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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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lebte.
    Donata Falcone, wie sie mit vollem Namen hieß, wurde mitgeteilt, was man von ihr verlangte. Sie stimmte sofort zu. »Das schaffe ich. Ich werde Zamorra täuschen.« Damit ging sie.
    Der Alte Umberto wiegte zweifelnd den Kopf, dass sein langer schlohweißer Bart wackelte. »Ich weiß nicht. Dieses Amulett erscheint mir sehr gefährlich. Wir sollten es, wenn wir es haben, in ein Gefäß geben, das wir magisch versiegeln. Das Schwert des Enrico Dandolo, meines Vorgängers…«
    »Erwähne dieses Ding nicht, das mich derart entstellte!«, kreischte die Hexe.
    »… haben wir in einer magisch verschlossenen Vitrine, damit es keine Gefahr für uns darstellt«, fuhr Umberto fort. »Es liegt im Tresor der Blutbank. Dorthin sollte, magisch versiegelt, auch Zamorras Amulett.«
    »Wir haben schwere Zeiten durchgemacht, Söhnchen«, sagte die Hexe. »Und wir hatten Glück. Jetzt werden wir bald triumphieren. Unsere Ränke sind so fein gesponnen, dass auch dieser Zamorra nicht dagegen an kann. Das war eine gute Idee von dir mit dem Bauernopfer . Nachdem er die sechs Vampire mit seinem Amulett zerstrahlte, fühlt sich Zamorra sicher. Er glaubt, dass er uns leicht vernichten kann. Um so größer wird seine Überraschung sein.«
    Mutter und Sohn saßen einträchtig nebeneinander in dem modrigen Arbeitszimmer im Jenseits-Palazzo. Hier war sozusagen die höchste Stufe der vampirischen Wohnkultur erreicht. Modrige, morsche Möbel und Vorhänge, Staub, umherkriechendes Ungeziefer, fauliger Gestank.
    »Unser Palazzo«, sagte der Alte Umberto verträumt. »Weißt du noch, wie wir ihn erhielten, Mama?«
    Wie jeder echte Italiener, schließlich war er als Mensch geboren, hing er sehr an seiner Mutter. Die meisten Italiener waren Machos und Muttersöhnchen in einem. La Genovesa strich ihm mit ihrer Klauenhand übers Haar.
    »Umbertito, mi caro figlio.«
    Beide dachten nach und hingen vergangenen Zeiten nach. Nachdem der Mönch Benedetto sie 1526 sterbend mit ihren Getreuen zusammen in der Krypta eingeschlossen hatte, war es ihnen sehr schlecht gegangen. Sie ernährten sich von Ratten, Mäusen, Würmern, Käfern und ähnlich Unappetitlichen. La Genovesa war damals schon ein vampirisches Wesen, trank also Blut.
    Durch ihre Hexenkunst bewirkte sie, dass die geringe Nahrungszufuhr ausreichte, um die Menschen in der Gruft am Leben zu erhalten. Sie selbst trank hin und wieder etwas Blut von ihnen, nährte sich damit und flößte ihnen damit den Vampirkeim ein. So wurden sie alle zu Vampiren, taten jenen Schritt über die Schwelle der Hölle.
    Doch aus der Krypta hätten sie nicht entkommen können. Da nahm, nach 150 Jahren, jemand aus der Oberwelt mit ihnen Verbindung auf. Es war dieser Shylock, ein berüchtigter Wucherer. Er wollte sich die Hexenkünste und Kräfte der Eingeschlossenen zunutze machen, um davon zu profitieren.
    Gemeinsam mit seinem Ersten Buchhalter und Kassierer Nosferatu nahm er durch Schwarze Magie Kontakt mit den Unwesen in der Krypta auf. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Blutbank wurde gegründet. Doch dies ging nicht anders, als den Palazzo mit der Bank Shylocks in eine andere Sphäre zu versetzen.
    Nur durch Magie war sie zugänglich. Dorthin wurden regelmäßig Opfer geholt und dort ausgesaugt. So ging es Jahrhunderte lang, auf der einen Seite die Blutbank und die Vampire, auf der anderen die Wächter von Scalba als eine weißmagische Bruderschaft, die diese in Schach hielt.
    Doch immer mehr neigte sich das Kräftegleichgewicht zugunsten der Vampire. Die Waagschale senkte sich, je mehr Blut in die Blutbank einströmte und je mehr Bälle der Vampire stattfanden. Seit einigen Jahren vermochten Vampire den Jenseits-Palazzo zu verlassen und nachts durch die Stadt zu fliegen.
    Allerdings nicht in einem solchen Ausmaß, wie es vom Alten Umberto, La Genovesa und Shylock gewünscht war. Letzterer hatte einen Schatzsammler- und Geldraff ertick. Wenn die Vampire die Stadt beherrschten, meinte er, würden alles Gold und Geld, was dort kursierte, ihm gehören. Dass das Geld dann nichts mehr wert sein würde, begriff sein entarteter Verstand nicht.
    So war die Lage in jener Nacht vor der, in der der entscheidende Ball der Vampire stattfinden sollte…
    ***
    Pietro Cavalli hielt sich auf der Insel Murano auf, wo sich die Bruderschaft traf und einen Ritus durchführte. Er schwang große Reden. Dass seine Schwester vom Hexenjäger entführt worden war, ahnte er nicht.
    Er sprach sich auf der Laguneninsel noch immer

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