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0875 - Der Psionen-Strahler

Titel: 0875 - Der Psionen-Strahler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eigener Anschauung kannte.
    „Warum willst du das wissen?" hatte er sie ganz am Anfang gefragt. „Lernt ihr denn das nicht in der Schule?"
    „Es klingt immer etwas anders", behauptete Sternfeuer. „Viele Lehrer verzerren die Wahrheit ein bißchen, damit unsere Bindung an die SOL noch stärker wird."
    „Und das gefällt dir nicht?"
    „Nein." Sternfeuer sah den Terraner offen an. „Ich werde zur Erde zurückkehren - irgendwann. Ich will nicht für alle Zeiten durch den Weltraum fliegen. Mein Großvater hat mir viel von Terra erzählt. Dort gibt es Tiere, Pflanzen ..."
    „So etwas kannst du hier in jedem Solarium sehen."
    „Es ist nicht dasselbe. Hier, das hat er mir zum Abschied geschenkt!"
    Torboros nahm ehrfürchtig ein offensichtlich uraltes Buch aus ihren Händen. Es war ein wirkliches Buch mit Seiten aus Papier. Selbst zu Torboros Zeiten hatte es so etwas auf Terra kaum noch gegeben.
    Er schlug es auf und sah zahlreiche Zeichnungen und Fotografien, die seltsam flach wirkten, weil sie nicht im 3-D-Verfahren gedruckt worden waren.
    „Sieh mal", sagte Sternfeuer und tippte vorsichtig auf eine Abbildung. „Da steht, daß die Raupen dieses Schmetterlings in besonders ungünstigen Jahren ganze Wälder kahlge-fressen haben. Und dort - das sind Schimmelpilze, die sich völlig unkontrolliert ausbreiten. In dem Buch gibt es viele solche Lebewesen, die dem Menschen überhaupt nichts geben konnten, oder ihm sogar Schaden zufügten. In den Solarien ist davon nichts zu sehen. Dort ist alles haargenau aufeinander abgestimmt."
    „Das muß wohl auch so sein, nicht wahr? Wo kämen wir hin, wenn wir einer einzelnen Tierart gestatteten, sich auf Kosten allen anderen Lebens hemmungslos zu vermehren?"
    „Das gilt für die SOL, aber nicht für Terra. Die Natur konnte es sich offensichtlich erlauben, auch solche Wesen zu erschaffen."
    Darauf wußte Torboros keine Antwort, aber Sternfeuer wurde ihm von Stunde zu Stunde sympathischer.
    Später, als sie nebeneinander durch einen künstlichen Park gingen, verstand er auch plötzlich, was Sternfeuer an den Solarien auszusetzen hatten. Die Vielfalt der Pflanzen und die Farbenpracht der Blüten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier alles unter strenger Kontrolle stand.
    Es gab noch einige, auf die man nicht verzichten konnte. Aber das waren nur noch kläg-liche Reste, biologische Krücken, die halfen, wertvollen Dünger und andere Materialien einzusparen.
    Torboros war so in Gedanken versunken, daß er sich in das weiche Gras setzte und fasziniert den Boden anstarrte. Er strich mit den Fingern durch die Halme und wartete darauf, daß etwas ihn berührte - ein fliehendes Insekt, ein Grashüpfer oder ein Ohrwurm - aber nichts geschah.
    „Es wird Zeit, daß wir uns etwas zu essen besorgen", mahnte Sternfeuer schließlich.
    „Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Schlafperiode beginnt."
    Torboros schrak zusammen. Schlafperiode! Das war auch so ein Ausdruck, typisch für ein Raumschiff wie dieses. Warum sagte das Mädchen nicht einfach: Es wird Abend?
    Der alte Mann seufzte und wollte aufstehen - und dann sank er mit einem schmerzlichen Stöhnen ins Gras zurück.
    „Was ist los?" fragte Sternfeuer erschrocken.
    „Nichts von Bedeutung", versuchte Torboros das Mädchen zu beruhigen, aber es klang nicht sehr überzeugend. „Ich glaube, ich habe einfach zu lange stillgesessen.
    Diese alten Knochen setzen Rost an, wenn man nicht dauernd auf sie aufpaßt. Gib mir deine Hand und hilf mir ein bißchen, dann geht es schon."
    Aber es ging nicht. Torboros gab es schließlich auf. Es hatte keinen Sinn, sich selbst zu belügen. Diese Art von Schmerzen kannte er. Irmina Kotschistowa schien sich verschätzt zu haben.
    „Es ist meine Schuld", jammerte Sternfeuer verzweifelt. „Ich hatte besser aufpassen müssen."
    „Unsinn, Kind", murmelte Torboros und sah sich um. Ausgerechnet jetzt war kein Mensch in Sicht. „Es ist ein einfacher Rückfall. Am besten holst du jetzt einen Medorobo-ter. Der kann mich in die Station zurückbringen. Und dann sagst du Irmina Bescheid. Sie wollte ihr Werk sowieso noch einmal kontrollieren."
    „Sie ist nicht mehr in der SOL", flüsterte Sternfeuer fast unhörbar.
    Torboros erschrak. Er erinnerte sich daran, daß das Mädchen ihm etwas von einem Ein-satz erzählt hatte, an dem die Metabiogruppiererin teilnehmen sollte.
    „Dann muß ich eben warten, bis sie zurückkommt", sagte er, und damit versuchte er, auch sich selbst in trügerische Sicherheit

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