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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dolls betreten, war aber nicht in die Dunkelheit hineingegangen, sondern stand auf einem Podest, von dem eine Treppe zu einem Platz hinunterführte, der den Living Dolls als Bühne diente.
    Sechs Gestalten zählte Jane. Und jeder Mitwirkende hatte seinen Platz auf einem viereckigen Holzpodest gefunden. Zwar war als Absperrung ein größeres Viereck aus Bändern vorhanden, wer aber wollte, der konnte mit dem ausgestreckten Arm die Living Dolls erreichen.
    Trotz der Berührungen reagierten die jedoch nicht.
    Die Besucher kicherten. Sie hielten sich zumeist im Dunkeln auf, denn angestrahlt wurden nur die Puppen. Und jede von ihnen zeigte dieselbe silbrige Farbe. Es war nicht sofort zu erkennen, ob sie nackt waren oder eng anliegende Kleidung trugen, das Silbergrau überwog und sollte an Denkmäler erinnern, auch wenn die Einschlüsse im Licht der Strahler schimmerten.
    Jane war etwas zur Seite getreten, um einen besseren Überblick zu haben. Drei Tänzerinnen, Bodybuilder und andere Figuren wurden imitiert. Auch der Zauberer war wieder dabei. Er trug kein wallendes Gewand, dafür einen spitzen Hut auf dem Kopf.
    Für die Besucher schien er besonders interessant zu sein. Zwei Mädchen und ein Junge umstanden die Absperrung, wobei die beiden Mädchen den Jungen immer wieder dazu anhielten, doch mal den Arm auszustrecken und den Zauberer zu berühren..
    »Soll ich wirklich?«
    »Ja, ja, mach schon.«
    Der Junge traute sich nicht. Er wollte sich jedoch nicht blamieren, blickte sich vorsichtshalber noch um, bevor er einen Arm ausstreckte und die Hand spreizte.
    Seine beiden Begleiterinnen kicherten wie Lachtauben, denn er hatte Mühe, die »Figur« zu erreichen. Mit den Fingerspitzen strich er über den Unterarm hinweg, aber nur kurz, dann zog er den Arm wieder zurück.
    »Was ist denn?« flüsterte eines der Mädchen.
    Der Junge schluckte. Er hob die Schultern. »Das weiß ich auch nicht genau.«
    »Wieso?« fragte die zweite.
    Der Junge verzog das Gesicht. »Die hat sich so komisch angefühlt, wirklich.«
    »Wie denn?«
    Er suchte nach einer Antwort. »Kann ich nicht erklären. Das sind doch Menschen - oder?«
    »Eigentlich ja. Auch wenn sie als lebende Puppen bezeichnet werden. Es müßten Menschen sein.«
    »Eben. Menschen fühlen sich nicht so an!« zischelte der Junge.
    »Wie denn? Rede doch endlich!«
    Er schaute sich um, weil er sichergehen wollte, keine fremden Zuhörer zu haben. Jane Collins sah er nicht. Sie hatte sich geschickterweise zurückgezogen und lauerte an einem schattigen Ort. Sie war aber so nah, daß sie einiges mitbekam.
    »Eben anders als ein Mensch. Kalt und auch so komisch hart, wißt ihr? Als wäre die Figur tatsächlich aus Stein, aber nicht so ganz.« Er wand sich. »So richtig kann ich es auch nicht erklären.«
    »Du spinnst!«
    »Kann sein, aber komisch war es schon.« Der Sprecher trat von der Absperrung zurück. »Ich glaube, daß es besser sein wird, wenn wir jetzt verschwinden.«
    Seine Worte hatten den beiden Teenagern den Mut genommen. Sie schauten noch einmal genauer hin, hoben dann die Schultern und gingen hinter ihrem Begleiter her.
    Jane Collins wartete noch einige Sekunden. Nach ihr waren keine anderen Besucher erschienen. Der Nachmittag gehörte eben nicht zu den Stoßzeiten auf dem Jahrmarkt. Die jüngeren Besucher fuhren lieber Karussell, als sich in den Schaubuden zu verteilen.
    Jane schlenderte auf den Zauberer zu. Sie bewegten sich völlig normal, richtig harmlos, weil sie einfach den Eindruck hatte, beobachtet zu werden. Nicht von Victor Valendy oder dessen Tochter, vielmehr von anderen Augen, die eigentlich keine Augen sein durften, weil sie ja angeblich zu den Living Dolls gehörten.
    Der Zauberer interessierte Jane. Etwa an der Stelle, an der auch die Jugendlichen gestanden hatten, blieb sie stehen. Sie tat noch nichts, drehte sich ebenfalls nur um und suchte nach irgendwelchen heimlichen Beobachtern.
    Zu entdecken waren sie nicht.
    Jane wagte es.
    Sie beugte sich vor, ohne den Arm auszustrecken. Ihr Blick galt einzig und allein dem Gesicht der lebenden Puppe. Sie wollte wissen, ob diese »Figur« reagierte und wahrnahm, daß sich ihr jemand näherte. Es war einfach zu dunkel in der Umgebung. Die angestrahlten Puppen reichten eben nicht als Lichtquelle.
    Jane mußte zugeben, daß sich diese Menschen wahnsinnig gut unter Kontrolle hatten. Sie rührten sich nicht von der Stelle. Sie hätten angeschrieen und gekitzelt werden können, es hätte sich nichts getan. Sie blieben

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