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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    Sie starrten sich an.
    Sie keuchten und schrien.
    Dabei schlugen sie mit den Armen um sich, und es machte ihnen nichts aus, daß sie sich gegenseitig trafen. Die Bewegungen glichen bereits einer Geißelung ohne Peitsche. Dabei waren ihre Gesichter längst nicht mehr so glatt wie sonst. Sie zeigten eine Verzerrung, die Münder waren zu offenstehenden Mäulern geworden, und zwischen den Lippen schimmerte Schleim. Sie schauten weder ihre Mutter an noch Gitta. Die Köpfe hatten sich so gedreht, daß sie sich gegenseitig in die Gesichter blicken konnten, und dann bewegten sie ihre Lippen.
    Zuerst imitierten sie das Sprechen nur. Wenig später aber brach es aus ihnen hervor. Da sie zugleich losbrüllten, war für die Zuhörer nicht zu verstehen, wer lauter und wer leiser sprach, aber die Worte paßten zusammen, sie klangen gleich.
    »Er ist gekommen! Unser Todfeind ist da! Ich spüre ihn! Ich spüre ihn! Er ist da!«
    Naomi und Gitta begriffen nichts.
    Wobei Naomi froh war, daß die beiden Jungen sich nicht um sie kümmerten. Sie würden auch nicht mehr bleiben, denn sie schwangen sich ruckartig herum, starrten Gitta für einen Moment an, als wollten sie ihr etwas sagen, und dann jagten sie auf die offenstehende Tür zu und verschwanden.
    Die Frau starrte ihnen nach. Sie konnte es nicht begreifen. An der Tür erschienen mehrere Frauen und starrten in den Raum. »Die beiden sind hinausgelaufen!« meldete eine Frau. »Sie… sie wollten nicht mehr …«
    Gitta nickte nur.
    Naomi aber ärgerte sich. Sie wäre gern geflohen, die Chance war vorbei, was sie auch bestätigt bekam, denn Gitta drehte sich schwungvoll zu ihr um, und ihr Blick giftete Naomi förmlich an.
    »Du bleibst hier! Du bleibst bei uns, bis deine Söhne zurückgekehrt sind.« Sie lachte, dann gab sie den anderen Weibern einen Befehl.
    »In den Keller mit ihr! Werft sie in den Kerker!«
    Gitta brauchte die Worte nicht zu wiederholen. Wie eine Woge stürzten die Namenlosen Nonnen auf Naomi zu…
    ***
    Das Gelände war uneben und von Steinen übersät, was Suko nichts ausmachte, er bedauerte nur den älteren Abbé, doch der wiegelte ab. »Keine Sorge, Suko, ich bin zäh, das habe ich auch während meiner Blindheit immer beweisen können.«
    Schatten umgab sie. Ihn spendeten die gewaltigen Bäume, die aussahen wie Monstren, die ihre verzerrten Arme ausgestreckt hatten, um nach irgendwelchen Dingen zu greifen.
    Wer es nicht gewußt hätte, wäre nie auf die Idee gekommen, in dieser Einöde ein Kloster zu vermuten, aber die Mauern waren da.
    Sie hoben sich wie wuchtige graue Schatten von dem glatten Felsen ab und bildeten zum Wald hin einen mächtigen Hintergrund.
    Suko blieb stehen, als er die Mauern sah. Nichts wies auf Leben hin. Hinter den ziemlich kleinen Fenstern bewegte sich ebenfalls nichts. Das Gelände lag relativ frei.
    Das Kloster war nicht groß, doch niemand konnte unbeobachtet in seine Nähe gelangen, das sah auch Suko, und der Abbé verfolgte den gleichen Gedanken wie der Inspektor.
    »Die werden uns sofort entdecken, wenn wir uns nähern«, murmelte er.
    »Hast du einen anderen Vorschlag?«
    »Wir können es mal umrunden. Vielleicht finden wir noch einen anderen Zugang. Ganz bestimmt sogar.« Bloch deutete nach vorn.
    »Bauten wie diese haben immer mehrere Ein- oder Ausgänge, da kannst du ganz sicher sein.«
    Noch schützten sie die Bäume.
    Suko beschäftigte sich gedanklich mit den Zwillingen. Er hatte sie erlebt. Ihre Kraft konnte nur als übermenschlich oder mörderisch bezeichnet werden, und er stellte sich auch vor, daß die Zwillinge plötzlich erschienen und ihnen die Steine um die Ohren warfen, die auf der »Straße« lagen.
    Das geschah nicht.
    Dafür passierte etwas anderes, und das überraschte beide Männer gleichermaßen.
    Sie sahen das Kloster bereits zum Greifen nahe vor sich, als sie die gräßlichen Schreie hörten. Sie klangen wütend und schrill, waren aber auch von einer wilden Angst geprägt, und es war zudem herauszuhören, daß eine Frau schrie.
    Suko und der Abbé schauten sich an. Beide standen schräg und breitbeinig auf dem Fels, und beide hatten auf ihren Gesichtern einen leichten Schauer bekommen.
    »Das ist nicht am Eingang!« flüsterte Bloch.
    Suko nickte nur. »Jedenfalls steht fest, daß sich jemand in Not oder Gefahr befindet.«
    Er brauchte nichts mehr zu sagen, der Abbé schob sich bereits an ihm vorbei und schlug die entsprechende Richtung ein. Wenig später hatten sie den Bereich der großen Steine

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