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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stumm.
    Auch Jane streckte dem Magier eine Hand entgegen. Er war in einer Pose erstarrt, die tatsächlich an die eines Magiers auf der Bühne erinnerte. Den rechten Arm hielt er hoch, als hätte er zwischen den Fingern einen Zauberstab. Den linken etwas vom Körper abgespreizt, als wollte er damit jemand umfassen.
    Auf diese Hand hatte Janes es abgesehen.
    Sie bewegte sich schneller und griff zu.
    Der Junge hatte nur einen Finger der »Puppe« berührt. Jane umfaßte die Hand. Dabei dachte sie an die Worte des Besuchers. Ihm war der Finger seltsam vorgekommen, und als Jane stärker zufaßte, da überkam sie das gleiche Gefühl.
    Das war keine normale Hand, das war auch kein Stein, das war ein Mittelding zwischen beidem.
    Janes Hand zuckte nicht zurück. Sie blieb an der anderen kleben. In ihr stieg ein ungewöhnliches Gefühl hoch. Sie spürte Kälte und Wärme zugleich und hatte den Eindruck, etwas Fremdes angefaßt zu haben. Sie kam damit noch nicht zurecht. Die Hand zog sie trotzdem nicht zurück. Jane wartete, weil sie damit rechnete, daß noch etwas geschehen würde. Es paßte zwar nicht in ihr Bild hinein, hier gab es keine Medusa mit einem Schlangenhaupt, und dennoch glaubte sie daran, nicht weil von dieser ungewöhnlichen Magie entfernt zu sein.
    Sie stand wie auf dem Sprung. Etwas würde passieren, das wußte sie auch, und Sekunden zogen sich in die Länge, so daß Jane den Eindruck einer gewissen Zeitleere bekam.
    Sie schaute in das Gesicht des Zauberers.
    Dort regte sich nichts.
    Es blieb glatt, auch faltenlos, denn diese waren unter der hellen Schminke verborgen. Aber die Detektivin wollte die »Figur« aus der Reserve locken, deshalb verstärkte sie den Druck ihrer Hand.
    Das plötzliche Zucken!
    Nicht bei ihr, sondern bei der lebenden Puppe.
    Um die Mundwinkel hatte sie das Zucken gesehen. Ihr war, als hätte der Zauberer durch den Druck ihrer Hand einen plötzlichen Schmerz gespürt. Zugleich hörte Jane das leise Stöhnen aus dem Mund der »Figur«. Und noch etwas geschah.
    Jane konnte es nicht glauben, aber es war eine Tatsache. Der Widerstand der anderen Hand gab nach. Nicht daß ihr die Hand entzogen wurde, nein, sie gab einfach nach.
    Der Finger, die Haut, die Knochen - sie zerbröselten, und es fiel kein Tropfen Blut auf die Erde.
    Als Jane diese Tatsache klar wurde, zog sie die Hand sofort zurück. Sie starrte nicht ihre Finger an, sondern die der anderen Hand.
    Und davon war nur mehr die Hälfte vorhanden!
    ***
    Jane Collins stieß den Atem aus und konnte dabei ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken. Damit hatte sie nicht rechnen können und auch nicht wollen, aber sie brauchte nur den Blick zu senken, um zu sehen, was da innerhalb der Absperrung vor ihren Füßen lag.
    Pulvriger Staub, der einmal die Finger einer Hand gebildet hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Der grausame Rest eines Körperteils. Für Jane ging zwar die Welt nicht unter, aber ihre Gedanken waren nicht mehr so klar wie noch vor Minuten. Die Magie des Victor Valendy und seiner Tochter hatte sie mit voller Wucht getroffen, und sie hatte den Eindruck, daß sie inmitten einer Falle stand.
    Jane ging einen kleinen Schritt nach hinten. Dabei ließ sie die Figur nicht aus den Augen. Diese magische Puppe, was auch immer sie sein mochte, mußte doch reagieren. Irgendein äußeres Zeichen zeigen. Schmerz verspüren und…
    Das Gesicht blieb glatt.
    Bis auf die Augen!
    Jane sah, daß sie sich bewegten. In der bleichen, kreidigen Gesichtsumgebung kamen sie ihr vor wie alte, kleine Seen, bei denen das Wasser eine glatte Fläche bildete.
    Der Zauberer wußte Bescheid. Er war informiert, und sie entdeckte auch das schwache Lächeln auf seinen dünnen Lippen, das ihr überhaupt nicht gefiel. War die Falle bereits zugeschnappt.
    Das Lachen war nicht von dieser Figur ausgestoßen worden. Hinter ihr war es erklungen, und es hörte sich hämisch und kalt an.
    Jane drehte sich langsam um.
    Sie sah nichts. Wer immer gelacht hatte, er hielt sich im Dunkeln verborgen.
    Aber seine Stimme war ihr bekannt. »Ich wußte, daß Sie neugierig sind, Miß Collins, ich wußte es. Aber Neugierde kann oft genug tödlich sein.«
    Danach lachte Victor Valendy schaurig auf!
    ***
    »Schwapp« machte es, dann fielen die beiden Türhälften des Eingangs hinter mir und dem Wagen zu.
    Ich war in der Geisterbahn!
    Lächerlich für einen Menschen wie mich, der Dinge erlebte, die der Realität entsprachen und keineswegs auf irgendwelche Tricks basierten, mit denen

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