0864 - Friedhof der Vampire
nach.
»Was hast du jetzt vor?«, wollte Nicole wissen. »Am besten wäre es sicher, diese Blume, die jetzt unten im Keller liegt, zu verbrennen und die ganze Sache zu vergessen. Was schert uns der Friedhof der Vampire? Da sind Vampire begraben, die tot sind und deshalb keinen Schaden mehr anrichten können.«
Zamorra entsann sich, daran auch schon gedacht zu haben.
»Der Gedanke ist nicht schlecht«, sagte William. »Allerdings nur auf den ersten Blick, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten. Denn niemand kann dafür garantieren, dass nicht weitere Blumen an Stellen liegen, wo wir zunächst nicht hinschauen.«
»Und wir müssen herausfinden, wem wir diese Danaergeschenke zu verdanken haben«, sagte Zamorra. »In der Nacht davor habe ich davon geträumt, und in diesem Traum tauchte auch Teri Rheken auf, nur mit den Blumen bekleidet…«
»Also doch!«, entfuhr es Nicole. »Deshalb also dein impertinentes Grinsen im Schlaf! Wegen Teri, nicht wegen der Blumen, wie du mir vorgeschwindelt hast!«
»Impertinent…« Zamorra ließ das Wort geradezu auf der Zunge zergehen. »Ich staune immer wieder, was du für Fremdwörter kennst.«
»Ich bin eben gebildet«, fauchte sie. »Deshalb bin ich ja auch deine Sekretärin!«
»Unter anderem. Während du ausgecheckt hast, sah ich im Bad Teri noch einmal im Spiegel, und eine lautlose Stimme sagte: ›Die Blumen führen dich zum Friedhof der Vampire‹.«
»Warum hast du das nicht schon früher erzählt?«, fragte Nicole.
»Ich glaube, ich war da irgendwie blockiert. Ich konnte es einfach nicht. Und - passieren konnte das mit dem Traum und dem Bild im Spiegel wohl nur, weil wir am Abend vorher beide vergessen haben, das Zimmer weißmagisch zu sichern.«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Dumm gelaufen. Und du nimmst Traum und Stimme jetzt als Grund, die Sache zu ergründen?«
Er nickte. »Würdest du das nicht tun?«
»Hm. Solange du mit dem Amulett ein Weltentor erzeugen kannst, das uns wieder da wegbringt… sicher.«
»Wir?«
»Natürlich wir. Oder glaubst du, ich lasse dich dabei allein?«
»Es wird wohl nicht funktionieren«, sagte Zamorra. »Gestern sind wir von New York aus beide durch die Regenbogenblumen gegangen, aber du kamst wie geplant ins Château und ich zum Friedhof der Vampire.«
»Ich werde dein Patschhändchen halten«, verkündete sie. »Dann klappt das garantiert. Die Regenbogenblumen haben uns unter solchen Umständen doch schon immer als eine Einheit eingestuft.«
»Ei, ei, ei, da ist was dran«, überlegte Zamorra. »Wir können es ja mal ausprobieren. Aber diesmal besser ausgestattet.«
»Das volle Programm?«
Er nickte. »Vorsichtshalber.«
***
Kurz darauf waren sie auf dem Weg nach unten. Zamorra trug den bei ihm gewohnten weißen Anzug und am Gürtel die Magnetplatte für den E-Blaster. Dazu kam sein Dhyarra-Kristall. Auf Nicoles Frage, warum er für diese Aktion den Anzug trug und nicht praktischere Kleidung, lächelte er. »Falls ich auf dem Friedhof der Vampire begraben werde, ist das ein standesgemäßes Totengewand.«
»Du bist doch kein Vampir!«
Er lächelte immer noch. »Vielleicht werde ich ja einer. Wer weiß?«
»Wer Wolf«, gab sie etwas verstimmt zurück. Sie mochte es nicht, wenn jemand mit dem Sterben makabre Scherze machte. Zu viele alte Mitstreiter und Freunde waren in den letzten Jahren für immer von ihnen gegangen.
Sie hatte sich wieder in ihren »Kampfanzug« gezwängt, den hauteng geschnittenen schwarzen Lederoverall, dessen Reißverschluss sie meist bis zum Bauchnabel offen ließ. Auch sie trug einen Blaster am Gürtel und ihren Dhyarra-Kristall in der Aussparung in der Gürtelschließe.
Die Blume lag noch an der gleichen Stelle wie gestern. Zamorra hob sie auf.
»Ein merkwürdiges Gefühl, das Ding wieder in der Hand zu halten«, sagte er. »So ganz wohl fühle ich mich dabei doch nicht.«
»Wir können sie immer noch verbrennen und die Sache auf sich beruhen lassen«, wiederholte Nicole ihren Vorschlag von vorhin. Ihre Hand berührte den Griff des Blasters. »Ein Laserschuss, und die Blume ist ein Häufchen Asche.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, unkte er.
»Spiel nicht den Unheilspropheten. Du weißt hoffentlich, was die Trojaner mit Cassandra gemacht haben.«
»Vielleicht war ich sogar dabei. Aber wissen werde ich es erst, wenn ich von der entsprechenden Zeitreise zurückkomme.«
Er brach das Gespräch ab und ging weiter, die Blume in der Hand. Wenig später erreichten sie das Gewölbe mit den
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