0860 - Die Blutbank von Venedig
starrköpfig für D'Annocchio und gegen Zamorra aus, den der Commissario Gabelotti als Kämpfer gegen die Vampire haben wollte. Der dicke Gabelotti verlor seine sonstige Ruhe.
»Zamorra ist unsere letzte Chance«, argumentierte er am Versammlungsplatz der Bruderschaft hinter der Kirche San Pietro Martire. »Wo ist er denn, dein D'Annocchio?«
»Wo ist denn dein Zamorra, heh, der große Meister?«
»Er sollte nicht hier sein, ihn hat keiner bestellt«, rief Gabelotti. »Doch der Hexenjäger sollte es. Wochenlang hält er sich schon in Venedig auf und führt große Reden. Was hat er erreicht? Nichts. Ich sage dir, Pietro, er hat sich mit dem-Vorschuss aus dem Staub gemacht, den wir ihm zahlten - hoch genug war er ja! - und lässt uns im Stich.«
»Das würde er nie tun.«
Die hitzige Streiterei ging hin und her und führte zu nichts. Die Wächter der Scalbas trugen allesamt Umhänge und Kapuzen. Um den Hals hatte jeder ein handgroßes Amulett mit einem Vampirpflock und einem Hammer, die sich in der Mitte kreuzten. Zudem hatte jeder ein Silberkreuz am Gürtel hängen, als Andenken an den Mönch Benedetto, den sie als den Gründer der Bruderschaft betrachteten.
Außerdem hatte jeder Knochlauchknollen unter der Kleidung und einen Vampirpflock sowie einen Hammer am Gürtel. Ein weiteres Abzeichen war ein Ring, den jedes Mitglied der Wächter der Scalbas am Finger trug.
Einige Mitglieder, zu denen auch wenige Frauen gehörten, waren so nervös und hatten solche Angst vor den Vampiren, dass sie Knoblauch kauten. Der Geruch war entsprechend, an der frischen Luft im Freien jedoch auszuhalten.
Es war schon Mitternacht, als Pietro Cavalli endlich nachgab. »So holt denn in drei Teufels Namen diesen Zamorra! Aber gleich und sofort. Das befehle ich als der Duce der Bruderschaft.«
»Endlich wirst du vernünftig, Pietro«, sagte Gabelotti und zog sein Handy aus einer Gewandtasche.
Er tippte Nicoles Handynummer ein. Zamorra hatte mit diesen Geräten wenig im Sinn und benutzte seines äußerst selten. Nur die Mailbox meldete sich nach mehrmaligem Läuten. Daraufhin rief Gabelotti das Hotel an und verlangte die Rezeption.
»Hier spricht Commissario Gabelotti. Bei Ihnen wohnen Professor Zamorra und seine Begleiterin. Sind sie in ihrer Suite?«
»Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen«, erwiderte der Portier. »Dazu bin ich nicht befugt.«
»Ich bin Hauptkommissar Gabelotti! Geben Sie mir den Manager.«
»Der ist nicht zu erreichen.«
Gabelotti machte mächtig Dampf. Er schaltete das Polizeipräsidium ein, das Dezernat für Kapitalverbrechen, ließ seine Identität und die Handy-Nummer beim Hotel bestätigen und erreichte so, was er wollte. Hotelbedienstete klopften bei Zamorra an, dessen Schlüssel am Brett hing.
Als niemand sich meldete, schlossen sie auf, den Schlüssel hatten sie ja. Was Gabelotti dann telefonisch erfuhr, traf ihn wie ein Elektroschock. Er teilte es sofort den Mitgliedern der Bruderschaft mit. Mit Motorbooten fuhren sie schleunigst nach Venedig hinüber.
***
Zamorra und seine Lebensgefährtin hatten sich geliebt. Danach lagen sie eng umschlungen im Bett. Durch die offene Tür, die zu einem kleinen, nur zu dieser Suite führenden Balkon führte, fächelte ein kühlender Lufthauch über ihre Körper.
Nicole schmiegte sich an den Mann, den sie mehr als alles andere liebt. Die Tür konnte offen bleiben, Zamorras Amulett lag auf dem Nachttisch und würde reagieren, wenn Vampire eindrangen. Jedoch hatten diese, wie sie beide annahmen, für diese Nacht genug.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, mit den Vampiren fertig zu werden«, sagte Zamorra. »Die sechs, die wir erwischten, waren nach allem, was wir von Gabelotti hörten, nicht die einzigen. Doch die anderen werden wir auch noch finden. Und sobald wir ihren Unterschlupf haben, schlagen wir zu. Mit dem Amulett, Pflock und Feuer werden sie ausgerottet, bevor der Ball der Vampire stattfindet. Dann ist der Schrecken vorbei.«
»Wie willst du sie finden?«, fragte Nicole. »Und wann?«
Zamorra strich über ihre samtige, zarte Haut. Er genoss den Duft der geliebten Frau, ihre Wärme und ihre Nähe.
»Wir fahren einfach die Kanäle ab«, sagte er. »Hier in Venedig ist alles am Wasser gelegen. Es wird eine Sphäre geben, eine Zuflucht, die nur durch Magie zugängig ist und in der sie sich verbergen. Das Amulett wird mir verraten, wo das ist. Dann zerstöre ich die Barrieren und den Trug, die den Zufluchtsort der Vampire
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