0867 - Emily
ausgerechnet bei ihr, wo sie mit der Kraft der Sonnengöttin Amaterasu gesegnet war.
»Was meinst du?«
»Wir können es versuchen.«
Suko lächelte zufrieden und nickte. »Okay, und denke immer daran, daß ich bei dir bin.«
»Klar doch.«
Suko nahm seine Partnerin bei der Hand. Er hoffte selbst, nicht zu zittern, denn er wollte Shao nicht noch nervöser machen. Hier kam es einzig und allein auf ihn an. Er mußte Stärke beweisen und sie aus diesem Loch herausführen.
Sie gingen nicht schnell. Die Zimmertür war auch nicht geschlossen, deshalb hörten sie auch die Stimmen.
John unterhielt sich mit Emily. Was da gesprochen wurde, verstanden sie nicht. Suko kümmerte sich auch nicht darum, denn Shao war für ihn wichtiger. Er ließ sie nicht aus den Augen.
Sie ging zwar an seiner Seite, aber sie schritt dahin wie jemand, der erst noch darüber nachdachte, ob er einen bestimmten Schritt gehen sollte oder nicht. Immer erst das kurze Zögern, dann der große Schritt nach vorn.
Die Angst war nicht weg, sie nahm sogar noch zu, je näher sie dem Ziel kamen. Auf halber Strecke blieb Shao stehen und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Suko, ich… ich kann nicht mehr.«
»Ist schon okay.«
Shao lehnte sich an die Wand. »Nein, das hast du nur so gesagt. Es ist nicht okay. Gar nichts ist okay. Schon gar nicht mit mir. Ich bin… ich bin völlig durcheinander. Ich weiß auch nicht, warum ich mich so fühlen muß, verflixt. Ich bekomme es nicht mehr auf die Reihe. Es tut mir schrecklich leid.«
»Sollen wir wieder zurückgehen?«
»Das wäre besser.«
»Okay, dann laß uns gehen.«
Shao schaute noch einmal gegen die nicht ganz geschlossene Zimmertür, dann wandte sie ihr den Rücken zu und eilte davon. An der alten Stelle kam sie zur Ruhe, aber nur, um die Stirn gegen die Wand zu drücken und um sich zu fragen, was da auf einmal geschehen war und was sie da überfallen hatte.
»Es war wie ein Überfall, Suko. Wie ein plötzlicher Angriff, der mich völlig unvorbereitet getroffen hat. Du kannst es dir bestimmt nicht vorstellen, aber ich habe dir nichts vorgespielt - ehrlich.«
Suko schlang die Arme um sie und zog sie zurück. »Es ist alles okay, Shao.«
»Hoffentlich«, flüsterte sie dicht vor seinem Gesicht. »Aber ich kann es nicht glauben. Es ist das Mädchen, Suko, diese Emily. Es liegt einzig und allein an ihr. Denk mal nach. Es kann keinen anderen Grund für mein Verhalten geben.«
»Das sehe ich auch so. Nur hat es keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir werden es erforschen müssen, und ich bin gespannt, was John zu deinem Verhalten sagen wird.«
»Was soll er schon sagen?«
»Keine Ahnung, aber er hat sich mit Emily unterhalten.«
»Das stimmt«, murmelte Shao. Sie zeigte auf das Gesicht, das auf intensives Nachdenken schließen ließ. »Du hast so recht, Suko, du hast in allem recht. Ich aber frage mich, warum es weder dich noch John erwischt hat. Warum nur mich?«
»Das weiß ich nicht.«
»Habe ich eine besondere Verbindung zu Emily? So wie sie eine Verbindung zu Zebulon festgestellt hat?«
»Meinst du?«
»Es ist alles möglich, aber ich weiß leider nicht, wie die Dinge zusammenhängen.«
»Das kriegen wir auch noch hin.«
Shao senkte den Kopf und hob die Schultern. So nachdenklich hatte Suko seine Freundin nur selten erlebt…
***
Das war Shao! Das war Shao!
Es hallte durch mein Hirn wie das Echo zahlreicher Hammerschläge, und ich kam mir auch außen vor, als hätte mir jemand gegen den Kopf geschlagen. Für einen Moment verschwammen die Umrisse vor meinen Augen. Ich atmete schwer.
»Was haben Sie, Monsieur Sinclair?«
Die Stimme des Arztes holte mich wieder zurück in die rauhe Wirklichkeit. Ich hob den Kopf an und schaffte sogar ein Lächeln. »Nichts, ich war nur von der Zeichnung beeindruckt.«
»Ach so. Ja, sie hat wirklich Talent.« Zum Glück fragte der Arzt nicht weiter, er schaute sich die Zeichnung auch nicht an, sondern ging zum Fenster und blickte in den Garten.
Ich aber blieb bei Emily. Die Worte hatte ich schon gefunden, mit denen ich sie ansprechen wollte.
»Du hast Zebulon deinen Freund genannt. Ist das korrekt?«
Sie nickte heftig. Ihre Locken zitterten dabei.
»Malst oder zeichnest du nur Freunde?«
»Wieso?«
»Nun ja…« Ich deutete auf die neue Zeichnung. »Das Bild, das du angefangen hast zu malen. Eine Frau ist darauf zu erkennen. Eine… eine- Freundin…?«
»Das weiß ich nicht.«
»Das Gesicht ist fertig.«
»Sicher.«
»Du
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