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087 - Das Daemonenauge

087 - Das Daemonenauge

Titel: 087 - Das Daemonenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Dembus Dorf zu fahren, hatte ihn stutzig gemacht. Er dachte an Olivaros Warnung und seinen nachdrücklichen Wunsch, Vali zu töten, und beschloß, sie nicht aus den Augen zu lassen.
    „In wenigen Minuten sind wir in Leogane“, sagte Dembu.
    Links und rechts von der Straße standen Kokospalmen. Der Himmel hatte sich bedeckt. Vom Meer her wehte ein leichter Wind, der immer stärker wurde.
    Jeff Parker brummte. Ihm paßte die Fahrt überhaupt nicht, aber seine Abenteuerlust hatte letztlich gesiegt. Er war neugierig, was sie erwarten würde, und er wollte endlich wissen, weshalb Hunter nach Haiti gewollt hatte.
    Die ersten Häuser von Leogane tauchten auf. Kein Mensch war auf den Straßen zu sehen. Die kleinen Häuser waren dunkel. Im Zentrum waren noch einige Lokale geöffnet. Touristen unterhielten sich lautstark auf dem Hauptplatz.
    „Ich habe Hunger“, sagte Parker. „Gibt es um diese Zeit noch etwas zu essen, Dembu?“
    „Nein“, sagte der Farbige. „Um diese Zeit nicht mehr. Aber bei mir zu Hause bekommen Sie Essen.“
    Dembu fuhr rasch weiter. Sie ließen Leogane hinter sich.
    „Jetzt wird die Straße ganz schlecht“, warnte Dembu. „Sie müssen sich festhalten.“
    Hunter hatte in seinem Leben schon einige schlechte Straßen gesehen, aber so eine noch nie. Die Räder des Jeep drehten alle paar Minuten durch. Manchmal mußten er und Parker den Jeep sogar anschieben, um ihn aus den gewaltigen Furchen herauszubekommen.
    „Wie lange müssen wir noch fahren, Dembu?“ fragte Hunter.
    „Eine halbe Stunde noch, Sir.“
    Doch Dembu hatte sich verschätzt. Sie benötigen fast eine Stunde, bis sie das Dorf erreichten. Es bestand aus zwei Dutzend primitiven Holz- und Ziegelhäusern. Vor einem der Häuser hielt Dembu an.
    „Das ist das Haus meiner Eltern“, sagte er stolz.
    Parker unterdrückte die spöttische Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. Hunter half Vali beim Aussteigen. Die dunklen Wolken hatten sich verzogen, und der Mond stand hoch am Himmel. Er spendete genügend Licht.
    „Ich verständige meinen Vater“, sagte Dembu und ging ins Haus.
    „Ich wette, daß es drinnen von Wanzen und Läusen nur so wimmelt“, sagte Parker mißmutig. „So eine blödsinnige Idee, mitten in der Nacht in dieses Drecksnest zu fahren.“
    „Du übertreibst mal wieder gewaltig, Jeff“, meinte Dorian und lud das Gepäck aus.
    Vali blickte sich mit blitzenden Augen um. Sie war in so einem Dorf aufgewachsen. Jetzt bin ich wirklich nach Hause gekommen, dachte sie zufrieden. Sie fühlte sich gelöst und heiter.
    Dembu kehrte in Begleitung eines alten Negers zurück, der Leinenhosen und ein weißes Hemd trug. Sein Gesicht war faltig und das Kraushaar weiß.
    „Das ist mein Vater“, stellte Dembu vor. „Er ist einverstanden, daß Sie bei uns bleiben.“
    Hunter traf auf den Alten zu und streckte seine rechte Hand aus.
    „Das ist nett von Ihnen“, sagte er freundlich und lächelte gewinnend.
    Der Alte drückte Hunters Hand, dann fiel sein Blick auf Vali, und seine Miene veränderte sich. Er riß die Augen auf.
    „Herr im Himmel!“ stöhnte er.
    Der Alte sprach Kreolisch, dieses seltsame Gemisch aus Französisch, Spanisch und Afrikanisch. „Die Loa Valiora!“
    Er warf sich zu Boden, bekreuzigte sich und zitterte vor Aufregung am ganzen Leib.
    „Steh auf“, sagte Vali. „Ich bin keine Heilige. Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut.“
    Der Alte rappelte sich hoch, wagte aber noch immer nicht, das Mädchen anzusehen.
    Dembu führte sie ins Haus. Es war überraschend sauber. Die Möbel waren einfach, wahrscheinlich selbst gezimmert. Es gab kein elektrisches Licht. Dembu hielt eine Petroleumlampe in der rechten Hand. Er betrat einen Raum, in dem ein gewaltiger Tisch und einige Sessel standen. Vor einer Wand blieb er stehen und hob die Lampe hoch. Der flackernde Lichtschein fiel auf ein großes Bild, das in einem roten Holzrahmen steckte.
    Dorian kam neugierig näher. Es gab keinen Zweifel, das Bild stellte Vali dar. Das gleiche Haar, die gleichen Augen, der gleiche volle Mund und die gleiche kleine Nase.
    „Sieht tatsächlich so aus, als hätte Vali für den unbekannten Maler Modell gesessen“, ließ sich Parker vernehmen. „Wie alt ist dieses Bild?“
    „Unsere Familie hat es seit mehr als fünfzig Jahren im Besitz“, sagte Dembu.
    Parker lachte. „Dann ist es natürlich unmöglich, daß Vali das Modell war. Vielleicht ihre Mutter?“ Vali starrte das Bild verzückt an und neigte sich vor, doch plötzlich

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