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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Parker selbst, ein weißhaariger, hochgewachsener Mann, der am Rand seiner Bude auf- und abmarschierte und dabei stets in ein Mikrofon sprach und von den Supergewinnen redete, die es hier gab.
    Auf mich machte er den Eindruck einer lebenden Schallplatte auf zwei Beinen. Er war nicht bei der Sache. Er leierte den Text einfach herunter, verständlich, wenn man bedachte, was mit ihm passiert war.
    Bei einem Helfer kaufte ich fünf Lose. Der Mann grinste mich an, was seinen Mund noch schiefer machte. »Ist der Hauptgewinn noch drin?« fragte ich.
    »Brauchen Sie einen Fernseher?«
    »Immer.«
    »Dann kaufen Sie alle Lose.«
    »Danke, ich bin nicht Rockefeller.« Dem Wind drehte ich den Rücken zu, als ich die kleinen Briefchen aufriß, und mein Gesicht immer länger wurde.
    Niete - Niete - Niete - Niete…
    Dann riß ich das fünfte Briefchen auf.
    Gewonnen!
    Keinen Fernseher, auch keine Baggerfahrt durch Cornwall, die Zahl fünf brachte nur eine Packung Gummibärchen, die mir der Besitzer in die Hand drückte und mir riet, es noch einmal zu versuchen.
    »Soll ich eine zweite Packung gewinnen?«
    »Denken Sie an den Hauptgewinn!«
    »Tag und Nacht, Mister.« Ich bedankte mich und schenkte die volle Tüte einem kleinen Jungen, der an der Hand seiner größeren Schwester über den Platz marschierte.
    Beide freuten sich. Ich wollte mir die Geisterbahn nicht nur von außen ansehen. Dennoch blieb ich davor stehen.
    Wie gesagt, es war noch nicht allzuviel los, aber eine Geisterbahn war wohl zu allen Zeiten immer die Attraktion.
    Jedenfalls war an der Kasse mehr Betrieb als an den anderen Buden, so daß ich mich in eine Schlange einreihen mußte. Als einziger erwachsener Mensch fühlte ich mich etwas unwohl, und noch unwohler war mir, wenn ich an die echte Medusa dachte und auch daran, daß jeder Gast auf dem Rummel für sie ein potentielles Opfer sein konnte.
    An der Kasse saß eine dicke Frau in einem geblümten Kleid, die sicherlich Mühe gehabt hatte, sich in dieses kleine Haus zu zwängen. Aber sie war guter Laune. Bei jedem Kartenverkauf strahlte sie wie ein Honigkuchenpferd und hatte für die jungen Gäste stets das eine oder andere Wort übrig.
    Als ich vor dem Häuschen stand, grinste die Frau breit. »Hi, Mister, Sie wollen auch?«
    »Ja.«
    »Haben Sie keine Angst?«
    »Soll ich Ihnen das im Vertrauen sagen?« fragte ich leise.
    »Ja, sagen Sie's.« Plötzlich war sie neugierig geworden und beugte sich so weit wie möglich vor.
    »Schlimmer als bei mir zu Hause kann es auch nicht sein. Wenn sie mein Weib sehen würden, dann sehen Sie eine Geisterbahn direkt als eine Erholung an.«
    Plötzlich riß sie den Mund auf, zeigte einige Goldzähne, fing an zu lachen, und da sich ihre Lippen sehr nahe am Mikrofon befanden, hallte das Gelächter durch die Gasse aus Buden, und manchem Besucher wurde angst und bange.
    »Gut«, sagte sie, »gut… wie sieht Ihre Gemahlin denn aus?«
    »Das sage ich lieber nicht. Mal sehen, ob ich sie in der Geisterbahn als abschreckendes Beispiel für die Ehe entdecke. Ein Bild von ihr habe ich mal eingeschickt.«
    Wieder hatte die Frau ihren Spaß und verkaufte mir eine Karte. Ich mußte noch einige Schritte an einem Gitter vorbeilaufen, bis ich über eine schmale Treppe hoch auf die Rampe gehen konnte.
    Es war nicht meine erste Fahrt mit der Geisterbahn und würde sicherlich auch nicht die letzte sein.
    Erschrecken würde ich mich kaum, aber in diesem Fall mußte ich mit dem schlimmsten rechnen.
    Ich versuchte, mich in die Lage dieser Medusa im Wald hineinzuversetzen. Sie hatte den jungen Farbigen in all ihrer Scheußlichkeit angeschaut, sie hatte für eine Versteinerung gesorgt und war anschließend verschwunden. Sie hatte ihren Wagen erreicht, ihn gestartet und mußte dabei auch meinen gesehen haben.
    Hätte sie das mißtrauisch machen müssen?
    Im Prinzip schon. Möglicherweise hatte sie sich auch auf dem Parkplatz umgeschaut, wo mein Rover stand.
    Dann wußte sie Bescheid!
    Bevor ich mich in den Wagen klemmte, warf ich einen letzten Blick in die Gasse hinein.
    Keine Medusa zu sehen. Nichts war verdächtig. Auch Jane Collins entdeckte ich nicht. Dafür hörte ich das Kreischen der beiden Mädchenstimmen, als der Wagen vor mir anfuhr und mit seiner gummibesetzten Stoßstange die Schwingtür nach innen rammte.
    Sekunden später fuhr auch mein Gefährt an.
    Wieder flog die Tür auf, und ich glitt hinein in das unheimliche Dunkel der Bahn…
    ***
    Auch Jane Collins hatte das Kabinett der Living

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