und Reisebusse. Tag und Nacht herrschte hier Betrieb, seit Busreisen zu den preiswerten Tourismustouren zählten.
    Es war früher Nachmittag. Zamorra und Nicole und die beiden Kriminalbeamten gingen an den komfortablen bunten Reisebussen mit Klimaanlage und allem Zubehör vorbei. Touristen stiegen aus, die Busfirmen schaufelten sie regelrecht in die Stadt. Busse fuhren an und ab.
    Es ging zu wie im Taubenschlag. Es wurde gehupt, es gab Stimmengewirr, und Reiseführer sammelten ihre Schäfchen. Andenkenhändler und solche, die Erfrischungsgetränke und einen Imbiss verkaufen wollten, stürzten sich auf die Touristengruppen wie die Geier.
    Sie schnei.: durcheinander und boten alles Mögliche an.
    »Gelati! Gelati!«
    »Postkarten! Pizza!«
    Um die Ecke glaubten der Parapsychologe und seine Begleiterin fast, in eine andere Welt gekommen zu sein. Denn hier läuteten dumpf die Glocken der Barfüßerkirche mit ihrem hohen Turm. Dem Kirchenportal entströmten Gestalten in härenen Mönchskutten, die Stricke mit Knoten darin schwangen, um sich damit zu geißeln.
    Das taten sie, während sie einem Kreuz folgten, das ein Priester im Ornat trug. Zwei Messdiener begleiteten ihn. Einer schwenkte ein Weihrauchfass.
    Die Zuschauer auf dem Kirchenplatz bekreuzigten sich. Zamorra, Nicole und die beiden Kriminalbeamten blieben in die Menge eingekeilt stehen und schauten zu, wie sich die Geißlerprozession in Bewegung setzte und in zwei Reihen der Calle Priuli zustrebte.
    Fromme Gesänge erschollen, dazu die Fürbitten. Eine Bläserkapelle, die immer wieder fromme Lieder spielte, durfte nicht fehlen. Die Geißler in ihren Mönchskutten zogen dahin, begleitet von anderen, die normale Zivilkleidung trugen.
    »Vor der Wut der Vampire, Heilige Schutzpatrone Venedigs, errettet uns!«
    »Heilige Katharina, halte Fürbitte für uns, dass der Alte Umberto vernichtet werde!«
    Zamorra machte sich über Glaubensdinge niemals lustig, doch was er hier sah, erschien ihm doch reichlich krass. Eine offizielle Kirchenprozession war es nicht, eher eine Privatveranstaltung, zu der sich ein Priester bereit erklärt hatte.
    »Gehören die Geißler alle zur Bruderschaft?«, fragte Zamorra den Commissario.
    »Fast alle.«
    »Ist Cavalli dabei?«
    »Ich sehe ihn nicht, aber ich werde ihm Nachricht geben, dass er sich bei mir melden soll.«
    Gabelotti teilte mit seinem dicken Bauch die Menschenmenge wie ein Schlachtschiff. Er holte die Geißler ein. Hinter ihm dröhnte die Blaskapelle los, dass ihr Klang sämtliche Vampire Venedigs hätte verscheuchen und den Alten Umberto bis in alle Ewigkeit hätte stocktaub machen sollen.
    Dann verstummte die Blaskapelle, die Fürbitterei ging wieder los.
    »Vor den Blutsaugern aus den Kanälen…«
    »Vor der unheiligen Brut aus dem Abgrund…«
    »Vor dem Schwarzen Blut der Dämonen…«
    »Vor dem Alten Umberto…«
    »… und La Genovesa, der Hexe…«
    »Vor allen Vampiren und vor der Macht Satans…«
    »Verschone uns, o Herr! Dass deine Engel uns retten mögen…«
    »Dass der Heilige Marco sein Schwert schwinge…«
    »Dass alle Engel und Erzengel die Vampirbrut vernichten…«
    So ging es immer weiter, während sich die Geißlerprozession durch die Stadt wälzte. Die Geißler selbst schlugen sich, sprangen umher, schwenkten Schellen, Vampirpflöcke und Kreuze. Jeder trug mindestens eine Knoblauchkette und Amulette. Es war Aberglaube pur, und Zamorra fragte sich, wie ein Priester sich hergeben konnte, dabei mitzumachen.
    Gabelotti hatte einen der Geißler am Ärmel gezogen. Er musste ihn heftig schütteln, der Geißler war wie in Trance befangen. Endlich merkte er auf.
    »Was willst du von mir, Bruder Francesco?«, fragte er, als er den Dicken erkannte.
    »Ich muss mit unserem Oberhaupt sprechen, dem Duce Pietro. Es ist sehr dringend. Es geht um unseren Sieg und unsere Niederlage.«
    »Darüber bestimmen die Heiligen.«
    »Die sind im Himmel, wir müssen uns hier auf Erden helfen. Gib die Nachricht weiter, Bruder. Der Duce Cavalli soll mich anrufen, aber schnellstmöglich.«
    Gabelotti wusste, dass Cavalli nach seinem Kanalbad samt seiner Gefährten erst einmal verschwunden war. Die Polizei hatte ihn nicht aufgehalten. Gabelotti ließ die Prozession vorbeiziehen, wegen der der Verkehr auf den Straßen jeweils hielt und die über die Brücken Venedigs dahinzog.
    »Was für ein Spektakel«, sagte Gabelotti, als er mit Zamorra, Nicole und seinem Inspektor

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