0860 - Rückkehr des Zeitlosen
versuchen, einen verschollenen Geburtstagsgruß aufzuspüren, den meine Großmutter mir einst gesendet hat!"
„Sie Spaßvogel!" sagte der Ingenieur beleidigt und unterbrach die Verbindung.
Der Sprecher der Solgeborenen beugte sich wieder über seine Instrumente.
„Was wir als Störimpulse registrieren, hat vielleicht einen bestimmten Sinn", erläuterte er seine Vorstellungen. „Romeo, kannst du dir vorstellen, daß wir nur den Kode herausfinden müssen, um diese Störungen als das zu entziffern, was sie vielleicht sind?"
„Als Nachrichten!" rief der Roboter ohne Enthusiasmus.
„Mhm!" brummte Hellmut.
„Denken Sie wirklich, wir könnten diesen Kode dechiffrieren?" fragte Julia. „Sie verlangen nicht mehr und nicht weniger, als daß wir den Modulationstechniken auf die Spur kommen."
„Ihr seid nicht auf euch allein gestellt", beruhigte sie Hellmut. „Ich gebe euch die Erlaub-nis, SENECA miteinzubeziehen."
„In Situationen wie dieser darf der Bordcomputer nur mit Einwilligung der Schiffsführung für private Forschungsobjekte benutzt werden", erinnerte Romeo.
„Na und?" meinte Hellmut augenzwinkernd. „Wer sagt denn, daß dies ein privates Forschungsobjekt ist? Die Lösung des Rätsels liegt im Interesse aller."
Da er keinen Widerspruch erhielt, nahm er an, daß die beiden Roboter seine Argumen-tation geschluckt hatten.
„Fangen wir an", schlug er vor. Er deutete auf einen kleinen Bildschirm. „Vielleicht gelingt es uns, BARDIOCs Botschaften auf dieses Gerät zu projizieren. Stellt euch das vor: Bilder von BARDIOC die wir Atlan und allen anderen in der Zentrale vorführen können."
„Ihre Worte haben erhöhten hypothetischen Gehalt", verwies ihn Romeo.
„Ja", stimmte Hellmut ernüchtert zu. „Darüber bin ich mir natürlich im klaren."
Sie begannen gemeinsam zu arbeiten, und immer, wenn es sich als notwendig erwies, stellte das Robotpärchen eine Verbindung zu SENECA her, der in Sekundenschnelle die nötigen Auswertungen lieferte.
Schließlich erhielt Hellmut einen Anruf aus der Ortungszentrale.
Der Ingenieur, mit dem er bereits vor ein paar Stunden gesprochen hatte, meldete sich.
„Viele Grüße von Ihrer Großmutter", sagte der Mann spöttisch. „Sie häkelt weiter an Ihrem Nasenwärmer, damit Sie sich Ihr Riechorgan nicht erkälten, wenn Sie es weiterhin in die Weltraumkälte stecken."
Hellmut starrte das Bildschirmteil des Interkoms an.
„Jetzt sind wir quitt", sagte er ruhig. „Was haben Sie herausgefunden?"
„Vermutlich das, was Sie erwarteten. Alle Sternenbezirke, die irgend etwas mit BARDIOC zu tun haben, zeigen diesen Störgeräuschpegel. Er verstärkt sich mit der Anzahl der Kleinen Majestäten und ist in Gebieten, die direkt zur Mächtigkeitsballung der Superintelligenz gehören, am stärksten. So intensiv wie in Barxöft war er jedoch noch nie."
Hellmut schlug sich mit einer Hand auf das Knie, daß es klatschte.
„Ausgezeichnet!" rief er triumphierend. „Ich werde nun ..."
„Halt!" unterbrach ihn der Solgeborene in der Ortungszentrale. „Was immer Sie vorhaben, vergessen Sie nicht, daß es sich um Impulse im Hyperbereich handelt, um solche von fünfdimensionaler Qualität."
„Ich denke immerzu daran!" versicherte der schwarzhaarige Mann.
„Dann wissen Sie auch, daß diese Signale psionischen Ursprungs sein können."
„Ja, verdammt!"
„Sie suchen den Schlüssel, nicht wahr?" erriet der Ingenieur.
„Sie sind ein helles Köpfchen!" Hellmut nickte anerkennend. „Aber ich verlasse mich darauf, daß Sie vorerst schweigen."
„Wem sollte ich etwas davon mitteilen?" Die Stimme des Mannes in der Ortungszentrale bekam einen leicht verächtlichen Unterton. „Den Terrageborenen in der Zentrale?"
Hellmut wollte den anderen maßregeln, doch das Bild erlosch vorher; die meisten Solgeborenen wußten, daß Hellmut eine neutrale Haltung zwischen beiden Parteien einnahm.
„Ihr habt gehört, was los ist", sagte er zu Romeo und Julia. „Mein Verdacht scheint zu stimmen - jetzt brauchen wir nur noch den Informationskode zu entschlüsseln."
„Grob gesagt, wissen wir nur, daß wir etwas suchen", erklärte Julia und Romeo fügte hinzu: „Wenn uns der Zufall nicht zu Hilfe kommt, werden wir nichts erreichen."
Hellmut ließ sich dadurch nicht beirren. Er wußte, daß es sich bei den Kleinen Majestä-ten um organische Gebilde handelte. Worauf anders sollten sie reagieren, wenn nicht auf paramentale Signale? BARDIOC versorgte seine Helfer mit Gedankenbildern,
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