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0874 - Gedankentöter

0874 - Gedankentöter

Titel: 0874 - Gedankentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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trotzdem die Beine gebrochen hätte. Wenn er nur einen kleinen Tick anders in diese Masse gestampft wäre…
    Er hatte Probleme damit, herauszukommen, weil es irgendwo eine Möglichkeit gab, sich abzustützen. Überall sank er ein. Bis er endlich einen größeren, festen Erdbrocken fand, der ihm einigermaßen Halt gab. Auf Verdacht bewegte er sich von der Aufprallstelle fort - und im nächsten Moment rauschte dort, wo er gerade noch gewesen war, der nächste Haufen Erdbrocken herunter. Ein Teil der Schachtwand hatte sich gelöst.
    »Alles Gute kommt von oben«, brummte Tendyke sarkastisch.
    Wo war Kowalski?
    Es war stockdunkel hier unten. Dabei musste eigentlich etwas Licht von oben hereinkommen. Nicht viel, da die Sonne hier noch nicht senkrecht am Himmel stand, aber zumindest so viel, dass er sich hätte orientieren können.
    Aber es gab nur Schwärze um ihn herum, und ein Blick nach oben verriet ihm, dass es da nicht anders aussah. Der Schacht war dunkel.
    »Roy«, sagte er. »Verdammt, was ist mit Ihnen? Leben Sie noch?«
    Wenn jetzt ein »Nein« gekommen wäre, hätte ihn das nicht einmal gewundert.
    Aber alles blieb still. Auch Atemzüge waren nicht zu hören. Kowalski schien es erwischt zu haben.
    »Wenn ich wenigstens sehen könnte, wo er liegt… ein Königreich samt Prinzessin für eine Lampe!«
    Natürlich hatte er keine bei sich. Wie hätte er ahnen sollen, dass er sie brauchte?
    Aber da war doch noch sein Feuerzeug!
    Er nahm es aus der Tasche, knipste es an. Für ein paar Sekunden hatte er ein schwaches Dämmerlicht. Dann wurde das verteufelte Ding zwischen seinen Fingern glühend heiß. Unwillkürlich ließ er es fallen.
    Und weg war's. Er tastete den Boden ab, fand es aber nicht wieder. Stattdessen spürten seine Fingerkuppen plötzlich Stein.
    Er atmete tief durch. Hier sollte es eigentlich keinen Stein geben. Vor allem keinen, der völlig glatt war.
    War das wirklich Stein? Oder etwa anderes?
    Tendyke richtete sich wieder auf. Er konnte sich nicht erinnern, vorhin im Feuerzeuglicht Kowalski irgendwo gesehen zu haben. Sollte der Archäologe in jener weichen Masse versunken sein, die Tendykes Sturz gedämpft hatte?
    Auf die Frage gab es keine Antwort.
    Aber dieses ganze Loch im Boden schien ein einziger dicker Fragenkatalog zu sein, der keine Antworten kannte. Eine Rätselhöhle?
    Oder war das hier ein Teil der gesuchten Blauen Stadt?
    Wenn ja, lag sie erheblich tiefer, als es nach 20 Jahrtausenden normal war. So viel zumindest wusste der Abenteurer über Archäologie.
    Er machte ein paar Schritte weiter.
    Dann stieß er gegen eine Wand. Sie war so glatt wie der Boden. Und ein paar Meter seitwärts war eine Kante. Eine Tür! Aber sie war nicht gerade wie bei den Häusern der Menschen, sondern vieleckig.
    »Siebeneckig?«, murmelte Tendyke. »Dann wäre es wirklich die Blaue Stadt…«
    Dann hatten sie es geschafft.
    Aber um welchen Preis?
    ***
    ER sah, dass zwei Männer an der Stelle, an der sie ein großes Loch gruben, einbrachen und in die Tiefe stürzten.
    Das hatte IHM gerade noch gefehlt! Sie waren auf die Stadt gestoßen!
    Vielleicht waren sie tot, das konnte ER momentan nicht sehen. Aber wenn sie noch lebten, würden sie auch den Weg zurück finden, und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie alle in der Stadt herumliefen und versuchten, ihr Geheimnis zu ergründen.
    Das musste ER verhindern. Die beiden, die abgestürzt waren, durften nicht zurück an die Oberfläche gelangen.
    Doch dann stand ER plötzlich vor einem weiteren Dilemma. Denn der Positive, Zamorra, bewegte sich ebenfalls abwärts.
    Wahrscheinlich wollte er die beiden Abgestürzten nur finden und bergen. Aber dabei geriet er ja zwangsläufig ebenfalls in die Stadt. Das war nicht gut; er würde mehr erfahren, als er wissen durfte! Aber nach wie vor wollte ER ihn nicht töten.
    Was sollte ER tun?
    Zum ersten Mal, seit ER existierte, wusste ER es nicht…
    ***
    Zamorra fand festen Boden unter seinen Füßen. Er ließ das Seil los, löste die Schlingen, in denen er gehalten wurde. Wie tief er gekommen war, konnte er schlecht abschätzen. Zehn Meter, fünfzehn, achtzehn? Um ihn herum war alles finster - und über ihm im Schacht auch. Dabei hatte er erwartet, zumindest etwas Dämmerlicht zu sehen, das von der Dschungellichtung hereinfiel.
    Eigenartig…
    »Ich bin unten«, rief er laut hinauf. »Wie viele Meter Seil haben Sie noch?«
    Es gab keine Antwort.
    Er zupfte und ruckte mehrmals an dem Seil. »Hört mich keiner? Was ist

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