0860 - Rückkehr des Zeitlosen
umzusetzen.
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er vor seinem geistigen Auge plötzlich wieder Traumbilder BARDIOCs vorbeiziehen sah. Sie wirkten zunächst wie Teile eines überdimensionalen Puzzlespiels. Landschaften, Gestalten und Objekte wechselten in bunter Folge ab. Es schien kein Sinn in diesem Ablauf zu liegen. Rhodan wußte aber inzwischen, daß sich aus diesem Wust scheinbar unüberschaubarer Geschehnisse schließlich ein Ablauf herausschälen würde. Jeder Traum BARDIOCs war mit Ballast behaftet, der dem Unterbewußtsein des Schläfers entstammte oder dazu benötigt wurde, die irrationale Lo-gik des Traumes aufrechtzuerhalten.
Rhodan mußte diese Begleiterscheinungen ignorieren und durchdringen, um den Kern des Traumes zu verstehen. Er ließ die scheinbar in willkürlicher Reihenfolge erscheinenden Bilder auf sich einwirken.
Der auf die Gegenwart bezogene Teil des Traumes befaßte sich mit der vierten Inkarna-tion, und Rhodan erkannte bestürzt, daß seine Befürchtung, BARDIOC könnte die Pläne BULLOCs nicht durchschaut haben, in vollem Umfang zutraf.
Zwar machte sich BARDIOC anscheinend Sorgen über die mangelnde Unterwürfigkeit BULLOCs, aber er plante bereits die nächsten Einsätze der Inkarnation an verschiedenen weit entfernten Grenzen der Mächtigkeitsballung. Diese Unternehmungen waren gleich-zeitig die Grundlagen für den zukünftigen Teil des Traumes.
Die Vergangenheitselemente lagen nicht weit genug zurück, um einen wirklichen Ansatzpunkt für Perry Rhodan zu bieten. Sie beschäftigten sich mit der Entstehung der Inkarnation, lagen also weit vor dem Zeitpunkt, da Bardioc aus der Kapsel ausgebrochen war.
Angesichts des Zeitdrucks, unter dem er stand, unternahm Rhodan trotzdem einen vor-sichtigen Versuch.
Er wußte, worauf es ankam. Da BARDIOC in seiner eigenen Traumlogik alle eigenen Untaten als richtig akzeptiert oder verdrängt hatte, kam es darauf an, fremde Schreckens-bilder in den Traum einzuschleusen.
In Rhodans Phantasie bestand an solchen Visionen kein Mangel. Als Zellaktivatorträger lebte er jetzt lange genug, um genügend Widerwärtigkeiten erlebt zu haben - angefangen vom Kampf der Dritten Macht um die Erhaltung des Planeten Erde, über die Meister der Insel mit ihren skrupellosen Experimenten und seiner Odyssee nach Naupaum bis hin zu den unmenschlichen Auswirkungen der Aphilie.
Wenn es ihm gelang, all diese negativen Bilder und viele andere mehr in BARDIOCs Traum einzubringen, war bereits viel erreicht. Doch es bedeutete nicht die Rettung.
BARDIOC mußte innerhalb seines Traumes daran glauben, daß er für diese Entwicklung verantwortlich war, daß sie sich in Gebieten seiner Mächtigkeitsballung abgespielt hatten.
Rhodan stellte in Gedanken einen Katalog des Schreckens zusammen.
Darin waren der Overhead ebenso enthalten, wie die Individualverformer, Thomas Car-dif und Iratio Hondro. Anti-ES wurde darin aufgeführt, Trevor Casalle und die Laurins. Das Cappin-Volk der Takerer, der Ceynach-Jäger aus Naupaum und, als Höhepunkt negativer Entwicklung, die ULEB, spielten dabei eine wichtige Rolle.
Rhodan ließ alle schlimmen Erinnerungen Revue passieren, er durchlebte noch einmal alle Schrecknisse, die sich seit der Gründung der Dritten Macht ereignet hatten.
Er spielte sie BARDIOC zu, drängte sie in den Traum der Superintelligenz und versuch-te, sie der Logik dieses Traumes anzupassen.
Wahrscheinlich wäre ein einzelnes Ereignis von dem Schläfer sofort als falsch und „un-logisch" erkannt und verdrängt worden, doch die Summe der Berichte ergaben ein in sich abgeschlossenes Bild, so daß BARDIOC es nicht einfach ignorieren konnte.
Jener Teil von BARDIOC, der das von Rhodan beobachtete Traumfragment produzierte, konnte die anfallenden Daten nicht mehr allein verkraften, vor allem konnte er keine Ent-scheidung darüber treffen, ob die Geschichten in den üblichen Rahmen paßten.
So geschah das, worauf Rhodan gehofft hatte.
Die Schreckensvisionen des Terraners wurden über die organischen Verknotungen des Planetengehirns weitergeleitet in andere Regionen.
Dort trafen sie gefiltert und manipuliert ein, BARDIOC kam nicht mehr auf den Gedanken, daß die Informationen falsch sein könnten. Er akzeptierte sie.
Rhodan, der „aus der Ferne" beobachtete, so gut es ihm möglich war, glaubte, eine ge-wisse um sich greifende Unruhe der Superintelligenz zu spüren.
Es blieb ihm keine andere Wahl, als diese Entwicklung abzuwarten und zu sehen, was daraus wurde. Dabei
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