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0867 - Emily

0867 - Emily

Titel: 0867 - Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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reserviert war. Sie hatte ihn zuerst im Traum gesehen, dann war er zu ihr gekommen und hatte ihr seine Freundschaft angeboten. Nur ihr, nur ihr allein. So jedenfalls war es bis jetzt gewesen. Nun aber tauchte dieser Mann auf, den sie ja auch schon verschwommen »gesehen«, hatte und behauptete, ausgerechnet ihren Freund zu kennen. Entsprach es der Wahrheit?
    War es Lüge?
    Sie hob den Blick.
    Ich hatte Emily bewußt in Ruhe gelassen, um ihr ein Nachdenken zu gewähren. »Ich glaube nicht, daß du Zebulon kennst. Er hat auch nichts von dir erzählt.«
    »Hast du ihn danach gefragt?«
    »Nein.«
    »Eben.«
    »Trotzdem.« Sie ballte eine Hand zur Faust. »Er gehört mir! Er gehört mir! Er gehört mir!« Sie schrie die Sätze, und sie schlug bei jedem mit der Faust auf den Tisch.
    »Wir sollten jetzt aufhören«, sagte der Arzt. »Bringen Sie Emily nicht durcheinander.«
    »Gleich. Ich möchte nur noch etwas erfahren.«
    »Was denn…?«
    Ich lächelte Prudomme beruhigend an. Auch Emily hatte sich wieder beruhigt. Trotzig starrte sie vor sich hin, die Hände hatte sie dabei in ihren Schoß gelegt. Sie bewegte ihre Lippen, aber wir hörten kein einziges Wort.
    Auch reagierte sie nicht, als ich näher an sie heranging. So nahe, daß ich einen Blick auf ihre halbfertige Zeichnung werfen konnte. Das Bild zeigte eine Frau. Das Gesicht, die Hälfte des Oberkörpers…
    Mein Gott, das Gesicht!
    Ich schluckte, wurde fahl und hoffte, daß Doktor Prudomme meine Reaktion nicht auffiel, so schaute ich noch mal auf die halbfertige Zeichnung.
    Nein, es war kein Irrtum.
    Das Bild zeigte Shao!
    ***
    »Was ist los mit dir?« fragte Suko leise, als er hinter Shao den Raum verlassen hatte. Sie ging weiter und winkte ihm nur zu, ihr auf den Fersen zu bleiben. Beinahe am Ende des Flurs blieb sie stehen, und Suko sorge sich um seine Partnerin. Sie war schweißgebadet, der Atem ging heftig, und sie schüttelte den Kopf.
    Er umfaßte sie. »Himmel, was hast du denn? Was ist geschehen?«
    »Laß mich noch einen Moment in Ruhe.«
    »Okay, wie du willst.«
    Shao räusperte sich. Sie kam wieder zu Atem und tupfte sich den Schweiß von der Stirn ab. »Das habe ich höchst selten, aber dann in anderer Form. Beim Eintritt ist es über mich gekommen. Es hat mich regelrecht gepackt.«
    »Was packte dich?«
    »Eine Aura. Eine böse Kraft. Eine schon lebensgefährliche. Ich war wie vor den Kopf geschlagen.«
    »Und? Kennst du den Grund?«
    Shao hob die Schultern. »Den Grund kennen, Suko? Du hast gut reden. Es gibt ihn.«
    »Emily.«
    »Ja.«
    Der Inspektor schwieg. Das hatte er sich beinahe gedacht. Natürlich, Emily. Wer sonst? Alles war normal gewesen, dann hatten sie das Zimmer betreten, und plötzlich war es über Shao gekommen.
    Einfach so, ohne ein äußeres Ereignis.
    Emily…
    Sie hatte sich einigermaßen unter Kontrolle, auch wenn die Finger noch zitterten. »Suko, ich bemühe mich, darüber nachzudenken, aber es ist verdammt schwer, das kannst du mir glauben. Ich möchte zunächst die Antwort auf die Frage haben, warum es nur mir passiert ist und nicht auch euch? Was ist der Grund?«
    »Ich kann ihn dir nicht nennen. Oder soll ich behaupten, daß du eine besondere Beziehung zu dem Mädchen hast?«
    »Das hätte so aussehen können, aber so einfach ist es nicht. Emily war mir fremd. Ich habe sie heute zum erstenmal gesehen. Nicht anders als ihr auch. Es ist alles okay gewesen, bis ich das Zimmer betrat, in dem sie saß. Da hat es mich dann erwischt.«
    »Wie?«
    »Ich kriegte Herzrasen, Schweißausbrüche, ein Gefühl der Angst, die bei mir alles zusammenpreßte. Du kannst es dir kaum vorstellen, aber es war grauenhaft. Ich war nicht mehr die Person, die du kennst. Ich wollte nur noch raus - weg. Ich konnte es nicht mehr aushalten da drinnen. Ich wäre erstickt.«
    »Aber jetzt geht es dir besser.«
    »Natürlich.«
    »Und warum?«
    Sie lächelte kantig. »Das ist doch ganz einfach. Du hättest nicht danach zu fragen brauchen. Es liegt eben Distanz zwischen mir und der anderen.«
    »Dann meinst du, daß es zurückkehren würde, wenn wir wieder in das Zimmer gehen.«
    »So ist es.«
    »Sollen wir einen Versuch starten?« Als Suko die Abwehrhaltung bei Shao sah, schlug er einen Kompromiß vor. »Natürlich nicht bis in den Raum hinein, sondern nur bis kurz davor. Bist du damit einverstanden?«
    Shao überlegte noch. Der Ausdruck ihrer Augen gefiel Suko nicht. Er zeigte tatsächlich noch eine tiefe Furcht, etwas, das bei Shao nur selten vorkam,

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