0860 - Rückkehr des Zeitlosen
enthielten keine spezifischen Befehle, sondern dienten offenbar nur dem Zweck, das Opfer zu lahmen und willenlos zu machen.
„Das hat keinen Sinn, Bardioc", stellte Ganerc-Callibso langsam fest. „Ich bin außerdem rächt gekommen, um dir Schaden zuzufügen."
Augenblicklich brachen die Impulse ab.
Die Kugel erhellte sich. Sie wurde zu einer hell strahlenden energetischen Sphäre mit transparenter Hülle. Zu seiner maßlosen Überraschung sah Callibso in ihrem Innern sein Ebenbild - den Puppenspieler von Derogwanien. Das Ding (Callibso glaubte nicht daran, daß sich in der Kugel eine weitere Puppe befinden könnte) bewegte sich in einer milchfar-benen Flüssigkeit oder in einem besonderen Gemisch, das war nicht genau festzustellen.
Im Gegensatz zu Callibso trug es keinen Anzug, es war nackt.
Wahrscheinlich, überlegte der ehemalige Mächtige, handelte es sich um eine psionische Spielerei, die Bardioc sich ausgedacht hatte und die von seinen Helfern technisch reali-siert worden war.
Plötzlich drang eine dumpfe Stimme aus der Sphäre.
„Ich bin nicht Bardioc", sagte sie. „Aber das Rätsel deiner Person ist noch größer! Du sprichst die Ursprache, die Sprache der sieben Mächtigen."
„Genau wie du!" konterte Ganerc-Callibso. „Wenn du nicht zu Bardioc gehörst, wer bist du dann?"
Es entstand eine Pause, dann kam ein Geräusch aus der Sphäre, das sich wie ein Stöhnen anhörte.
„Du mußt Ganerc sein!" rief das Ding in der Kugel. „Soweit ich die Geschichte Bardiocs kenne, kannst du nur Ganerc sein, der zum Wächter Callibso wurde und diese Gestalt annahm."
Mit allem hatte der Zeitlose gerechnet, aber nicht damit, daß irgend jemand, der angeb-lich nicht Bardioc war, ihn in dieser Gestalt erkennen würde. Sein Schock war fast so groß wie bei seiner Ankunft auf dieser Welt, als er zum erstenmal begriffen hatte, was mit Bar-dioc geschehen war.
„Ich bin Ganerc", brachte er schließlich hervor. „Aber woher weißt du das?"
„Ich bin eine Inkarnation BARDIOCs, die vierte und letzte - und damit gleichzeitig die mächtigste. Ich bin BULLOC."
Dieser Name sagte Callibso nichts, auch die Erklärung, die damit verbunden war, stellte mehr Fragen als sie beantwortete.
„Wenn du Ganerc bist", fuhr der geheimnisvolle Passagier der Energiesphäre fort, „bist du wahrscheinlich gekommen, um dafür zu sorgen, daß BARDIOC den Rest seiner Strafe verbüßt. Ich will dir gerne bei deinen Bemühungen helfen, wenn du mich als Verbündeten anerkennst."
Callibso fühlte sich regelrecht überrumpelt.
Was ging hier vor? BULLOC hatte sich als eine Inkarnation Bardiocs bezeichnet. Wie war das zu verstehen? Offensichtlich war dieser BULLOC ein Widersacher Bardiocs.
Wie kam er dann hierher? Warum duldete Bardioc ihn in seiner Nähe?
Callibso fühlte sich von diesen Fragen überwältigt. Seine Gedanken verloren sich in sinnlosen Spekulationen. Er verstand nichts.
„Es geht mir nicht darum, Bardioc zu bestrafen", sagte er schließlich. „Kemoauc hat mich geschickt, damit ich Bardioc erlöse. Ich konnte nicht ahnen, was ich hier antreffen würde."
„Was willst du jetzt tun?" erkundigte sich BULLOC gespannt.
„Das weiß ich noch nicht", erwiderte Callibso wahrheitsgemäß. „Eigentlich hatte ich vor, mich gründlich auf dieser Welt umzusehen und danach eine Entscheidung zu treffen."
„Überlege dir gut, was du tust", forderte ihn BULLOC auf. „Vergiß nicht, daß Bardioc ein Verbrecher ist, der sich seiner gerechten Strafe entzogen hat."
„Das liegt lange Zeit zurück", meinte der Zeitlose nachdenklich. „Ich fühle keinen Haß mehr gegen Bardioc in mir, obwohl er die Schuld an meiner Verbannung aus dem Verbund der Zeitlosen auf sich geladen hat."
BULLOC sagte: „Ich werde ihn vernichten!"
Callibso zuckte bei diesem Satz zusammen. Er spürte die wilde Entschlossenheit, die hinter diesen Worten steckte. Gleichzeitig fühlte er einen Hauch jener düsteren Macht, die durch diese Inkarnation verkörpert wurde.
„Welche Beziehungen hast du zu Bardioc?" wollte er wissen.
BULLOC erklärte es ihm. Abschließend sagte er: „Bardioc ist unfähig, die von ihm aufgebaute Mächtigkeitsballung zu leiten. Er schläft und träumt und macht dabei viele Fehler. Es kommt immer wieder zu Katastrophen, weil die Superintelligenz die Kontrolle über die Entwicklung verloren hat."
Hatte Callibso bisher geglaubt, die Inkarnation würde von nackter Mordlust getrieben, so mußte er jetzt einsehen, daß sie auch vom Willen
Weitere Kostenlose Bücher