0876 - Die unheimliche Macht
um eine Vereisung.«
Suko lächelte. »Dann muß ich mich entschuldigen.«
»Bitte.«
Suko schaute der Schwester nach, die die wenigen Schritte zu ihrem Aufenthaltsraum ging, wo sie sicherlich die wohlverdiente Pause genoß.
Es wurde wieder still, und Suko war mit seinen nicht sehr fröhlichen Gedanken allein. Er konnte sich keinen Reim auf das Geschehen machen. Für ihn stand fest, daß im Haus eines gewissen Gordon Storm etwas Ungeheuerliches geschehen war, über dessen Tragweite man bisher noch nichts wußte. Möglicherweise stand man am Beginn einer neuen Entwicklung, aber das konnte Suko auch nicht direkt behaupten. Er verfluchte sein geringes Wissen und hätte sich am liebsten selbst einen Nagel in die Stirn gehämmert, um die Blockade zu brechen.
Am wichtigsten war, daß John Sinclair wieder normal wurde. Er durfte auf keinen Fall in diesem hilflosen Zustand bleiben. Sein Gedächtnis mußte und würde sicherlich auch irgendwann wieder funktionieren.
In der Stille hörte Suko, daß sich der Fahrstuhl bewegte. Er lag ihm schräg gegenüber, dort, wo das Treppenhaus begann und der Gang sich verzweigte. Da standen auch noch mehr Stühle für Besucher, aber Suko hatte sich so nahe wie möglich an die Intensivstation herangesetzt, um bei seinem Freund zu sein.
Shao wollte auch aufkreuzen, wenn es länger dauerte. Sie würde ihm Tee bringen und mit ihm zusammen die Wartezeit verkürzen. Was war mit ihm los?
Der Inspektor wußte es nicht. Er war froh, durch den Halt des Fahrstuhls abgelenkt zu werden. Die Türen schwangen auf, und Sir James verließ die Kabine.
Er schaute zuerst in die falsche Richtung und ruckte herum, als er Sukos Stimme hörte.
»Hier, Sir.«
»Aha.« Er kam auf Suko zu. Sir James trug einen hellen Mantel, den typischen grauen Anzug, und er nahm erst seinen Hut ab, als er sich neben Suko niederließ.
»Wie sieht es aus?«
»Nichts, Sir.«
»Sie haben also noch keine Nachricht erhalten?«
»So ist es.«
Sir James rieb sein Gesicht. »Das ist nicht gut«, murmelte er. »Somit können wir davon ausgehen, daß sich John noch immer im Zustand dieser rätselhaften Vereisung befindet.«
»Ja, Sie sagen es. Rätselhaft, Sir, ist vielleicht nicht der richtige Begriff.«
»Sondern?«
»Magisch.« Suko hatte das Wort leise ausgesprochen, als wäre er selbst nicht so recht davon überzeugt, aber er hatte dennoch auf Sir James einen gewissen Eindruck gemacht.
»Magisch«, wiederholte der Superintendent. »Das könnte natürlich auch stimmen.«
»Warum nur könnte, Sir? Sie haben John doch diesen seltsamen Auftrag verschafft. Können Sie mit mir darüber reden? Ich bin nämlich nicht eingeweiht worden.«
»Man wollte es nicht.«
»Wer denn?«
»Das geht weit nach oben, ist zudem geheim, und es spielen zwei Staaten und Regierungen als auch Geheimdienste eine Rolle. Ich will es mal so ausdrücken. Wenn wir beide am Fuß des Mont Blanc stehen, dann können wir den Gipfel zwar sehen, aber wir wissen nicht, wie fest die Eisschicht dort oben ist und welche Pflanzen dort seit Millionen von Jahren unter ihr verborgen sind.«
Der Inspektor staunte, denn er wunderte sich darüber, mit welchen Vergleichen sein Chef antrat.
»Könnten Sie das denn näher erklären, Sir James? Ich meine, wenn Sie sich verpflichtet haben, nichts zu sagen, dann verstehe ich auch, daß Sie…«
»Nicht mehr, Suko. Ich fühle mich daran nicht gebunden, denn ich weiß auch, daß es weitergehen wird und sie ebenfalls darin involviert werden.«
»Endlich ein Lichtblick.«
»Ob es einer ist, kann ich nicht sagen. Es geht um einen Mann namens Gordon Storm. General Gordon Storm, der zusammen mit seiner Frau Senta in einem von der Regierung gemieteten Haus lebt und ein sehr wichtiger Mann ist.«
»Militärisch?«
»Ja, wenn auch mit Einschränkungen. Zumindest nicht konventionell. Storm gehört zu den Geheimnisträgern des Landes. Er hat nicht nur in unserem Land gearbeitet, er hat auch mit den Amerikanern kooperiert, er war auf ihren Stützpunkten tätig.«
»Was wiederum nichts Unnormales ist«, sagte Suko. »Es gibt innerhalb der NATO die Kooperation und Zusammenarbeit.«
»Auf einer gewissen Ebene schon. Aber die hat Storm verlassen. Er hat auch in Stützpunkten gearbeitet, die auf kaum einer Karte verzeichnet sind. Und wenn, dann liegen diese Karten in den Kellern gewisser Dienste, die nur zuständig sind für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Es sind geheime Projekte, an denen in den versteckt
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