0864 - Karas grausame Schwester
weit von der wartenden Kara entfernt auf.
Es war vorbei!
Das wußte auch der Eiserne Engel, der sich noch eine letzte Runde gönnte, um dann in einem seichten Sinkflug zur Landung anzusetzen. Er streckte die Beine aus, mit beiden Füßen landete er kaum hörbar und brauchte nur zwei, drei Schritte zu gehen, um sein Ziel, Kara, zu erreichen.
Vor ihr blieb er stehen.
Kara wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Ein unsicher wirkendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte den Mund dabei geöffnet, aber sie fand nicht die richtigen Worte. Überhaupt kam sie mit ihrem Retter nicht zurecht.
Welch eine Gestalt.
Größer als ein Mensch, ein mächtiger Koloß, aber gleichzeitig so geschmeidig. Er wirkte sehr edel, das Gesicht glich einem Stahlschnitt, und es waren nur seine Augen, die blank schimmerten. Die Flügel auf seinem Rücken hatte er zusammengefaltet, und er lächelte ebenfalls, als er Karas Unsicherheit erkannte.
»Es ist vorbei«, sagte er mit leiser, wohlklingender Stimme. »Der Schwarze Tod hat vier Diener weniger.«
Kara nickte. Dann fragte sie: »Wer bist du?«
»Ist das wichtig?«
»Für mich schon. Ich muß wissen, bei wem ich mich bedanken soll.«
»Keinen Dank, Kara, es war für mich selbstverständlich, dir zu helfen.«
Die Frau wunderte sich, beinahe erschrak sie. »Du… du… kennst mich?« hauchte sie.
»Sicher.«
»Woher?«
»Durch deinen Vater. Er ist ein sehr weiser, gerechter und ein bekannter Mann. Zumindest bei den Gerechten, die auf seiner Seite stehen und auf denen, die es…«
»Hat er dich geschickt?«
»Er hat mich gebeten, das Gebiet zu beobachten, durch das du reiten würdest.«
»Ja«, stöhnte sie, »das habt ihr getan. Hättest ihr es nicht gemacht, wäre ich tot.«
»Wahrscheinlich.«
»Ich danke dir.« Kara streckte ihm die Hand entgegen und war überrascht, mit welch normalem Händedruck dieser starke Mann ihre Finger umschloß.
Dann stellte er ihr eine Frage. »Weißt du denn, wie es für dich weitergehen wird?«
Kara überlegte. Ein Lächeln umhuschte ihre Lippen. Es zeigte eine Spur von Verlorenheit. »Ich würde es gern wissen. Ich muß wieder zurück zu meinem Vater, aber das Pferd ist tot. Ich kann ja nicht zu Fuß gehen, das weißt du auch.«
Der Eiserne nickte. »Das stimmt, der Weg wäre zu weit. Deshalb werde ich dich hinbringen.«
»Du?« Kara bekam große Augen. »Moment mal, ich habe dich fliegen sehen und deine Freunde auch. Soll das heißen, daß ihr mich…?«
»Das genau ist es, Kara. Wir werden dich schützen, ich werde dich tragen, und wir werden dann wieder zurück in unsere Welt fliegen. Bist du damit einverstanden?«
Die Augen der Frau leuchteten. »Und ob ich das bin. Ich bin damit sogar sehr einverstanden. Es kommt mir vor wie ein Wunder…« Sie verstummte und schaute ihr Gegenüber an. »Wenn ich dich sehe, dann bist du eine Gestalt, die ich nicht begreifen kann. Du bist…«
»Einfach nur der Herr der Vogelmenschen«, erklärte die Gestalt, als sie Kara die Hand entgegenstreckte. »Nimm sie bitte!«
Kara vertraute ihm. Sie faßte und spürte augenblicklich etwas von der Kraft des anderen. Der Eiserne hob sie an, sie schwebte über dem Boden, sie wurde festgehalten, fühlte sich trotzdem leicht, dabei auch glücklich, und sie sah über sich die Vogelmenschen schweben, die aus sicherer Höhe die Vorgänge beobachteten und bewachten.
Auf dem Rücken des Eisernen fand Kara ihren Platz. Sie hielt sich an den Schultern fest und erlebte in den folgenden Sekunden, wie wunderbar es war, durch die Lüfte zu fliegen…
***
Ausgerechnet wir mußte mit zwei Typen gesegnet sein, die sich profilieren wollten, sonst wären Flint und McNeill nicht zum Zentrum der Steine gelaufen.
Wahrscheinlich trauten sie uns nichts zu und wollten alles selbst erledigen. Der Weg war leicht zu finden, wir mußten den geraden Weg beibehalten. Die Hitze jedoch machte uns zu schaffen.
Der Rand der Steine war sehr schnell »meilenweit« von uns entfernt, zumindest hatten wir den Eindruck, und ein seltsamer Zauber umhüllte uns. Er war wie ein Schleier, wir konnten ihn fühlen, aber wir konnten ihn nicht sehen. Überhaupt kam uns die gesamte Umgebung verschwommen vor. Sie sah für uns aus wie unter einem Schleier liegend, aber das mochte auch am Dunst liegen.
Von der Weißblonden hatten wir bisher nichts gesehen. Sie beherrschte die Magie, sie spielte mit ihr, und wir hatten auf keinen Fall vergessen, welche Waffe sie bei sich trug. Es war ihr möglich
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