0864 - Karas grausame Schwester
warten.
Sie roch das Blut, das aus der Wunde ihres toten Reittieres strömte. Dann hörte sie das Brausen!
Hatten die Götter ihren Sitz verlassen, um dem armen Menschenkind zu Hilfe zu eilen?
Aber es waren keine Götter!
Es waren große Vögel mit menschenähnlichen Köpfen, das konnte Kara erkennen.
Und ihnen voran flog ein mächtiges Wesen mit gewaltigen Schwingen. Eine Mischung aus Mensch und Engel, von dem Kara noch nie etwas gehört, geschweige denn gesehen hatte.
So kam es zu ihrer ersten Begegnung mit dem Eisernen Engel!
Es war der Ruf wie Donnerhall, der alles aufschreckte, was bisher bewegungslos auf dem Boden gehockt hatte.
Vergessen war Kara. Die Skelette stießen spitze Schreie aus. Sie drangen wie verzweifelte Hilferufe aus ihren weit geöffneten Mäulern, und sie rissen ihre Flugtiere in die Höhe, die sich etwas unförmig und schwerfällig bewegten, bevor sie ihre mächtigen Schwingen ausbreiten konnten.
Nicht so die Vogelmenschen.
Sie waren geschickt, sie waren schnell und flink, und sie huschten heran.
Zudem waren sie bewaffnet. Mit Lanzen und Pfeilen. Sie jagten in die Tiefe, die Blicke auf ihre verfluchten Gegner gerichtet.
Dann jagten die Pfeile auf die Skelette zu.
Treffer auf Treffer erwischte die Gestalten.
Kara hörte das Knacken der Knochen. Pfeile steckten in den Körpern der Flugtiere, und der Kampf spielte sich über dem Boden ab, zumindest bei drei Skeletten.
Eines lag am Boden.
Es war das Monstrum gewesen, das Karas Schwert als Beute genommen hatte. Es kam nicht mehr weg, denn zwei Lanzen hatten die Schwingen des Reittieres an den Erdboden genagelt.
Plötzlich wußte Kara, was sie zu tun hatte. Sie hetzte auf das festgenagelte Reittier zu, das nicht mal mit seinem langen, spitzen Schnabel nach ihr schlug, sondern versuchte, damit die Lanzen aus dem Boden zu zerren. Vergeblich.
Kara riß ihr Schwert an sich.
Sie drehte sich damit um, und aus ihrem Mund löste sich ein tierischer Schrei. All ihre Wut und ihre Erlösung lagen darin. Jetzt endlich konnte sie kämpfen, und sie suchte sich das Skelett auf dem Reittier aus.
Auch dieses schwarze Monstrum drehte sich.
Es war ebenfalls bewaffnet, aber diese Lanze wurde nicht mehr angehoben, weil Kara den ersten Streich mit einer schon irrsinnigen Kraft führte und die Gestalt in der Mitte erwischte.
Dunkle Knochen flogen in alle Richtungen weg. Der Kopf drehte sich wie ein Ball durch die Luft, bevor er auf dem Boden aufprallte und in zahlreiche Stücke zerbrach.
Wieder lachte Kara.
Jetzt suchte sie nach einem zweiten Gegner.
Den fand Kara nicht mehr, denn um die anderen kümmerte sich der Anführer der Vogelmenschen.
Der Eiserne Engel war in seinem Element.
Die Vogelmenschen hatten einen Kreis um die Flugtiere und die Skelette gebildet. Entkommen konnte niemand. Und in dem Kreis kämpfte der Eiserne.
Er hielt ein mächtiges Schwert mit beiden Händen fest, bewegte sich mit einer nahezu spritzigen Schnelligkeit und ließ den drei Skeletten keine Chance.
In den Körpern der Flugtiere steckten die Lanzen der Vogelmenschen. Sie hatten tiefe Wunden hinterlassen und die Wesen dementsprechend geschwächt. Es fiel ihnen schwer, die Schwingen zu bewegen und sich in den Lüften zu halten.
Immer wieder sackten sie nach einem vergeblichen Flugversuch durch. Sie konnten sich nicht halten. Schreie, schrill wie das Heulen des Sturms, drangen aus ihren Mäulern.
Und der Eiserne schlug zu.
Er achtete nicht darauf, daß auch er von Lanzenhieben getroffen wurde. Seine Haut war so hart, daß sie den Schlägen widerstand. Immer wieder griff er ein, und er bewegte sein Schwert wie eine mächtige Sense. Der Reihe nach zerhämmerte er die gefährlichen Skelette des Schwarzen Tods.
Knochen wirbelten durch die Luft, bevor sie zu Boden segelten, wo Kara stand und zusah, daß sie in Deckung kam, denn sie wollte nicht unbedingt von den herabfallenden Knochen getroffen werden.
Nicht nur die Skelette verloren ihre Existenz, auch die Flugtiere waren von dem Eisernen angegriffen worden. Die Klinge erwischte sie mitten in der Luft.
Als schwere Stücke prallten sie zu Boden. Ausgeblutet, denn aus den Wunden rann dickes, fast schwarzes Blut und verteilte sich auf dem Gestein.
Sie starben nicht, sie wurden regelrecht vernichtet. Der Eiserne Engel kannte kein Pardon. Er war über sie gekommen wie ein Ungewitter, und er hörte erst auf, als auch der letzte Totenvogel nicht mehr existierte. Sein langer Hals fiel torkelnd zu Boden und schlug nicht
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