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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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heftiger zuckten die Blitze. Ein wahres Gewitter an magischen Energien drängte die Lemuren zurück, es wurde unmöglich für sie, durch das Fenster zu gelangen. Dutzende vergingen bei dem Versuch. Schließlich flatterten die letzten davon. Kreischend zogen sie ihre Kreise über dem Toul Tom Pon Market, auf dem immer noch schiere Panik herrschte. Ein angstvolles Raunen ging durch die Menge, als sich die überlebenden geflügelten Affen erneut zu einer Art Schwärm sammelten und davonflogen. Sie verschwanden hinter den nächsten Häuserzeilen.
    Der Spuk war vorbei.
    Fürs Erste zumindest.
    Zamorra trat näher.
    Das Schutzfeld des Amuletts wurde deaktiviert. Zamorra spürte, wie die Hitze aus Merlins Stern wich. Die Temperatur sank mit jedem Meter, den die Kreaturen der Nacht in Richtung ihres unbekannten Ziels zurücklegten.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Nicole an Valerie und François gewandt.
    Keiner von beiden war im Augenblick in der Lage, darauf eine Antwort zu geben.
    Zamorra trat zum Fenster und sah den letzten Lemuren nach, die zwischen den Dächern Phnom Penhs verschwanden.
    Sie zogen in nordwestliche Richtung.
    Dorthin, wo Angkor liegt , kam es dem Meister des Übersinnlichen unwillkürlich in den Sinn.
    »Ich glaube, wir sind Ihnen beiden zu großem Dank verpflichtet«, stellte Lon inzwischen fest, während er die Wunde in seinem Gesicht betastete. »Aber vielleicht ist jetzt auch alles schon zu spät - zumindest für mich und Valerie.«
    »Mein Name ist Professor Zamorra«, stellte sich der Meister des Übersinnlichen vor. »Und dies ist meine Gefährtin Nicole Duval. Wir bekämpfen die Mächte der Finsternis, wo immer wir sie antreffen. Im Augenblick interessieren uns die Hintergründe des grauenvollen Todes von Pierre de Bressac, mit dem Sie 1975 ein höchst eigenartiges Rendezvous hier in Phnom Penh hatten - einer Stadt, die zu diesem Zeitpunkt, abgesehen von ein paar zu Kornspeichern umfunktionierten und streng bewachten Sakralbauten, vollkommen menschenleer war.«
    »Sie sind gut informiert«, erwiderte Lon. »Aber anscheinend nicht gut genug.«
    »Sie verdanken Bressac Ihr Leben, weil er mit Hilfe der Regenbogenblumen in die Vergangenheit reiste und dafür sorgte, dass Sie Phnom Penh rechtzeitig verließen…«
    »So, auch das wissen Sie…«
    Zamorra wandte sich an Valerie. »Es wäre schön, wenn sie uns jetzt mal langsam reinen Wein einschenken würden…«
    »Wer auch immer Sie sein mögen, Zamorra! Helfen Sie uns!«, bat Lon. »Ich weiß nicht, ob es für Valerie und mich noch eine Rettung gibt. Aber vielleicht kann noch verhindert werden, dass Heng Son, der verstoßene Bruder des Affengottes und jetzige Herr des Knochenthrons, auf die Erde zurückkehrt - zusammen mit seiner verlorenen Stadt Sarangkôr…«
    »Erzählen Sie, Monsieur… Lon, wie ich annehme!«, forderte Zamorra.
    »Zuerst müssen wir fort von hier!«, erklärte Lon. »Und zwar so schnell wie möglich.« Er deutete auf die seltsam verformten Nagas, die in unnatürlich verrenkten Haltungen erstarrt waren. Das galt sowohl für Valeries Amulett, als auch für die hölzernen Nagas, die aus dem Fensterrahmen herausgewachsen waren.
    Es war ein bizarrer Anblick.
    Wie der Skulptur gewordene Wahn eines umnachteten Künstlers.
    »Die Schutzgeister, die dieses Haus bewachten, haben ihre Lebensenergie in ihrem verzweifelten Abwehrkampf gegen die Übermacht der Lemuren verbraucht. Wir sind hier nicht sicherer als irgendwo sonst.«
    »Wohin gehen wir?«, fragte Zamorra.
    »Zu den Regenbogenblumen am Boeng Kar See.«
    »Es gibt einen weiteren Ort hier in Kambodscha, wo eine Kolonie von ihnen existiert, nicht wahr?«
    »Ja. Nördlich von Angkor. Dort, wo Pierre de Bressac nach der vergessenen Stadt suchte - und sie gegen alle Erwartung auch fand.«
    »Beeilen wir uns«, forderte Nicole. »Tausende von Menschen auf dem-Toul Tom Pon Market haben gesehen, was sich hier abspielte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es unter dieser Menge niemanden gibt, der sich an Polizei und Behörden wendet.«
    »Du hast Recht, Nicole«, stimmte Zamorra zu. »Ich habe auch keine Lust, jetzt irgendwelchen Bürokraten dämliche Fragen zu beantworten.«
    ***
    Sie verließen das Haus am Boulevard Mao Tse Toung, folgten dem ortskundigen François Lon in eine Seitenstraße, bogen erneut ab und fanden schließlich sogar ein Taxi, das sie zum Boeng Kar See brachte.
    Unterwegs sprudelte es nur so aus ihm heraus. Er berichtete davon, wie de Bressac geradezu

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