0863 - Die schlafende Göttin
Ausgrabungen hätte sprechen müssen, doch er tat, als sei nichts Besonderes vorgefallen.
„Demeter", sagte Tifflor sinnend. „Sie war eine griechische Göttin. Der Kult um Demeter galt als einer der mächtigsten in der Antike."
Er blickte Hamiller forschend an.
„Könnte Harnos Botschaft etwas mit den Ausgrabungen auf Kreta zu tun haben?"
fragte er.
Hamiller spürte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Sein Magen verkrampfte sich. Er schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht", entgegnete er. „Czerk Matzlew hat ein paar Inschriften und Statuen gefunden, aus archäologischer Sicht Stücke von außerordentlicher Bedeutung. Von Demeter war jedoch nirgendwo die Rede."
Die Lüge kam ihm glatt über die Lippen. Er wartete darauf, daß Tifflor fragen würde, wel-ches Objekt er von Kreta aus zur Forschungsanstalt Durban hatte bringen lassen, doch der Erste Terraner überging diesen Transport. Hamiller schloß daraus, daß er ihm immer noch voll vertraute. Auch Homer G. Adams ließ nicht erkennen, ob er etwas bemerkt hatte. Bei ihm wagte Hamiller allerdings kein Urteil zu fällen.
„Sehen Sie eine Möglichkeit, Harno zu helfen?" fragte Tifflor.
Payne Hamiller dachte einige Sekunden lang nach, bevor er antwortete.
„Nein", sagte er dann. „Er muß sich aus sich selbst heraus regenerieren. Wir können nichts für ihn tun."
Der Erste Terraner nickte. Er schien nichts anderes erwartet zu haben.
Tifflor besprach noch einige andere Dinge, die zwischen ihm und dem Ministerium Hamillers zu regeln waren, und die weder mit Harno noch mit Demeter etwas zu tun ha tten. Dabei merkte Hamiller deutlicher als zuvor, daß Adams ihn beobachtete.
Hamiller wartete darauf, daß Adams sich direkt an ihn wenden und ihn befragen würde, doch das tat das Konzept nicht. Er verabschiedete den Terranischen Rat wie einen Freund, als alles besprochen war. Hamiller warf einen letzten Blick auf den wie tot dalie-genden Harno und verließ den Raum.
Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, blickten sich Tifflor und Adams an.
„Irgend etwas stört Betty an Hamiller", sagte der Mann mit den schütteren, blonden Haa-ren. „Sie kann es jedoch nicht genau bestimmen."
„Ist etwas nicht in Ordnung mit ihm?" fragte Tifflor.
„Es ist nur ein vager Verdacht", entgegnete Adams und zuckte mit den Schultern.
„Viel-leicht ist irgend etwas nicht in Ordnung mit ihm. Betty kann es nicht genau erfassen."
„Es ist in letzter Zeit allerlei passiert", bemerkte Tifflor. „Das hat ihn sicherlich etwas mit-genommen."
*
Payne Hamiller kehrte in sein Büro im Gebäude des Terranischen Rats für Wissenschaf-ten zurück und stürzte sich in die Arbeit, die auf ihn wartete. Er versuchte, so viel wie mög-lich zu erledigen, um den Berg abzubauen, der angelaufen war. Ihn zog es nach Durban zurück. Er wollte Boyt Margor nicht so lange mit Demeter allein lassen, denn er fühlte, daß der Mutant rücksichtslos vorgehen würde.
Hamiller wußte jedoch, daß er vorsichtig sein mußte. Er war sich darüber klar, daß er nicht sofort wieder aufbrechen konnte. Er mußte warten, bis sich ihm eine günstige Gele-genheit bot, das Büro zu verlassen.
*
Jandra Kays-Perse wartete in ihrem Versteck ab, als die Wissenschaftler den Schrein mit dem Versorgungssystem ausluden und in die Halle der Forschungsanstalt brachten.
Sie beobachtete alles aus ihrem Versteck heraus.
Als sie sicher war, daß sich niemand mehr im Transporter aufhielt, sah sie sich in der Maschine um. Sie hoffte, irgendwo eine Waffe zu finden. Doch sie wurde enttäuscht. Die Helfer Margors hatten nichts zurückgelassen, was sie als Waffe hätte einsetzen können.
Schließlich nahm sie einen Stahldorn, der als Werkzeug diente, um überhaupt etwas zu haben. Sie verließ den Gleiter durch ein Bodenschott, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß sich niemand in der Nähe aufhielt.
Sie sah die Wachen, die rund um die Forschungsanstalt auf dem freien Gelände postiert worden waren. Sie saßen in Gleitern, die sie auf Erhöhungen in der Umgebung abgesetzt hatten. Von dort aus, so schien ihr, drohte keine Gefahr.
Das Mädchen schlenderte über einen offenen Platz, bereit sich als Wissenschaftlerin auszugeben, falls ihr jemand begegnen sollte. Ungehindert kam sie bis an eine Tür, die in das Gebäude führte, in der sie Demeter wußte. Sie schob die Tür auf und kam in einen kleinen Vorraum, in dem einige Kisten abgestellt waren. Auch hier hielt sich niemand auf.
Durch
Weitere Kostenlose Bücher