0864 - Friedhof der Vampire
Regenbogenblumen oder eines Weltentors kam es schockartig.
Der Rufton des Visophons erklang, dann die Stimme Nicoles. »William!«
Der Butler sah auf dem Monitor, dass sie sich in den Kellerräumen befand. Natürlich, Zamorra hatte ja gesagt, sie habe die Regenbogenblumen benutzt. »Oh, Sie sind nun auch zurück? Wie kann ich Ihnen helfen, Mademoiselle Nicole?«, fragte er.
Worauf Nicole ihn bat, ihr dabei zu helfen, ein paar Päckchen nach oben zu schaffen. »Wir sind schon unterwegs«, sicherte er ihr zu und schaltete ab. Dann fiel ihm ein, dass er einfach so über seinen Dienstherrn entschieden hatte. »Verzeihen Sie bitte einem alten Mann seine vorlaute…«
»Schon gut«, schmunzelte Zamorra. »Da ich die Menge dieser Päckchen kenne, hätte ich Sie sie ohnehin nicht allein schleppen lassen. Upps - zweimal ›sie‹ direkt hintereinander - ich fürchte, meine Sprachgewandtheit lässt mit zunehmendem Alter rapide nach…«
Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter zu den Kellergewölben, die Zamorras dämonischer Urahn Leonardo deMontagne einst von seinen Sklaven tief in den massiven Fels des Berghangs hatte treiben lassen. Ein sehr großer Teil der Gänge und Kammern war immer noch unerforscht und stets für Überraschungen gut. Dazu gehörten auch die Regenbogenblumen, die damals erst entdeckt wurden, als jemand von »draußen« ins Château eindrang…
Unmittelbar vor dem Fuß der Treppe stand der Großteil der Päckchen aufgestapelt, und auf einem lag eine der seltsamen Blumen. Zamorra runzelte die Stirn. Wie kam das Ding hierher?
Im nächsten Moment tauchte Nicole auf, die die letzten drei Einkau fskartons vor sich her trug. »He, da bist du ja!«, stieß sie überrascht hervor. »Wo hast du gesteckt? Wolltest dich wohl vorm Tragen drücken, wie? Nett von William, dass er dich mit vorgehaltenem Zeigefinger gezwungen hat…«
»So ein Blödsinn!«, brummte der Parapsychologe. Er schloss Nicole in die Arme und küsste sie. »Ich war in einer Art anderen Welt, aber nicht mittels der Regenbogenblumen; die wachsen da nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die seltsame Blume damit zu tun hat. Woher kommt eigentlich diese hier?« Dabei deutete er auf die Blume, welche Nicole entdeckt hatte.
Sie sagte es ihm.
Zamorra sah sie nachdenklich an. Dann gab er sich einen Ruck.
»Ich werde das Grübeln auf morgen verschieben«, entschied er. »Und vorsichtshalber lassen wir das Ding hier unten. Aber weil du gerade ein zartes Händchen frei hast, könntest du nebenan eine verstaubte und spinnennetzumwobene Flasche Wein aus dem Regal grabschen und mit nach oben nehmen. Dann lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, schlafen uns aus und widmen uns morgen mit frischer Schaffenskraft den unwichtigen Dingen des Lebens, zum Beispiel diesem Blumenphänomen.«
»An die Schaffenskraft glaube ich nicht so recht. Wenn du was von ›wir schlafen uns aus‹ brabbelst, meinst du doch was ganz anderes als schlafen…«
Zamorra sah den Butler schulterzuckend an.
»Typisch Frau«, seufzte er. »Ständig voller Misstrauen…«
***
Die Amazone kehrte noch einmal zum Château Montagne zurück. Ihre Gewissenhaftigkeit beim Erfüllen ihrer Aufträge brachte sie dazu. Stygia hatte mit ihr einen guten Griff getan.
Natürlich wusste sie auch, warum die Fürstin nicht eines ihrer Höllenwesen einsetzte. Nicht etwa, weil diese Kreaturen zu kämpf schwach waren, wie sie der Amazone gesagt hatte. Sondern vor allem, weil die Kriegerinnen keine schwarzmagischen Geschöpfe waren. Denn die hätten weder Château Montagne noch den Palazzo Eternale oder das Gelände von Tendyke's Home jemals betreten können. Die Amazone konnte die weißmagischen Bannzeichen rund um die Regenbogenblumen deutlich erkennen. Jedes schwarzmagische Wesen wäre sofort zurückgeschleudert worden, in einem durchaus nicht schmerzfreien Vorgang.
Sie stellte fest, dass die Päckchen verschwunden waren - aber auch die Blume, welche sie neben der Regenbogenblumen-Kolonie abgelegt hatte.
Befand sich Zamorra bereits am Ziel, dem Friedhof der Vampire?
Sie legte keinen Wert darauf, das zu überprüfen. Ihr erster Besuch dort hatte ihr gereicht. Von der ganzen Szenerie ging etwas Düsteres, Drohendes aus. Zudem wusste sie nicht genau, ob sie mit Stygias Gedächtnisimprint noch einmal wieder von dort zurückkehren konnte. Möglicherweise funktionierte der nur einmal, und sie saß dann so fest, wie Zamorra festsitzen sollte.
Wie auch immer, sie sah ihren Auftrag jetzt
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