Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Man hatte die Häuser so hingesetzt, wie es gerade paßte, und man hatte sich der Natur angeglichen.
    So standen sie unterschiedlich hoch, manche mit größeren, andere mit kleineren Vorgärten, in denen bunte Sommerblumen blühten.
    Carla hatte auf uns ihre Hoffnungen gesetzt. Sie fühlte sich an meiner Seite plötzlich erwachsen, und ich tat auch nichts, um sie davon abzubringen.
    So war ich einverstanden gewesen, daß wir zuerst einem gewissen Luigi einen Besuch abstatten wollten. Das war der Mann, der seinen Hund verloren hatte, außerdem seine Sense. Zur Sense würde ich ihm noch etwas zu sagen haben.
    Unter den Bäumen war es schattig und kühl. Das Sonnenlicht zeichnete sich als Fleckeninsel auf dem steinigen und nur mit einer leichten Humusschicht bedeckten Boden ab. Sobald wir aber den Wald verließen, trafen uns die stechenden Strahlen der Sonne.
    Vor und unter uns lag der Ort.
    Das Mädchen war vorgegangen und drehte sich jetzt um. Ihr Gesicht hatte einen verschwörerischen Ausdruck angenommen, und wenn sie sprach, flüsterte sie auch nur. »Wir müssen zu einem Haus…«
    »Da liegen viele.«
    »Das hat einen hohen Holzstoß an der Seite. Er reicht beinahe bis zum Dach.«
    Es dauerte zwar eine Weile, aber dann sah ich das Haus. Es führte auch ein Weg hin, und auf ihm entdeckte ich keinen Menschen. Die Bewohner hielten sich zurück, als hätten sie Angst davor, irgend etwas falsch zu machen.
    »Dann laß uns gehen.«
    »Einen Schleichweg aber.«
    »Meinetwegen.«
    Carla lächelte mich an und übernahm wieder die Führung. Wir konnten uns natürlich nicht in Luft auflösen, bestimmt hatte man uns entdeckt, aber man zeigte es nicht. Über eine Mischung aus Leiter und Brücke überquerten wir einen schmalen Bach, der von den Gletscherregionen kommend nach unten schäumte, rutschten danach über einen schmalen, dafür sehr steilen Weg nach unten und waren wenig spater bei dem Haus angelangt, das ich bereits aus der Ferne gesehen hatte.
    An der Rückseite, wo das Dach wegen der schrägen Baulage zum Greifen nahe war, duckten wir uns. Carla zeigte ihre Neugierde und schaute durch eines der beiden Fenster.
    »Was siehst du?«
    »Nichts.«
    »Ist keiner da?«
    »Weiß nicht.«
    »Laß uns nach vorn gehen.«
    Sie schaute mich aus ihren großen Augen an und nickte. »Gut, Luigi muß reden.«
    Es war beinahe wie auf ein Stichwort hin, denn wir hörten, daß die Tür eines kleinen Stalls geöffnet wurde, der als Anbau neben dem Haus lag. Und dort stand auch ein alter Jeep, in dessen Schatten wir eintauchten und von dem Mann nicht gesehen wurden, der zwei mit Milch gefüllte Kannen aus dem Stall hervorschleppte und sie dann abstellte.
    In diesem Augenblick traten wir aus unserer Deckung. Zuerst Carla, denn sie kannte er, dann ich.
    Erstaunt schaute er das Mädchen an. Dann sah er auch mich.
    »Bon giorno, Luigi«, sagte Carla.
    Der Mann mit den dunklen Haaren und der wettergegerbten Haut nickte nur. Einen Blick für das Mädchen hatte er nicht. Er schaute über Carlas Kopf hinweg auf mich, und ich spürte das Mißtrauen und auch die Furcht, die mir entgegenschwangen.
    »Bitte, Luigi. Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich bin gekommen, um zu helfen.«
    »Wobei? Ich brauche keine Hilfe!«
    »Das sagen Sie mal nicht. Aber etwas anderes. Vermissen Sie eigentlich Ihre Sense?«
    Er atmete laut ein. »Was?« flüsterte er. »Was haben Sie damit zu tun?«
    »Ich habe sie gesehen!«
    Luigi pumpte seinen Brustkorb auf. »Hauen Sie ab, Mann! Verschwinden Sie! Ich will Sie nicht hier sehen, ich will…«
    »Bitte, Luigi!« redete das Mädchen dazwischen. »Du mußt ihm erst einmal zuhören.«
    »Das will ich nicht!«
    »Er will uns helfen! Er kann es! Er braucht aber dich. Er will wissen, was geschehen ist. Er ist extra aus einem anderen Land gekommen. Er haßt die beiden kleinen Monster auch.«
    Luigi stöhnte auf. Er wischte mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn, dann bewegte er sich rückwärts auf die Stalltür zu und winkte uns, ihm zu folgen.
    Carla lächelte mir zu, als wollte sie sagen: Siehst du, so geht das.
    Mußt dich nur auf mich verlassen.
    Ich lächelte zurück und zog schnell den Kopf ein, als ich über die Stallschwelle trat. Es war dunkel hier und nur Platz für wenige Tiere, die hinter einem Gitter standen. Ich zählte fünf Milchkühe und Luigi bemerkte meinen leicht verwunderten Blick.
    »Ich werde sie in den nächsten Tagen auf die Alm treiben. Es war bisher noch zu kalt.« Er stützte sich an einem

Weitere Kostenlose Bücher