0871 - Zentrum der LÃŒge
die Gangway hinab.
„Ich glaube, ich werde fahren", bemerkte Maitho und ließ sich auf dem Fahrersitz nieder. „Ich kenne mich hier gut aus."
Painoth und Plondfair stiegen auf die zweite Sitzreihe. Einen Augenblick hoffte Plondfair, Maitho würde seinen verwahrlosten Roboter zurücklassen, doch Kumpfai klemmte sich auf den Hintersitz, ohne daß der Doprer dagegen protestierte.
Maitho fuhr quer über die Landefläche, ohne sich dabei an die vorgeschriebene Markierung zu halten. Plondfair erschien dieses Verhalten mehr als leichtsinnig, doch der Doprer mußte schließlich wissen, was er tat.
Vielleicht waren die Behörden auf Bostell großzügiger als auf anderen wyngerischen Welten. Zwischen den Verwaltungsgebäuden am Rand des Flughafens standen einige kleinere Wohnhäuser, auf deren Dächer sich Volieren befanden, wo die Beziehungsvögel der Bewohner untergebracht waren. Plondfair hatte schon davon gehört, daß die Beziehungsvögel nicht überall mit der gleichen Sorgfalt und Liebe gepflegt wurden wie von den Lufken auf Kschur, aber diese Gemeinschaftsunterkünfte für die Tiere erschienen ihm primitiv. Wie konnte ein Wynger ein verinnerlichtes Verhältnis zu seinem Beziehungsvogel gewinnen, wenn dieser zusammen mit vielen anderen in einem solchen Großkäfig untergebracht war? Entsprechend unterentwickelt mußte das Verhältnis der auf Bostell lebender Wynger zu biodynamischen Naturvorgängen sein.
Maitho reihte sich mit dem Wagen in eine Reihe anderer Fahrzeuge ein, die von anderen Sektoren des Raumhafens kamen und ebenfalls zur Stadt unterwegs waren. Am Rand des Landefelds gab es weder Absperrungen noch Kontrollen, dort patrouillierten lediglich ein paar Lufken mit ihren Robotern, die sich jedoch nicht um die vorbeikommenden Wagen kümmerten.
„Die Tempel liegen auf der anderen Seite der Stadt", bemerkte Maitho. „Es sind nur drei kleine Gebäude. Die Wynger, die über das Rad gehen, bleiben nie sehr lange auf Bostell."
Sie gelangten auf eine breite Straße. Links von ihnen spannte sich ein gewaltiges, von Antigravfeldern gehaltenes Kunststoffdach über einer Ansammlung scheinbar willkürlich ineinander verschachtelter Gebäude.
Anhand der Fülle künstlicher Lichter und beweglicher Objekte glaubte Plondfair zu erkennen, daß dies das Vergnügungsviertel war.
Maitho bog ab und steuerte das Fahrzeug auf eine ausgedehnte Parkfläche, wo bereits Tausende von anderen Wagen und Fluggleitern standen.
„Das ist Quaist", sagte er. „Unmittelbar dahinter beginnt Lumain, die Hauptstadt von Bestell. Da es auf diesem Mond keine nennenswerten Gebirge und überhaupt keine Meere und größeren Seen gibt, konnten die ersten Kolonisten praktisch überall bauen.
Das Leben hier muß ziemlich eintönig sein, kein Wunder, daß man ein so aufwendiges Vergnügungszentrum errichtet hat."
Plondfair hatte schon davon gehört, daß Bostell einer der am wenigsten interessanten Plätze im Torgnisch-System war. Auf dem fünfundzwanzigsten Mind (der sechsten von insgesamt zwölf Stationen, die zu einem Gang über das Rad gehörten) wurden in erster Linie Verwaltungsarbeiten erledigt. In der Nähe von Lumain gab es eine statistische Zentrale, in der angeblich die größte Datenbank untergebracht war, die Wynger je gebaut hatten. Diese Speicher- und Rechenanlage wurde Sarcain genannt und um sie und ihre Möglichkeiten rankten sich zahllose wundersame Geschichten und Gerüchte.
Die drei Männer und der Roboter stiegen aus. Kumpfai torkelte ein bißchen, als er das Fahrzeug verließ, faßte aber schnell wieder Tritt. Fliegende Händler kamen von allen Seiten auf die kleine Gruppe zu. Sie verkauften Eintrittskarten für die verschiedenen Veranstaltungen. Dabei boten sie auch Dinge an, die nur auf dem Schwarzen Markt zu erhalten waren.
Maitho bedachte die aufdringlichen Wynger, die in erster Linie zum Stamm der Zorben gehörten, mit Flüchen und Beschimpfungen, worauf sie sich schließlich zurückzogen.
Plondfair fragte sich, warum der Raumfahrer keines der Bänder benutzte, die vom Parkplatz direkt neben Quaist hineinführten.
Er argwöhnte, daß Maitho dies aus Rücksichtnahme auf seinen arg lädierten Roboter vermied, für den der Sprung auf ein Transferband wahrscheinlich mit einer Katastrophe geendet hätte. Sie erreichten einen Informationsstand der Mondregierung, aber Maitho würdigte diese Halle, um die sich die Besucher drängten, keines Blickes. Der Doprer führte seine Begleiter über eine Rampe auf die zweite Ebene
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