Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
süchtig danach geworden war, mithilfe der Regenbogenblumen in die Vergangenheit des alten Khmer-Reiches zu reisen. Dort kam er mit der Magie dieser Zeit in Berührung, vertiefte sich immer stärker in die damals üblichen magischen Praktiken und erkannte schließlich, welch gewaltiges Potential in deren Anwendung steckte.
    Außerdem wurde er Zeuge des Kampfes, den die anderen Götter gegen Heng Son führten, und wie sie ihn auf die Welt des Jademonds verbannten. Die anderen Götter - sie waren letztlich nichts anderes als Wesenheiten, die von den Priestern und Magiern aus Angkor beschworen worden waren, um dem Machtdurst Heng Sons einzudämmen. Die Erkenntnis, dass nicht die Götter die Menschen beherrscht hatten, sondern dass es in Wahrheit genau umgekehrt gewesen war, hatte de Bressac fasziniert und er setzte alles daran, sich selbst zum Beschwörer und Herrn dieser Wesen zu machen. Seine magischen Mittel reichten dazu allerdings wohl nicht aus. Keiner der anderen Götter ließ sich in der Gegenwart noch durch irgendeine Art von Magie beeinflussen. Sie schienen verschwunden zu sein. Verblasst im Dunkel der Zeiten. Vielleicht hatten sie sich auch einfach nur von der Erde im Allgemeinen und den Khmer im Besonderen abgewandt.
    Schließlich aber glaubte de Bressac, eine Möglichkeit gefunden zu haben, Heng Son selbst für sich dienstbar zu machen, ihn auf die Erde zurückzuholen und mithilfe seiner albtraumhaften Macht eine unangefochtene Herrscherposition zu erringen.
    Das war es, was de Bressac getrieben hatte.
    »Ich habe ihn gewarnt, sich mit Heng Son einzulassen«, berichtete François Lon. »Schließlich ist die Magie, die von ihm ausgeht, nicht mit jener viel schwächeren Variante zu vergleichen, die die anderen Götter anwandten - oder die Nagas, die uns schützten.«
    »Es war Schwarze Magie, die Heng Son benutzte«, stellte Zamorra fest, der den Unterschied natürlich wie kaum ein Zweiter auf der Welt zu definieren wusste.
    »Ja«, flüsterte François Lon fast tonlos. »Pierre merkte zu spät, das Heng Son sich nicht von ihm benutzen ließ. Es war genau umgekehrt: Der dunkle Bruder des Affengottes benutzte de Bressac und dessen Rituale, um sein Gefängnis endlich zu verlassen. Er hatte durch de Bressacs magische Experimente eine Brücke zur Erde bekommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nicht ganz, um ehrlich zu sein«, gestand Zamorra.
    »Die verlorene Stadt Sarangkôr materialisiert zeitweilig in unserer Welt - mitten im Dschungel nördlich von Angkor. Genau an jener Stelle, an der Sarangkôr vor über tausend Jahren gestanden hat. Pierre de Bressac erkannte seinen Irrtum, und wir beide haben vergeblich versucht, diesen Prozess mit magischen Mitteln aufzuhalten. Irgendwann, so war es uns beiden insgeheim klar, würde es zum Dammbruch kommen. Unsere Mittel würden versagen. Das war der Fall, als die ersten Lemuren während der Materialisationsphasen von Sarangkôr auf die Erde gelangten. Geflügelte Killer, die damit begannen, de Bressac und die Mitglieder seines Teams der Reihe nach zu jagen und niederzustrecken.«
    François Lons Stimme wurde heiser. Er sprach im gedämpftem Tonfall weiter: »Nicht einmal die Schutzgeister der Naga wollten de Bressac noch verteidigen. Für sie war auch er bereits ein Geschöpf der Finsternis, weil er sich auf die Praktiken der schwarzen Magie viel zu sehr eingelassen hatte. Sie haftete ihm an wie ein übler Geruch. Die Naga spüren das…«
    »Dann wundert es mich, dass sie mich verteidigt haben!«, warf Valerie ein und zeigte dabei die Wunde an ihrem Handballen vor. Sie hatte sich entzündet. Im Taxi war die junge Frau etwas zur Ruhe gekommen. Der beißende Schmerz, den sie angesichts der Gefahr durch die Lemuren mehr oder minder verdrängt hatte, kehrte jetzt mit vermehrter Heftigkeit zurück.
    »Glaub mir, es hätte nicht mehr lange gedauert und sie hätten auch dich nicht mehr verteidigt«, erwiderte Lon. »Vielleicht würden sie dich jetzt sogar schon angreifen…«
    Er atmete tief durch und fuhr an Zamorra gewandt fort: »Passen Sie auf uns beide auf, Zamorra. Wenn wir unser Verhalten sehr stark verändern, müssen Sie uns möglicherweise töten, ehe wir Sie umbringen… Und hüten Sie sich davor, von einem Lemuren verletzt zu werden. Sie degenerieren mehr oder minder schnell zu einer Kreatur der Finsternis. Es wird so kalt in einem… Zamorra, Sie haben keine Vorstellung davon!«
    ***
    Mithilfe der Regenbogenblumen am Boeng Kar See gelangten Zamorra und

Weitere Kostenlose Bücher