0874 - Gedankentöter

Titel: 0874 - Gedankentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa

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letzter Sekunde. Hinter mir krachte alles in die Tiefe. Mit…« Er verstummte.
    »Nun reden Sie schon!«, drängte Zamorra.
    »Mit Kowalski… und Mister Tendyke!«, sagte einer der anderen.
    »Verdammt«, murmelte Zamorra und trat an den Rand der Grube. Dort unten gab es nur noch einen Teil des Bodens. Er umgab wie ein schmaler Ring einen endlos tief erscheinenden Schacht.
    War das eine neue Taktik des Unheimlichen? Hatte er jetzt Zeit und Vorgehen gewechselt? Sonst hatte er doch immer am Abend zugeschlagen!
    »Der Boden zitterte plötzlich, wenn man hart aufstampfte. Ich hab's zuerst gemerkt, als ich mit einer Hacke etwas auflockern wollte. Da, wo es garantiert keine Artefakte geben kann, wissen Sie?« Es wurde noch lauter im Camp. Jetzt hielt es auch Zamorra und das Damentrio nicht mehr im Zelt.
    »Ich weiß nichts«, sagte Zamorra. »Ich bin Parapsychologe und kein Archäologe. Ich weiß zwar, dass Archäologen Ausgrabungen durchführen, aber nach welchen Regeln, Vorschriften, Maßstäben oder sonst was, das vor sich geht, davon habe ich keine Ahnung. Da fehlt mir die Ausbildung.«
    Er atmete tief durch.
    »Genau genommen interessiert mich das momentan auch nur ganz am Rande. Wichtiger dürfte sein, festzustellen, wie tief es da hinuntergeht, ob einer oder beide überlebt haben, ob sie verletzt sind und wie wir sie bergen.«
    Elliot beugte sich über die Kante.
    »Hallo!«, brüllte er. »Da unten im Schacht - können Sie mich hören?«
    Aber es kam keine Antwort.
    Zamorra schluckte. Wenn Tendyke unten einen tödlichen Aufprall erlitten hatte, war er für immer tot. Er dürfte kaum die Zeit gefunden haben, nach Avalon zu wechseln.
    »Ich glaub's einfach nicht«, raunte Nicole neben ihm. Ihr war der gleiche Gedanke gekommen. »Er kann nicht tot sein. Er darf es nicht.«
    »Ich werde nachsehen«, sagte Zamorra. »Ich gehe hinunter. Gibt es hier ein Seil, das lang genug ist?«
    »Was heißt hier lang genug?«, fragte Brown. »Wir wissen ja gar nicht, wie tief es da hinunter geht!«
    »Zwanzig Meter mindestens«, sagte Zamorra. Wenn die beiden Männer noch tiefer gestürzt waren, waren sie ohnehin tot. »Und eine starke Lampe mit frischen Batterien. Gibt es hier Walkie-Talkies?«
    Die gab es nicht. Es war also keine Funkverbindung machbar. Im nächsten Moment fragte Zamorra sich, wie er auf diese verrückte Idee kam. Wozu brauchte er ein Funkgerät? Es reichte doch, laut nach oben zu rufen.
    Nicole steckte ihm den Dhyarra-Kristall zu. »Für alle Fälle«, sagte sie leise.
    Zamorra lächelte und küsste sie.
    Ein paar Minuten später tauchte ein Mann mit einem zusammengerollten Seil und einer MagLite auf, die er Zamorra in die Hand drückte. Der Professor sah sich nach einem Haltepunkt für das Seil um, fand aber nichts.
    Dann eben auf die andere Art… »Sie müssen mich langsam hinunterlassen«, verlangte er. Dann schlang er sich das Seilende mehrmals um den Körper und schließlich ums Handgelenk. Ein paar Männer fassten zu und hielten das Seil fest, sicherten Zamorra damit ab.
    Hoffentlich schneiden sie sich beim Abseilen nicht die Hände am Seil auf, dachte Zamorra. Doch dann tauchte jemand mit Lederhandschuhen auf, die er verteilte.
    Zamorra trat an die Grubenkante. »Gut festhalten«, verlangte er und ließ sich dann fallen. Es gab einen Ruck, und er hing auf halber Höhe. Das Seil glitt über die Kante, begann etwas in das harte Erdreich einzuschneiden. Zamorra stützte sich mit den Füßen ab und arbeitete sich nach unten. Stückweise ließen die Männer oben das Seil nachlaufen.
    Zamorra hoffte, dass es nicht zu tief hinunterging.
    Und dass er keine Toten fand…
    ***
    Robert Tendyke stürzte ins Bodenlose. Irgendwo war Kowalski ihm gleich auf dem rasanten Weg in die Tiefe. Dazu jede Menge Erdbrocken.
    Zehn Meter pro Sekunde…
    Der Sturz dauerte keine zwei Sekunden. Aber die Zeit dehnte sich zu einer Ewigkeit. Dann kam der Aufprall. Unter Tendyke gab der Boden weich nach; er hörte den Aufschlag des Archäologen. Und ringsum prasselten die Brocken herunter. Einer erwischte Tendyke am Kopf und platzte auseinander. Der Lederhut fing einen Teil der Wucht ab. Dennoch wurde dem Abenteurer einen Moment lang schwarz vor den Augen. Dann zuckten grelle Blitze, kreisten Lichtpunkte - und er konnte wieder sehen.
    »Roy?«, fragte er. »Wo sind Sie?«
    Kowalski antwortete nicht.
    Tendyke arbeitete sich aus einer relativ weichen Masse heraus, die seinen Sturz gedämpft hatte. Aber es fehlte nicht viel, dass er sich